DER LANDKREIS ELBING   
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NEUKIRCH - HÖHE

hieß in der ersten Ordenszeit Pogardichen oder Pangordicien. Die Bezeichnung Neukirch führte das Dorf erst später. Der Name Neukirch-Höhe vollends kam erst Jahrhunderte später auf, als nämlich 1641 in Neuheide in der Elbinger Niederung eine Kirche begründet wurde, die den Namen Neukirch-Niederung bekam.

Wie aus der alten Bezeichnung Pogardichen für Neukirch-Höhe hervorgeht, war hier ursprünglich eine Preußensiedlung.

Als deutsches Dorf ist Neukirch-Höhe begründet worden durch die Handfeste vom 26. Juli 1305, die der Komtur Heinrich von Gera ausstellte. Der Lokator hieß Heinrich. Das Dorf erhielt 84 Hufen, davon waren sieben freie Schulzenhufen. Von jeder der übrig bleibenden 77 Zinshufen waren zu zahlen je eine halbe Mark und vier Hühner. Von allen 84 Hufen war das kulmische Pflugkorn zu entrichten, und zwar von jedem Pflug je ein Scheffel Weizen und ein Scheffel Roggen. Der Schulz erhielt die niedere Gerichtsbarkeit über die Deutschen. Die höhere behielt sich der Orden vor, doch erhielt der Schulz, wie üblich, den dritten Teil der von dieser eingehenden Bußen.

Der Komtur Hermann von Öttingen gründete zwei Krüge im Dorf, den einen 1324, den anderen 1329.

Am 14. April 1360 verschrieb in Cadinen der damalige Elbinger Komtur Ortolf von Trier dem Dorfe zwei Hufen Übermaßland unter denselben Bedingungen, wie sie für die übrigen Hufen galten.

Am 24. Juni 1369 fand in Neukirch eine Verhandlung zwischen dem berühmten Hochmeister Winrich von Kniprode und dem ermländischen Bischof Johannes II. (1355-73) Streifrock statt, die mit solcher Heftigkeit geführt wurde, dass der Hochmeister den Bischof erstechen wollte, was auch geschehen wäre, wenn nicht einer von den Gebietigern ihm in den Arm gefallen wäre. Der Bischof ging verkleidet außer Landes, da der Hochmeister es ihm verwehren wollte, und beschwerte sich über den Orden beim Papst in Avignon. Die ganze Angelegenheit, bei der es sich um Grenzstreitigkeiten zwischen dem Orden und dem Bistum handelte, wurde erst 1374 erledigt, als schon Heinrich III. Sorbom Bischof war.

Zu Zeiten des Hochmeisters Konrad von Wallenrod (1391 bis 1393) erfolgte am 1. August 1392 in Holland die Erneuerung der Handfeste der beiden Krüge von Neukirch-Höhe. Der Elbinger Komtur Siegfried Walpot von Bassenheim erwähnt darin die beidenHandfesten, die Komtur Hermann von Öttingen 1324 und 1329 den beiden Krügern Hermann und Bernhard ausgestellt hatte. Er verleiht die beiden Krüge jetzt an Klaus Lemkyn, dazu einen Morgen Ackers. Im Haselauer Wald darf der Krüger Lagerholz zu seinem Gebrauch hauen, für jährlich fünf Mark und zwei Schock Hühner. Wartgeld und Pflugkorn soll er zinsen in gleicher Weise wie die übrigen Krüger des Landes. Er darf seinen Gästen Brot, Fleisch, Bier, Butter, Käse, Heu und Hafer verkaufen.

Die Kirche in Neukirch-Höhe soll erst unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-1382) begründet worden sein, wie man meint 1366. Das bis dahin Pogardichen genannte Dorf empfing nun den Namen Neukirch.

Im dreizehnjährigen Kriege (1454-66) kam Neukirch-Höhe durch Verschuldung in den Besitz des Elbinger Bürgers Heinrich Bieland, nachdem das gleichnamige Gut bei Elbing benannt ist. Er verschrieb das Dorf dem Brigittenkloster in Elbing, das 1458 begründet worden war, aber schon anfangs des 16. Jahrhunderts einging. Der polnische König bestätigte 1469 die Schenkung. Gleichzeitig kamen Karschau und Krebsdorf (heute Kreuzdorf) an das Brigittenkloster. Als das Kloster eingegangen war, wollte der Rat in Elbing die Dörfer an sich nehmen. Der ermländische Bischof Lukas von Watzelrode (1489-1512) aber setzte es durch, dass sie 1508 vom polnischen König Sigismund I. zusammen mit der Starostei Tolkemit dem Ermland zugeteilt wurden. Tatsächlich hatte der Bischof schon 1506 dieses Gebiet in seinem Besitz. Aber der Rat Elbings gab sich nicht ohne weiteres mit dieser Entscheidung zufrieden. Er ließ das Kloster wieder mit einigen Mönchen und Nonnen besetzen. Das Kloster fühlte sich nun wieder als Besitzer von Neukirch, am 3. Februar 1512 stellte es für den Krüger von Neukirch eine Verleihungsurkunde über vier Hufen aus. Aber sehr bald war das Kloster wieder leer, und Neukirch blieb beim Ermland. Als 1569 das ermländische Domkapitel auf Beschluss des Reichstages die Starostei Tolkemit herausgeben musste, kam auch Neukirch zu dieser Starostei, Karschau und Krebsdorf aber blieben beim Ermland.

1709 und 1710 wütete, wie überall, so, auch Neukirch die Pest. Ihre Opfer wurden dort begraben, wo heute die kleine Kapelle an der Chaussee nach Tolkemit steht. Die Kapelle selbst ist aber erst im 19. Jahrhundert errichtet worden.

Als 1742 die Starostei Tolkemit durch eine königliche Kommission revidiert wurde, hatte Neukirch noch die 86 Hufen, die es in der Ordenszeit erhalten hatte. Der Schulz besaß sieben Freihufen, der Krüger vier Hufen, für die er einen geringeren als den üblichen Zins zu zahlen hatte. 12 wüste unfruchtbare Hufen, die sogenannten Jacobihufen (in Maibaum hießen die wüsten Hufen auch Jacobihufen) waren verpachtet. 39 Hufen waren Zinshufen. Die übrigen Hufen waren Scharwerkshufen. Das Scharwerk war schwer und drückend. Jeder Scharwerksbauer musste für sie je eine Hufe das ganze Jahr hindurch wöchentlich einen Tag, in der Ernte zwei Tage, mit zwei Menschen und vier Pferden für die Herrschaft arbeiten. Er hatte eine Stunde vor Sonnenaufgang an der Arbeitsstelle zu erscheinen, um sie erst nach Sonnenuntergang zu verlassen.

Im Jahre 1772 wurde mit der Starostei Tolkemit auch das Dorf Neukirch-Höhe preußisch.

Das Patronat über die Kirche in Neukirch-Höhe hatte in der Ordenszeit der Orden selbst, in der polnischen Zeit der polnische König, der es aber durch den Tolkemiter Starosten wahrnehmen ließ. 1772 kam das Patronat an den preußischen König. Dieselben Patronatsverhältnisse walteten bei der Tolkemiter Kirche ob.

1885 war die noch aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche in Neukirch baufällig geworden und musste abgebrochen werden. Im eichenen Holze des Ostgiebels dieser Kirche war die Zahl 1366 eingeschnitten. Der Turm hatte eine Wetterfahne mit Jahreszahl 1752. Diese alte Kirche enthielt fünf Altäre, eine Kanzel und vier Beichtstühle. Die Kirchendecke war bemalt. 1885 wurde von dem Regierungsbaumeister Prejawa aus Danzig die neue Kirche gebaut, 1886 und 1887 erfolgte die innere Ausstattung. Die neue Kirche hat 3 Altäre, eine Kanzel und drei Glocken. Der Kostenaufwand betrug etwas über 74000 Mark. Am 3. Oktober 1886 weihte der ermländische Bischof Andreas Thiel die neue Kirche ein.

Die Schule in Neukirch stammt als Kirchschule wahrscheinlich schon aus der Ordenszeit. 1778 glich die Schule einer Ruine und war dem Einsturz nahe. Der Lehrer hieß damals Antonius Schmidt; 1798 übernahm das Amt Johann Harwart. Er war tüchtig in seinem Berufe. Als Gehalt erhielt er wöchentlich zwei Groschen von jedem Schulkinde. Das Schulhaus war 1785 erbaut und hatte zwei Zimmer, eins war Schulzimmer. Die Kinder besuchten nur im Winter die Schule. Im Winter 1797/98 waren es 52 an der Zahl. Auch die Birkauer und Klakendorfer schickten ihre Kinder in die Neukirchner Schule. Als Küster und Organist empfing Harwart vier Taler 60 Groschen und Kalende in Geld und Naturalien, außerdem 24 Fuhren Holz. Harwart starb 1830.

1821 wurde ein neues Schul- und Organistenhaus in Neukirch gebaut. 1850 wurde es vergrößert und verbessert. 1868 wurde eine zweite Lehrerstelle geschaffen.


Neukirch-Höhe hat heute (1925!) 1468 ha und 649 Bewohner.



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