DER LANDKREIS ELBING   
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BEHRENDSHAGEN

hieß ursprünglich Bernhardishagen, d. h. Bernhardswalde. Es führt seinen Namen nach einem seiner Lokatoren. Diese waren Bernhard und Blankard. Eine Handfeste ist nicht erhalten, so dass wir nicht zu sagen vermögen, wann das Dorf begründet ist. Es ist jedenfalls sehr alt. Anzunehmen ist, dass es bald nach 1246, als die Stadt Elbing ihr Landgebiet erhalten hatte, begründet worden ist. Es lag im Gebiet der Stadt, nicht des Ordens.

Man darf vermuten, dass Behrendshagen das älteste deutsche Dorf ist. Urkundlich bezeugt ist es schon vor 1300.

Um 1315 hatte das Dorf 35 ½ Hufen Land. Für jede Hufe zahlten Bernhard, die Söhne Blankards und ihre Erben ½ Mark Zins, insgesamt also 17 ¾ Mark.

Außerdem hatte Behrendshagen an die altstädtische Pfarrkirche von St. Nikolai Dezem und auch einen sogenannten Lampenzins zu entrichten. Er blieb über die Jahrhunderte hinweg bestehen und betrug um 1830 etwas über zwei Taler.

Um 1400 werden bei Behrendshagen merkwürdiger Weise nur 28 Hufen genannt.

In der polnischen Zeit gehörte das Dorf zum Elbinger Außenkämmereramt, da es schon zur Ordenszeit der Stadt gehört hatte.

Um 1830 hatte Behrendshagen: 22 Hufen und 22 Morgen.

Der Dorfschulz besaß gemeinschaftlich 1 Hufe und 22 Morgen. Dieses Land war ganz abgabenfrei. Im Dorf befanden sich 11 Bauernhöfe und 13 Eigenkätnerhäuser. An Bergen in der Nähe des Dorfes werden damals genannt der Rothberg östlich vom Dorf, der Hommelberg südlich am Walde und der Stobbenteichsberg, der seinen Namen von dem ehemaligen großen Mühlenteich, dem Stobbenteich, hatte. Die Separation war in Behrendshagen 1838 abgeschlossen.

Das Jahr 1867 war für Behrendshagen ein schreckliches Notjahr. Fast keine Familie hatte damals genügend Brot und Kartoffeln. Der Trunzer Pfarrer Brasche sorgte dafür, dass wenigstens die Ärmsten Saatkartoffeln erhielten.

1868 kam das alte Freischulzengrundstück unter den Hammer.

Aus dem deutsch-französischen Kriege kehrten die Behrendshagener wohlbehalten heim. Kein einziger war gefallen, kein einziger auch nur verwundet worden.

1872 wüteten die schwarzen Blattern im Dorf und rafften viele dahin. Oft waren drei bis vier Leichen zu gleicher Zeit zu beerdigen.

Am Pfingstmontag 1872 erschien ein religiöser Schwärmer in Behrendshagen, der sich für Gottes Sohn ausgab und erklärte, die Menschen selig machen zu wollen. In einem Bauernhause hielt er eine plattdeutsche Predigt, in der er vor allem den Weltuntergang für den künftigen Monat voraussagte. Er gewann allmählich Anhänger. Die Bewegung werde schliesslich durch die Polizei unterdrückt.

1874 hörte, wie überall, so auch in Behrendshagen das alte Schulzenamt auf, das bisher seit Gründung des Dorfes mit dem Freischulzengrundstück verbunden gewesen war. Hinfort gab es keinen Erbschulzen mehr, sondern nur noch einen Gemeindevorsteher, der auf sechs Jahre gewählt wurde. Der letzte Freischulz, der verarmt war, floh bei Nacht und Nebel und hinterließ sein heruntergekommenes Anwesen seinen Gläubigern.

1870 hatte Behrendshagen 518,50 ha, 13 Besitzer, 22 Eigenkätner und 37 Arbeiter. Von den Besitzern waren zwei Vierhüfner, drei Dreihüfner, einer Zweihüfner und sieben Hüfner. Allmählich wurden durch Verkauf und Teilung die Besitzungen immer kleiner, 1876 bekam das Dorf die ersten Halbhüfner.

1855 hatte Behrendshagen 468 Bewohner.

1889 bekam das Nachbardorf Damerau eine Postagentur, die auch für Behrendshagen zuständig war.

1882-92 pflasterte die Ortschaft den Verbindungsweg zur Königsberger Chaussee und erhielt damit eine treffliche Straße nach Elbing.

Von 1.-7. September 1905 fanden bei Behrendshagen Brigademanöver statt.

Behrendshagen hatte in der polnischen wie auch noch in der ersten preußischen Zeit eine Wanderschule. In jedem Bauernhause fand vierzehn Tage, in jedem Kätnerhause acht Tage lang Schule statt. Die Schule wanderte. Die Einrichtung dieser Wanderschule bestand aus einem langen Tisch, dessen Platte zwei durch Leisten verbundene Bretter waren. Unter jedes Ende dieser Platte wurde eine Tonne gestellt, und dann war der Tisch fertig. Außerdem hatte man noch ein paar lange Bänke. Am oberen Ende des Tisches saß der Lehrer, auf der einen Seite die Knaben, auf der andren die Mädchen. Mit Tisch und Bänken zog die ganze Schule der Reihe nach durch alle Bauern- und Kätnerhäuser. Der Unterricht war ganz einfach, er bestand im Wesentlichen im Lesen und Singen der Kirchen und Katechismuslehre. Auch Schreiben und Rechnen wurde gelehrt, aber erst in zweiter Linie. Einer der ersten Lehrer Behrendshagens, der noch lange im Gedächtnis der Bevölkerung lebte, war Bernhardt, ein alter ehemaliger fridrizianischer Husar, der während des Unterrichts noch schusterte, um auszukommen. Er hatte freien Tisch bei dem Besitzer oder Kätner, bei dem gerade die Schule gehalten wurde. Außerdem musste ihm jedes Kind einen Sechser (20 Pf.) Schulgeld bringen. Bernhardt starb um 1805. Erst 1819 wurde ein sehr bescheidenes Schulhaus erbaut. 1843 erfuhr es wesentliche Verbesserungen. Es wurde untermauert und erhielt einen Anbau. Der damalige Lehrer Röhrich war ein großer Freund der Obstbaumzucht. Jedem Kind, das aus der Schule entlassen wurde, schenkte er aus seiner schönen Baumschule entlassen wurde, schenkte er aus seiner schönen Baumschule zwei Obstbäumchen zur eigenen Anpflanzung. Am Pfingstmontag 1847 wurde die Schulscheune infolge Blitzschlags eingeäschert, sie entstand neu aber schon im Herbst. Anfangs der 60er Jahre wurde Königshagen aus dem Behrendshagener Schulverbande entlassen und baute sich eine eigene Schule. Nur Rakau gehörte hinfort noch zur Schule Behrendshagen. 1884 aber wurde auch Rakau nach Baumgart umgeschult. Im Winter 1870/71 musste die Schule wegen des strengen Frostes oft ausfallen. Es fehlte an Brennmaterial. Der Moosbrucher Torf war nass und unbrauchbar.

1898/99 wurde ein neues Schulgebäude erbaut, nachdem das alte für 501 Mark auf Abbruch verkauft war. Am 8. Juli 1899 wurde die neue Schule feierlich eingeweiht.

Als im September 1900 die Kaiserin von Elbing nach Cadinen fuhr, hatte die Behrendshagener Schule bei Schönwalde Aufstellung genommen, ebenso am 22. September bei der Rückfahrt der Kaiserin.

Behrendshagen hat heute (1925!) 521 ha und 371 Einwohner.




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