Familienforschung im Stadt-
und Landkreis Elbing
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit diesem Beitrag von einem in Maibaum geborenen Landsmann möchte ich Ihnen einmal zeigen, wie wertvoll es für die Familienforschung ist, wenn man – wie in diesem Fall – auf einen schriftlichen Bericht zurückgreifen kann. Gleichzeitig wird hier anschaulich vermittelt, wie das Leben „damals“ ablief.
Von einigen Korrekturen abgesehen ist der Bericht authentisch und von mir nur an manchen Stellen in eine leicht erzählende Form gebracht worden.
Bemerkungen oder Zusätze wie Geburtsdaten aus meiner Datensammlung, habe ich jeweils in eine Klammer (…) gesetzt.
Lebensbericht von Peter Pankrath:
Mein Name ist Peter Pankrath und ich möchte berichten, was sich in meinem Leben so abgespielt hat. Geboren wurde ich in Maibaum am 27. März 1878, getauft am 22. April in der Kirche zu Trunz. Meine früheste Kindheit verlief ohne große Aufregungen. Diese begannen erst 1884, als ich in Maibaum eingeschult wurde.
Unser Lehrer war (Michael) Lenz, dessen Ehefrau (Regine Christine *Baasner) aus Dünhöfen stammte. Meine Schulkameraden waren Rudolf Schiek, August Meckelburg, August Binding, Peter Wölk, Töchter Schiek und Kuhn, die Tochter von August Pankrath, der später nach Mühlhausen ging, die Töchter von Kunz und Jepp, die älteste Tochter Wölk, die Tochter von Johann Pankrath. Leider erinnere ich mich nicht mehr an alle Vornamen. Ostern war immer Schulanfang.
!892 wurde ich (von Pfarrer Sensfuß) in Trunz konfirmiert. Der Konfirmationsunterricht fand im Winter in der Schule, im Sommer in der Kirche statt. Meine Konfirmation wurde in der elterlichen Wohnung, späteres Eigentum meines (jüngeren) Bruders August Pankrath gefeiert.
Mein Vater Jacob Pankrath (*14.03.1850 in Maibaum) hatte vier Geschwister. Bruder Peter (der älteste Sohn) bekam den väterlichen Hof, das Land des Einödnerhofes in der Größe von 60 preuß. Morgen wurde auf die Geschwister Johann, Peter und Christine (später verheiratete Michael Krause) verteilt. Das meiste Land bekam aber Peter Pankrath.
Mein Vater Jacob war zunächst Landarbeiter bei anderen Bauern. Meistens bei Bauer Möller. Mein Bruder Gottfried heiratete sogar die Tochter von (Gottfried) Möller.
Kurz vor der Heirat meines Vaters erwarb dieser ein Eigentümerhaus mit 2 Morgen Land. Nach etwa 5 Jahren als Landarbeiter war er finanziell dazu in der Lage, weitere 10 Morgen Land vom Bauern Leopold Binding aus Trunz zu kaufen. Dieser hatte das Land derzeit von Ehlert-Binding als Erbteil bekommen. Ohnehin lag das Land auf Maibaumschen Gebiet, oben an der Münsterbergschen Grenze. Das Gelände musste allerdings erst ausgerodet und die Stubben entfernt werden, um es für die Landwirtschaft nützlich zu machen. Eine Kuh, Schweine und Hühner waren schon da, - jetzt wurde noch ein Pferd zugekauft.
Meine Mutter war Anna Justine Krause (*08.10.1850 in Haselau). Sie stammte aus einem Vierhufenhof (1 Hufe = 16,8 ha oder 240 preuß. Morgen) aus Haselau. Sie hatte vier Brüder und 3 Schwestern. Den elterlichen Hof übernahm der (jüngste) Bruder Gottlieb Krause. Die anderen Geschwister lebten in folgenden Orten:
Michael wurde Eigenhäusler in Haselau, ein Bruder (August)) heiratete nach Altmünsterberg, ein Bruder (Johann) heiratete katholisch und ging nach Hütte, eine Schwester (Florentine) ging nach Maibaum. Über die anderen weiß ich nichts mehr.
Sämtliche Kinder bekamen aus dem Grundstück etwas ausgezahlt, so dass sie sich wenigstens ein eigenes Haus mit einigen Morgen Land kaufen konnten. Meine Mutter trug zu dem Kauf dieses Landes von seinem Vater Jacob bei, da der Vater ja mit seinem Geld für den Lebensunterhalt zu sorgen hatte.
An meine beiden Großelternpaare (Gottfried Pankrath/Elisabeth *Maruhn und Gottfried Krause/Dorothea *Kunz) kann ich mich nicht mehr erinnern. Allerdings haben wir den Onkel (Krause) in Haselau besucht. Er hatte 8 Pferde und einen Hengst. Dort war es gut und es gab besseres Essen als zu Hause. Der Onkel nannte einen großen Wald sein Eigentum, sein Sohn August Krause hat später Holz verkauft. Meine Brüder August und Gottfried holten von dort gegen Bezahlung auch schon mal eine Tanne heraus.
In der Regel hat der älteste Sohn immer den väterlichen Hof bekommen.
Ein Bruder meines Vaters (der jüngste) war Gottfried Pankrath. Er wohnte in Maibaum an der Seite hinter Döring. Seine Frau (Maria Elisabeth Binding) stammte aus dem Ehlert-Bindingschen Hofe. Da er wahrscheinlich auch keine Auszahlung aus dem väterlichen Hof bekommen hatte, kaufte er sich zusammen mit seiner Ehefrau ein Grundstück von 30 Morgen, wovon sich seine Familie nährte (Ehlert-Binding war ein Bauer von 5 Hufen = 300 preuß. Morgen). Bei Ehlert-Binding war auch die Kinderzahl sehr groß, somit hatte sich diese Tochter sozial verschlechtert.
Gottfried Pankrath hatte einen Sohn Gustav, der als unverheirateter Infanterist im Weltkrieg gefallen ist. Mein Bruder August Pankrath und er waren kurz vor seinem Tode zusammen in einem Schützengraben. Als der Feind (Russen) vor ihnen lag, musste er dringend aus der Hose. Obwohl ihn mein Bruder dringend warnte, dieses hier an der Front besser nicht zu tun, führte er es doch aus und erhielt einen Beckenschuss, an dessen Folgen er verstorben ist. Zwar wurde er noch in ein Krankenhaus gebracht und nach Trunz/Maibaum überführt, wo er auf dem dortigen Friedhof beerdigt wurde. Dieses war nun der einzige männliche Nachkomme von Gottfried Pankrath. Er hatte aber noch vier Töchter. Die älteste Tochter (Wilhelmine, *19.07.1878) war so alt wie ich und heiratete später (25.01.1900) ihren Vetter August Pankrath (*24.11.1874), einen Sohn von Johann Pankrath (*16.01.1846). In dieser Ehe wurden Kinder mit Fehlern geboren. Sohn Hermann war fast stumm, Sohn Gustav (* ca. 1900) arbeitete zunächst bei seinem Vater auf dem Bauernhof (40 preuß. Morgen) in Schwangen bei Mühlhausen. Der Vater war dort auch als Maurer tätig. Es sollen auch noch zwei oder drei Töchter im Haus gewesen sein, die in Mühlhausen und im väterlichen Betrieb arbeiteten, über deren Verbleib ich nichts weiß. Gustav Pankrath heiratete Minna (Auguste) Jepp (*27.08.1907) aus Maibaum. Sie kam von den Jepps hinter Michel Wölk in Maibaum. Gustav arbeitete noch einige Zeit in Maibaum als Landarbeiter bei dem Bauern Liedtken-Drösen. Das Paar kaufte sich dann in Pomehrendorf den Hof des nach Elbing verzogenen früheren Bauern Gustav Peter, dessen Ehefrau plötzlich verstarb und dessen Sohn Kurt im II. Weltkrieg gefallen war. Gustav Pankrath wurde nach Russland verschleppt und ist dort verstorben. Seine Ehefrau Minna wurde irre und verstarb in Pomehrendorf. Der einzige Sohn Helmut hat nach Aussagen der Maibaumer Flüchtlinge seinen Großvater mit ins Lager genommen und soll sich irgendwo in Deutschland aufhalten. (Bemerkung Mauter: Helmut P. wurde am 22.12.1939 geboren und lebt heute in Wuppertal).
Durch das ruhige Verhalten waren an Gustav Pankrath keine Krankheitszeichen zu erkennen. Er war auch in der Landwirtschaft sehr tüchtig.
Die 2. Tochter (Auguste Wilhelmine P.) heiratete den Bauern (Johann) August Binding (aus dem Ehlert-Bindingschen Grundstück). Das Paar wohnte in Maibaum-Abbau, - nach Münsterberg zu. Dieser August Binding war so alt wie ich (*20.07.1878), seine Frau - meine Base - einige Jahre jünger. Aus dieser Ehe ging ein August Binding hervor, welcher in Pomehrendorf die Else (Editha) Herrmann (*08.11.1914) aus Schönmoor heiratete und bis zur Einberufung in Schönmoor wohnhaft war.
Die 3. Tochter von Gottfried Pankrath heiratete den Maurer (August) Petermann (*15.11.1892) aus Trunz. August Petermann wurde durch diese Heirat Bauer in Maibaum, weil seiner Ehefrau das väterliche Grundstück verschrieben wurde. Nachkommen dieser Ehe sind mir nicht bekannt.
Gottfried Pankraths 4. Tochter (Vorname nicht bekannt) verheiratete sich mit dem Bauern Wilhelm Dröse (Liedtken-Dröse), dessen Hof 200 preuß. Morgen groß war. Auf diesem Hof habe ich bei seinem Vater Peter Dröse (*16.06.1831) 8 Jahre gedient.
Aus dieser Ehe ging eine Tochter namens Ruth hervor, welche nach Russland verschleppt wurde und dort gestorben ist.
Ein Bruder meines Vaters war Johann Pankrath (1. Zwilling, *16.01.1846), der mit einer Gutt (Anna Regine Gudt, *17.05.1844) aus Maibaum verheiratet war. Er wohnte kurz hinter Maibaum Richtung Trunz. Aus dieser Ehe stammte August Pankrath (*24.11.1874) welcher mit der Tochter von Gottfried Pankrath (Wilhelmine Pankrath, *19.07.1878) verheiratet war. Außerdem war da noch eine Tochter, die so alt war wie ich (Marie Elisabeth P.). Und es gab noch eine andere Tochter, von deren Verbleib mir nichts bekannt war.
Ein anderer Bruder meines Vaters war Peter Pankrath (*06.09.1842), der mit Regine Jepp verheiratet war. Der (einzige) Sohn Jacob (*18.05.1877) heiratete Florentine Liedtke (*10.02.1883), eine Tochter des Peter Liedtke aus Maibaum. Jacob, der bereits den väterlichen Hof mit ca. 25 Morgen bewirtschaftete, bekam von seinem Schwiegervater noch weitere 10 Morgen dazu. Nun war der Hof 35 Morgen groß und man konnte sich gut davon nähren. Jacob Pankrath und Florentine *Liedtke hatten den Sohn Fritz, der eine Tochter von (Michael) Krause (Minna) ehelichte. Aus dieser Ehe gab es 2 Töchter, die auf dem väterlichen Grundstück wohnhaft waren. Fritz Pankrath soll noch 2 Schwestern gehabt haben.
Die einzige Schwester meines Vaters war Christine Pankrath (*04.08.1838), die sich mit dem Eigentümer Michael Krause (*23.08.1842) aus Maibaum verheiratete. Sie hatten 3 Kinder. Der Sohn Michael heiratete Anna Regine Vollerthun (eine Tochter des Halbhüfners Peter Vollerthun und der Anna Regina *Dröse). Anna Regina Vollerthun (*28.09.1872) hatte 2 Brüder: Gottfried und Peter. Gottfried Vollerthun erwarb in Pomehrendorf einen Bauernhof (er war mit Anna Maria Kuhn verheiratet) und verstarb dort. Eine von seinen Töchtern, (Anna) Elise, heiratete den Bauern Rudolf Zander aus Hermsdorf. Der Sohn, Gerhard Zander, fiel im II. Weltkrieg, die Eheleute Zander wurden verschleppt und sind in Russland verstorben.
Peter Vollerthun, der andere Bruder, war Bauer in Maibaum und mit einer Frau geb. Colmsee (es war Anna Regine Colmsee, *12.06.1870) verheiratet..
Aus der Ehe von Michael Krause und Anna Regine *Vollerthun sind 4 Kinder bekannt: Wilhelm, August, Minna und Anna. Wilhelm heiratete Auguste Friedrich (Tochter von Gottfried Friedrich und Christine *Wölk) und wurde Bauer in Groß Stoboy. Zimmermann August Krause heiratete die Stellmachertochter (Florentine) Kuhn aus Maibaum.
Über Gottfried Vollerthun (*27.06.1869) möchte ich noch folgendes berichten:
Der in Pomehrendorf wohnhaft gewesene Vollerthun wollte in Maibaum gerne seine jetzige Ehefrau Frau Anna Kuhn (*12.08.1873) zur Frau haben. Der Vater dieser Anna (Gottfried Kuhn) war jedoch hierzu nicht zu bewegen, da er ein größerer Bauer mit 2 Höfen in Maibaum war. Durch unauffälliges Verkehren der Beiden wurde der Bauer Kuhn nun dazu gezwungen, seine Tochter Anna dem Gottfried Vollerthun - es waren Nachbarskinder – zur Frau zu geben, da die Geburt eines Kindes zu erwarten war. Aus diesem Grunde haben sich beide die Ehe erkämpft. Nach einigen Jahren Wohnung in Maibaum wurde das Pomehrendorfer Grundstück gekauft.
Lebensbericht von Peter Pankrath
aus Maibaum, Kr. Elbing
Günter Mauter