CADINEN/KADINEN (2)
Bei der Gründung des preußischen Bundes 1440, der die Mißstimmung der Stände dem Orden gegenüber zum Ausdruck brachte, war Baisen beteiligt. Vielleicht wollte der nur die Landesherrschaft und die Stände miteinander versöhnen. Erwiesen ist das freilich nicht. Aber die ehrgeizigen Pläne, die ihn 1453 zum Abfall vom Orden trieben, hatte er damals wahrscheinlich noch nicht. Andernfalls hat er es ausgezeichnet verstanden, vierzehn Jahre lang sich zu verstellen und ein abgefeimtes, falsches Spiel zu treiben. Der Beiname des „lahmen Basilisken“, den er später von den Ordensrittern und ihrem Anhang erhielt, will natürlich seine Tücke und Hinterlist brandmarken. Aber dieser Beiname ist aus Haß und Feindschaft erwachsen. Inwieweit Baisen schon 1440 bei der Gründung des preußischen Bundes sich schuldig machte, läßt sich nicht mehr erweisen. 1454 jedenfalls, als der Aufstand gegen den Orden losbrach, stand Baisen an seiner Spitze. Alles auf ihn gesetzte Vertrauen hat er bitter getäuscht. Er wurde zum Verräter. Zum Lohn seines Verrates wurde er vom polnischen König zum Gubernator, d.h. zum Statthalter für die Lande Preußen, ernannt. Aber es sollte den Aufständischen nicht leicht werden, die Ordensherrschaft abzuschütteln; der furchtbare 13jährige Krieg (1454-66) verwüstete mit allen erdenklichen Schrecken das Preußenland. Während dieses Krieges starb Hans von Baisen, von Gram gebeugt am 9. November 1459 in der Marienburg. Er hatte sich das Ziel seiner Pläne und seines Wirkens wohl anders gedacht. Sein Nachfolger im Amt des Gubernators wurde sein Bruder Tiburcius oder Stibor von Baisen. Wahrscheinlich wurde er auch der Erbe Cadinens. So ging dieses Gut in seinem Besitz 1466 in die polnische Zeit über.
Hans hatte seinem Bruder Stibor 1452 einen ansehnlichen Teil Cadinens abgetreten. Die Stellung eines Gubernators der Lande Preußen hob der polnische König bereits 1467, noch zu Lebzeiten des Tiburcius von Baisen, auf. Dieser war seitdem nur Woiwode von Marienburg. Er starb 1480. Von 1481-1503 war sein Sohn Nikolaus sein Nachfolger in der Woiwodschaft. Er erbte wahrscheinlich Cadinen; doch ist es auch möglich, daß sein Vetter Georg, der Starost von Tolkemit war, in den Besitz von Cadinens kam. Vielleicht besaßen die Baisen Cadinen gemeinschaftlich. Nikolaus starb 1503. Georg aber verlor 1506 die Starostei Tolkemit auf Betreiben des ermländischen Bischofs Lukas von Watzelrode, mit dem er sich verfeindet hatte. Es ist anzunehmen, daß Georg gleichzeitig Cadinen verlor. Denn er zog nach Elbing und wurde dort Bürger. Aber bald kam er beim polnischen Hof wieder zu Gnaden, wurde Starost von Mewe und sogar Woiwode von Marienburg. Seinen Cadiner Besitz wie auch sein Stammgut Basien verkaufte er an das ermländische Domkapitel, das tatsächlich wohl schon seit 1506 im Besitz Cadinens war.
Das ermländische Domkapitel besaß nun Cadinen ungestört bis 1521. Wahrscheinlich hat damals der weltberühmte Nikolaus Kopernikus Cadinen verwaltet, denn er hat sich in der Verwaltung mehrerer domkapitularischer Besitzungen mit Umsicht und Geschick betätigt.
1521 kam Cadinen noch einmal auf vier Jahre in den Besitz des deutschen Ordens zurück. Das geschah im sogenannten Reiterkrieg.
Derselbe Ordenritter Kaspar von Schwalbach, der 1521 Tolkemit besetzte, nahm auch die Herrschaft Cadinen dem Domkapitel fort. Kopernikus verlangte die Rückgabe, aber wohl vergeblich. Wahrscheinlich ist die Herrschaft Cadinen zugleich mit der Starostei Tolkemit erst 1525 durch den Krakauer Frieden an das Domkapitel zurückgelangt. So hat denn der Orden kurz vor seinem Erlöschen (1525) noch einmal seinen alten Richthof Cadinen vier Jahre lang besessen.
Georg von Baisen muß Cadinen vom Domkapitel wieder zurückerworben haben; wann wissen wir nicht. Jedenfalls erhielt er 1534 vom polnischen König die Erlaubnis, mit Cadinen machen zu dürfen, was er wolle. Er könne das Gut verpachten oder verkaufen, auf immer oder auf Zeit, ganz nach seinem Belieben. Diese Erlaubnis ist insofern merkwürdig, als sie eigentlich selbstverständlich war. Wahrscheinlich war aber durch die jahrzehntelange Zusammengehörigkeit Cadinens mit der Starostei Tolkemit die irrige Meinung entstanden, Cadinen wäre nur ein Teil der Starostei. Diesem Irrtum sollte wohl jene ausdrückliche Erlaubnis des polnischen Königs 1534 vorbeugen.
Wahrscheinlich aber hatte Georg das Geld, mit dem er Cadinen zurückerwarb, sich nur geliehen, und zwar von Kaspar Dambitz. Georg, der 1536 starb, verpfändete jedenfalls Cadinen zwischen 1534 und 1536 an diesen Kaspar Dambitz, der 1537 von Katharina Schacht jenes Gut bei Elbing erwarb, das dann nach ihm Dambitzen benannt wurde. Im Pfandbesitz von Kaspar Dambitz und seinen Erben blieb Cadinen bis 1559. Georgs Sohn, Johannes, war Kastellan von Elbing und starb 1548. Seine Witwe wollte die verpfändete Herrschaft Cadinen wieder haben. Sie wandte sich dieserhalb an den polnischen König Sigismund II. (1548-72). Er bestimmte, daß Cadinen ihr gegen Lösegeld herausgegeben werden müßte, denn die derzeitigen Besitzer wären nicht von Adel. So kam sie denn mit ihren Kindern am 28. März 1559 nach Cadinen, und in Gegenwart der Vormünder der unmündigen Kinder des alten Kaspar Dambitz, die das Lösegeld empfingen, wurde Frau von Baisen in den Besitz wieder eingewiesen. Die Bauern wurden auf ihre alten Verpflichtungen dem Hause Baisen gegenüber vereidigt. Nur der Schwiegersohn des Kaspar Dambitz war mit dieser Regelung nicht zufrieden. Er wollte seinen Anteil an Cadinen gegen kein Lösegeld abtreten. Wie sein Widerstand schließlich überwunden wurde, wissen wir nicht. Jedenfalls war Cadinen nun wieder Baisenscher Besitz.
Georg von Baisen, der Sohn des 1548 gestorbenen Johannes, besaß 1587 70 Hufen in Baisen. Die übrigen 40 Hufen waren nicht mehr im Besitz der Familie Baisen. Dieser Georg hat gewiß auch Cadinen besessen. Sein Sohn Ludwig war der letzte seines Stammes. Er starb 1621. Aber schon 1605 ließ er durch seine Frau, Anna Bazinska, - die Baisen nannten sich polnisch Bazinski – Cadinen für 10 000 polnische Gulden (1 Gulden = 30 Groschen, 1 Groschen = 4 Pfennige) an den Elbinger Rat verkaufen, jedoch mit der Bedingung, es nach drei Jahren für denselben Preis zurückkaufen zu dürfen. Andernfalls sollte der Elbinger Rat Cadinen erb- und eigentümlich besitzen. So besaß denn der Rat Cadinen von 1605 – 1608. In diesem Jahre aber kaufte Ludwig von Baisen Cadinen zurück und war noch einmal bis 1612 Besitzer des Gutes. 1612 handelte er wieder mit dem Elbinger Rat um Cadinen, wurde aber mit ihm nicht handelseinig. Baisen forderte 26 000 Florin, der Rat aber wollte nur 15 000 Florin zahlen (Florin = Gulden).
Cadinen wurde wahrscheinlich 1613 erworben von Hans Truchseß von Wetzhausen, der von 1571-1635 lebte und Oberburggraf des Herzogtums Preußen in Königsberg war. Von ihm erbte sein Sohn Sigismund Martin, der von 1616-1656 lebte und 1636 Reichsgraf wurde, die Herrschaft Cadinen. Graf Truchseß war polnischer Kammerherr und Oberst der Republik Venedig. 1645 hatte er einen Streit mit seinen Cadiner Bauern (davon berichten die Christburger Grodbücher). Seine älteste Schwester Elisabeth hatte 1624 Albrecht von Schlieben geheiratet, der von 1600 bis 1656 lebte und polnischer Oberstleutnant war. Sie erbte Cadinen wahrscheinlich von ihrem Bruder. Ihr Besitznachfolger war ihr Sohn Johann Theodor Dietrich Graf von Schlieben, der 1636 geboren war und 1666 Reichsgraf wurde. Er hatte viele Güter, Titel und Ämter. So war er Woiwode von Livland, polnischer Kammerherr, Oberst und Starost auf Roggenhausen: im Herzogtum Preußen war er Erbhauptmann auf Gerdauen, Nordenburg und Schönberg, außerdem besaß er hier Birkenfeld, Glaubitten, Habersdorf (jetzt Finckenstein genannt) und Beynuhnen. Graf Schlieben, erst evangelisch, dann Katholik, begründete das Cadiner Kloster 1682. Er starb 1697. Cadinen erbte sein Sohn Graf Ernst Sigismund. Er verkaufte die Herrschaft nach etlichen Jahren an den Starosten von Tolkemit Johann Ignatius Dzialinski (zu seiner Zeit lagen während der russischen Besetzung Elbings, 1710-12, 200 russische Soldaten in Cadinen, die zur Eskorte der russischen Kronprinzessin gehörten, die in Elbing weilte). Des Grafen Ernst Sigismund jüngerer Bruder Graf Johann Wilhelm, erwarb Cadinen wieder zurück und besaß es von 1723-1737. (In dieser Zeit wurde wohl das heutige Cadiner Gutshaus nach dem Muster des eben errichteten Tolkemiter Starostenschlosses gebaut.) Er war kaiserlicher Kammerherr in Wien und polnischer Generalleutnant. Sein Leben war unordentlich, er war sehr verschuldet. Von seiner Schwester Maria Casimira Eleonore, Gattin des preußischen Kanzlers von Ostau und seit 1727 Witwe, hatte er 18 000 Taler geliehen. Dafür verpfändete er ihr Cadinen.
Er überließ ihr die Verwaltung dieser Herrschaft wie die Erziehung seiner einzigen Tochter, der Gräfin Eleonore. Die verwitwete Kanzlerin von Ostau erbte nach dem Tode ihres Bruders, des Grafen Johann Wilhelm, 1737 Cadinen, das sie bis 1746 besaß. Sie war 1681 geboren und starb 1751. Aber bereits fünf Jahre vor ihrem Tode, 1746, übergab sie Cadinen ihrer Nichte und Pflegetochter Eleonore, die damals den Grafen Wratislaw Domski heiratete. Diese war in erster Ehe mit dem Grafen Stefan von Morstein verheiratet gewesen, die Ehe war 1742 geschieden worden. Noch in demselben Jahre hatte sie einen Abenteurer, der in Danzig lebte und sich Fürst Hultazob nannte, geheiratet. Im Februar 1743 war er plötzlich gestorben; man sprach von einem Verbrechen, es blieb aber ungeklärt und ungesühnt. 1746 heiratete nun seine Witwe den Grafen Domski, der durch sie in den Besitz Cadinens kam. Er ließ das Kloster massiv erbauen. Seine Gattin starb 1758. Jetzt wollte die Familie Schlieben Cadinen zurück haben. Aber Graf Domski konnte nachweisen, daß er für die Zeit seines Lebens Cadinen behalten dürfte.
So ging Cadinen im Besitz des Grafen Domski 1772 hinüber in die preußische Zeit. Er starb 1782. Die Nachkommen des Grafen Ernst Sigismund von Schlieben führten nach seinem Tode einen langwierigen Prozeß um Cadinen, da es sowohl von den Grafen Domski wie auch von den Verwandten des 1737 gestorbenen Grafen Johann Wilhelm von Schlieben beansprucht wurde. Der Prozeß wurde 1786 zu Gunsten der Nachkommen des Grafen Ernst Sigismund von Schlieben entschieden. Zwecks Auseinandersetzung verkauften sie 1787 die Besitzung an den preußischen General Wilhelm Friedrich Karl Grafen von Schwerin. Der Kaufkontrakt ist am 1. Dezember 1787 ausgestellt. Graf Schwerin bezahlte für Cadinen 27.200 Taler. Er besaß Cadinen zwar nur 12 Jahre, aber in dieser Zeit verschönerte er es unter außerordentlichem Kostenaufwand ganz ungemein. Es heißt, daß die beiden Wappen am Gutshaus aus dieser Zeit stammen, das eine Wappen soll das des Grafen Schwerin, das andere das seiner Gattin sein. Jedenfalls scheint der Graf Cadinen sehr geliebt zu haben. Er ließ den Park in seinem vorderen Teil in der damals beliebten Art gartenkünstlerisch ausgestalten. Arbeitskräfte dafür standen ihm als preußischem General in seinen Soldaten reichlich zur Verfügung. Graf Schwerin lebte sehr üppig in Cadinen, fast wie ein kleiner deutscher Fürst, an denen Deutschland damals so reich war. Er kam meist auf dem Wasserweg über das Haff nach seiner westpreußischen Herrschaft. Um seinen jedesmaligen Einzug hier recht prächtig zu gestalten, ließ er eine besondere Straße anlegen, die vom Haffufer bis auf die Höhe des Parks führte, wo später, seit 1889, die Germaniafigur stand. Zu Schwerins Zeiten reichte der Kieferwald, der heute in der Nähe des Haffes liegt, unmittelbar an das Gut heran. Die Bevölkerung nannte diesen Wald bis in die jüngste Zeit Fichtwald, in der Ordenszeit hieß er Kienwald. Durch diesen Wald ließ Schwerin nun einen breiten Durchhau machen, die Straße setzte sich im Park fort, so daß man von der Höhe des Berges einen freien Blick bis zum Haffufer hatte. Am Fuß des Berges war eine Grotte, die sich noch bis in die Kaiserzeit hinein erhalten hat. (Von dieser Grotte wußte der Volksmund zu erzählen, daß von ihr ein geheimer Gang nach dem Kloster Cadinen oder sogar nach dem Elbinger Dominikanerkloster, der heutigen St. Marienkirche, geführt habe.) Über ihr wurden Bastionen angelegt, und dort standen Geschütze, die man zum Teil noch heute in Cadinen sieht. Diese Kanonen wurden abgefeuert, wenn der Graf am Haffufer den Cadiner Boden betrat, die Einzugsstraße war abends festlich erhellt, und so hielt der Graf jedesmal einen pomphaften Einzug.
Eine kleine nette Geschichte hat sich über Schwerin in Cadinen noch erhalten. Er bezog seinen Rotwein aus Stettin. Als er ihn einst nicht gut fand, antwortete ihm der Weinhändler mit diesem Verschen:
„Min Herr Graf Schwein,
Aet he Käs tom Win,
Denn schmeckt em de Win
in Cadin so god as in Stettin.“
Aber lange konnte das lustige, üppige Treiben des Grafen in Cadinen nicht währen. 1794 sah er sich genötigt, bei der Landschaft eine größere Anleihe zu machen, Diese schätzte damals Cadinen auf 52.750 Taler. Die Schuldenlast Schwerins wurde schließlich so groß, daß er in Vermögensverfall geriet. Das Gut kam unter den Hammer, und am 24. Mai 1799 erwarb es der Frauenburger Domherr Ignaz von Matthy, der später Bischof von Kulm wurde, für 50.250 Taler. Der geistliche Herr behielt Cadinen aber noch nicht einmal ein halbes Jahr. Bereits am 4. Oktober 1799 verkaufte er es an seinen Vetter, den Danziger Bankier Ignaz Anton von Matthy für 63 300 Taler, also mit einem Gewinn von mehr als 13.000 Talern, einer für jene Zeit sehr erkleckliche Summe. An diesen Ignaz Anton Matthy erinnert heute noch die Wetterfahne auf dem alten Speicher neben dem Gutshaus, den er 1801 erbaute. Die Wetterfahne zeigt die Buchstaben I. A. M. und die Jahreszahl.
Als Matthy gestorben war, kaufte von seiner Witwe Johanna Magdalene geb. Rothenburg 1804 Cadinen der Elbinger Bankdirektor Gotthilf Christoph von Struensee für 63.000 Taler. Der Name Struensee ist aus der Geschichte des 18. Jahrhunderts wohl bekannt. Der Cadiner Rittergutsbesitzer war ein Bruder jenes dänischen Ministers, der 1772 hingerichtet wurde. Dieser, Johann Friedrich, wie seine Brüder, Karl Gustav und Gotthilf Christoph, waren die Söhne Adam Struensees, der als Prediger an der Ulrichskirche in Halle gewirkt und sich als Herausgeber des alten Halleschen Gesangbuches einen Namen gemacht hat. Er ging später in dänische Dienste und starb als Generalsuperintendent von Schleswig 1791. Der berühmteste der Struensees war Johann Friedrich, der gewaltigen Aufstieg und jähen Absturz erlebte. 1737 geboren, studierte er Medizin und wurde 1759 Stadtphysikus in Altona, 1768 Leibarzt des Königs Christian VII. von Dänemark. Er gewann Einfluß auf die Königin Karoline Mathilde und herrschte mit ihr unumschränkt, indem beide den schwachen König von der Regierung fernhielten, 1771 wurde Struensee Kabinettsminister. Auch wurde er in den Grafenstand erhoben. Als die Königin 1771 eine Tochter gebar, wurde Struensee beschuldigt, unerlaubte Beziehungen mit ihr unterhalten zu haben. 1772 wurde er gefangen gesetzt und grausam hingerichtet.
Bedeutend war auch sein Bruder Karl Gustav (geboren 1735), der 1804 als preußischer Minister starb.
Unser Gotthilf Christoph von Struensee war 1752 in Halle geboren. Er kam 1782 als Bankdirektor nach Elbing, und zwar als Nachfolger seines Bruders Karl Gustav, der 1777, nachdem er dänischer Justizrat gewesen war, auf Veranlassung Friedrichs des Großen ein staatliches Bankkontor, damals Königliche Bank-Commandite genannt, in Elbing begründet hatte. Gotthilf Christoph von Struensee hatte im Elbinger Landkreise ausgedehnten Grundbesitz, denn als er 1804 Cadinen erwarb, besaß er schon seit 1786 Alt-Schönwalde und seit 1788 Neu-Schönwalde, ferner ein Stück von Eggertswüsten, die Elbinger Kämmereiforst Scheerswüsten (d.i.der heutige Schönwalder Unterwald) und seit 1803 fünf Hufen von Alt-Eichfelde. Struensee liebte es, die Stallungen aus gesprengten großen Findlingsblöcken zu erbauen. Gebäude dieser Art sieht man heute noch in Rehberg und Schönwalde. Bis zu Struensees Zeit gab es seit den Ordenzeiten in Cadinen einige Bauernhöfe. Cadinen war also ein Gut mit einem Bauerndorf. Die Stellung der Bauern dem Gutsbesitzer gegenüber war fast die von Leibeigenen. Wo heute das Cadiner Gasthaus steht, war solch ein Bauernhof: der große Garten hinter der berühmten tausendjährigen Eiche, im Volksmund Blombachsgarten genannt, gehörte zu diesem Hof. Struensee kaufte die Bauernhöfe aus, und seitdem ist Cadinen nur Gut ohne Bauerndorf.
Die Tochter Karoline hatte den Leutnant Leopold von Dewitz geheiratet. Diesem übergab Struensee 1805 Cadinen. Damals wurde der Wert des Gutes mit 60.250 Taler angenommen. Dewitz hat in Cadinen durch die schweren napoleonischen Kriegszeiten sehr gelitten. (Während des unglücklichen Krieges weilte im Juli 1807 der verwundete französische Marschall Bernadotte, der spätere König Karl XIV. von Schweden, 1818-44, mit seiner Gattin einige Zeit in Cadinen.) So hatte er z.B. 1809 nach Graudenz, Königsberg, Elbing und Danzig Pferde und Lebensmittel für die fremden Truppen geliefert. Er sollte dafür von der Regierung mehr als 392 Taler erhalten. Das Landratsamt in Christburg, zu dem auch das Elbinger Gebiet damals gehörte, teilte Dewitz aber mit, daß der Staat nicht in der Lage wäre, ihm diese Summe zu bezahlten. Das Geld sollte allmählich verrechnet werden. Darauf konnte sich aber Dewitz nicht einlassen. Er hatte das damals knappe Geld sehr nötig; der Zinsfuß betrug 24%. Dewitz ging bis an den König. Ob er Erfolg gehabt hat, wissen wir nicht. 1809 hatte Cadinen 355, Rehberg 437 Morgen unter dem Pflug.
Dewitz konnte sich schließlich auf Cadinen nicht mehr halten. Er ging nach Stargard in Pommern. Cadinen übernahm 1811 wieder sein Schwiegervater, der Bankdirektor von Struensee. Er verkaufte das Gut aber bereits 1814 an den Elbinger Kaufmann Daniel Birkner; die gerichtliche Auflassung erfolgte 1817. Struensee behielt nur Schönwalde in seinem Besitz. Er starb am 3. April 1829 in Neu-Schönwalde und liegt auf dem Dörbecker Kirchhof dicht vor dem Kirchenportal begraben. Neben ihm ruht sein Sohn Ferdinand, der von 1786-1835 lebte und der Schönwalde von seinem Vater geerbt hatte. Mit ihm starben die Struensees in der Elbinger Gegend aus.
Daniel Birkner, der neue Rittergutsbesitzer von Cadinen, war seit jenen Zeiten, da Kaspar Dambitz und seine Erben um 1550 das Gut besessen hatten, der erste bürgerliche Besitzer der Herrschaft. Er war in den napoleonischen Zeiten reich geworden, so reich, daß er 1817, als das Geld sehr knapp war und die Armut allenthalben sehr groß war, die schöne, in edlem Stil gehaltene Orangerie im Cadiner Park erbauen konnte. Birkner hatte an Struensee für Cadinen 63.000 Taler gezahlt. Er bewirtschaftete das Gut nicht selbst, sondern verpachtete es an seinen jüngeren Sohn Eduard, der es 1827 nach des Vaters Tode ganz übernahm. Bei der Auseinandersetzung mit den andern Erben zahlte Eduard Birkner 49.000 Taler für das Gut. Er bewirtschaftete es bis zu seinem Tode, über 40 Jahre lang. Durch den Schloßbaumeister Hildebrand in Königsberg ließ er im Park einen Springbrunnen anlegen und sorgte auch sonst für die Verschönerung Cadinens. Wo heute der Springbrunnen sich befindet, war früher eine kleine, mit Rosen bepflanzte Insel. Der Park wurde in der Birknerzeit sehr schön gehalten und war dem Publikum zugänglich. Eine beliebte Volksbelustigung war damals im Park der sogenannte „Muldenberg“.
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