STADT ELBING/WESTPREUSSEN  
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Eindrücke vom Heimatkreistreffen Elbing-Stadt und -Land 2009 in Bremerhaven


Zum ersten Mal nach mehr als 25 Jahren konnte vom 09. bis 11. Oktober 2009 wieder ein Heimatkreistreffen der Elbinger aus Stadt und Land in der Patenstadt Bremerhaven stattfinden. Das war nicht selbstverständlich, denn in den zurückliegenden Jahren waren die Patenschaftsbeziehungen und die Gespräche der Verantwortlichen miteinander ganz einfach eingeschlafen. Das Warum konnte im Nachhinein gar nicht mehr so genau festgestellt werden.


Aber dank der Initiative des Heimatkreisvertreters Elbing-Land, Günther Kuhn und des Heimatkreisvertreters Elbing-Stadt, Günter Mauter, konnten im Frühjahr 2008 die Kontakte wieder aufgenommen und der Patenschaftsvertrag bestätigt werden. Das Ziel für 2009 hieß nun, ein Heimatkreistreffen für alle Elbinger in der Patenstadt Bremerhaven zu organisieren.


Im zurückliegenden Jahr haben wir uns oft gefragt, ob wir es schaffen werden, viele Landsleute aus den beiden Heimatkreisen mit ihren Angehörigen zu motivieren, an dem Treffen teilzunehmen. Aufgrund der persönlichen Einladungen durch Günther Kuhn, durch Hinweise in unserer Internetpräsentation durch Günter Mauter und durch Aufrufe in der Zeitung „Der Westpreuße“ kamen 143 Teilnehmer, ein großer Teil kam aus der näheren Umgebung, aber auch aus den übrigen Teilen der Bundesrepublik reisten sie an.


Keine Mühen dabei zu sein scheuten Dora Mross, die heute in ihrem Elternhaus in Dünhöfen bei Elbing wohnt und Dieter Petermann, der nun seinen Wohnsitz in Vislanda in Schweden hat. Freude, sich wieder zu sehen, sich kennen zu lernen und Gedanken auszutauschen, kennzeichnete die Stimmung aller Teilnehmer.


In der mit Fahnen von Westpreußen und den beiden Heimatkreisen geschmückten Aula der Volkshochschule herrschte eine freudige Erwartungshaltung. An den verschiedenen Tischen und Stellwänden gab es Bildmaterial, Zeichnungen, Auflistungen, Modelle und andere Informationen, die von allen Besuchern interessiert betrachtet und genutzt wurden.


Mit dem Posaunensolo nach dem masurischen Kirchenlied zum Erntedank „Das Feld ist weiß, vor ihrem Schöpfer neigen die Ähren sich, ihm Ehre zu bezeigen …“, wurde die Feierstunde eröffnet und gleichzeitig eine Brücke zum Anliegen dieser Veranstaltung geschlagen.


Günther Kuhn, seit 2003 Heimatkreisvertreter Elbing-Land, begrüßte alle Teilnehmer und Gäste und erläuterte, wie es zu diesem Treffen gekommen war. Er betonte die Notwendigkeit von Heimatkreistreffen zur Stärkung von Gemeinschaft und Zusammenhalt der Elbinger, wies aber auch darauf hin, dass Kontakte zu unserer westpreußischen Heimat aufrecht erhalten werden müssen, um unsere Heimat kennen zu lernen und Kontakte zu den heutigen Bewohnern aufzubauen und zu festigen.


Von der Stadt Bremerhaven war der Stadtverordnetenvorsteher, Herr Artur Beneken gekommen. Er begrüßte herzlich alle Teilnehmer und wies auf die Besonderheiten der immer sehenswerter gewordenen Stadt hin. Besonders hervorgehoben wurde, dass die Nähe Bremerhavens und Elbings zur See und auch die Schichauwerft viele Elbinger bewogen haben, nach 1945 in Bremerhaven einen Neuanfang zu wagen. Gemeinsam haben sie in den ersten schweren Jahren nach dem Krieg die Zukunft der Stadt und der Region gestaltet.


Die stellvertretende Heimatkreisvertreterin, Karin Uffmann, verlas die Grußworte der deutschen Minderheit in Elbing, die auf diesem Wege ihre Wünsche für ein erfolgreiches Treffen, aber auch ihren Dank für die bisherige gute Zusammenarbeit zum Ausdruck brachte. Die Vorsitzende der deutschen Minderheit in Elbing, Frau Rosemarie Kankowska und Frau Hilda Sucharska äußerten in ihrem Brief die Hoffnung, dass die Besuche der Elbinger in ihrer Heimat auch in Zukunft die Menschen immer wieder zusammenführen und so das Verständnis füreinander festigen.


Ein sehr bewegender Teil im Ablauf des Treffens war die Totenehrung zu der Helga Becker, Mitglied des Beirats des Vereins „Heimatkreise Elbing-Stadt und Elbing-Land“, sprach. Jeder der Anwesenden hatte einen Bezug zu diesen Worten, entweder durch eigene Erinnerungen an die furchtbaren Kriegsjahre, die Flucht, die Vertreibung und die Nachkriegszeit oder durch Erzählungen seiner Angehörigen. Angesichts der Tatsache, dass Europa mehr und mehr zusammenwächst und die globalen Probleme für uns alle immer spürbarer werden, wächst auch die Hoffnung auf ein friedvolleres Jahrhundert, das so lebensnotwendig für alle Menschen ist.


Nach dem gemeinsam gesungenen Westpreußenlied hielt Günther Kuhn eine Ansprache, in der er sowohl einen Rückblick über die Arbeit in den Heimatkreisen gab, als auch Schwerpunkte für die zukünftige Arbeit setzte. Das Zusammenfinden der Menschen, der Ausbau und teils auch die Erneuerung der Kontakte zwischen den Menschen der beiden Heimatkreise haben Priorität. Nur über das lebendige Miteinander können Informationen, Kenntnisse über die Heimat, über das Leben und Wirken unserer Vorfahren in den zurückliegenden Jahrhunderten lebendig bleiben, auch für die nachfolgenden Generationen.


Ein Eckpunkt der Arbeit beider Heimatkreise wird immer sein, die deutsche Minderheit in Elbing zu unterstützen, die Verbindung zu unseren Heimatorten zu halten und ihr Wachsen und Verändern zu beobachten. Die Gemeinschaften innerhalb der Heimatkreise haben sich diese Ziele zu Eigen gemacht. Doch aufgrund der Altersstrukturen wird es immer wichtiger, dass der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen diesen Gemeinschaften und den Heimatkreisen erhalten bleiben und sogar noch intensiviert werden. Die Treffen der Gemeinschaften und insbesondere die Heimatkreistreffen sollen weiterhin die Zusammengehörigkeit aller Elbinger fördern und erhalten.


Mit der Familienforschung, die Herr Günter Mauter seit Jahren betreibt und stetig ausbaut, wird ein weiterer Schwerpunkt gesetzt. Die von ihm initiierte, gestaltete und stetig ausgebaute Internetpräsentation ist ein Spiegelbild unserer Arbeit. Der rege Zuspruch auf diese Seiten im zurückliegenden Jahr zeigt, dass oft ausgehend von den Fragen nach der Herkunft der Familie auch das Interesse an dem Land und Leben der Vorfahren wächst und so zu Kontaktaufnahmen zu den Heimatkreisen und/oder deren Gruppierungen führt. Diese Vorgehensweise könnte zu einem Schlüsselpunkt unserer zukünftigen Arbeit werden.


Die geplante Reise vom 28. Mai bis zum 06. Juni 2010 nach Elbing wird als ein weiteres wichtiges Anliegen im Rahmen unserer Arbeit angesehen. Unter dem Motto „Wir entdecken gemeinsam unsere Heimat“ wollen wir unser Wissen vervollständigen und auch weitergeben.


Mit der Verleihung des Ehrenzeichens der Landsmannschaft Westpreußen an Herrn Gerhard Salemke wurde ein Kenner und Liebhaber seiner Heimat für sein Lebenswerk geehrt. Mit seinen Federzeichnungen hat er nahezu alle Häuser der Altstadt Elbings, die Speicherinsel, die Fabrikanlagen der Schichauwerke und die Schiffe dargestellt, die auf dem Elbing und dem Frischen Haff gefahren sind.


Ein wichtiger Tagesordnungspunkt dieses Treffens war die Wahl der Heimatkreisvertreter, um so den Willen der anwesenden Elbinger aus Stadt und Land kund zu tun und Zweifel des Vorsitzenden der Truso-Vereinigung an der Rechtmäßigkeit ihrer Wahl anlässlich des Treffens in Bremerhaven am 21. November 2008 zu beseitigen. Als Wahlleiter wurde Willi Kuhn bestimmt. Für den Heimatkreisvertreter Elbing-Stadt hat sich kein Kandidat zur Verfügung gestellt. Günther Kuhn erklärte sich auf Befragen bereit, das Amt als Heimatkreisvertreter für beide Kreise zu übernehmen.


Alle 143 Teilnehmer wählten daraufhin einstimmig zum Heimatkreisvertreter Elbing-Stadt und Elbing-Land

Günther Kuhn


und zu seinen Stellvertretern


Günter Mauter und

Karin Uffmann, geb. Albrecht.


Der offizielle Teil des Treffens endete mit dem gemeinsamen Singen der dritten Strophe des Deutschlandliedes. Das Heimatkreistreffen, welches das Ziel hatte, die Menschen zusammenzuführen und sie bei ihrem Gedankenaustausch zu unterstützen, bot noch viele Aktivitäten, um Wissenswertes über Elbing und sein Umland zu erfahren:



Zu unserem Vorhaben, die Weihnachtsfeier für die Kinder der deutschen Minderheit in Elbing mit einer Spende zu unterstützen, haben alle Teilnehmer beigetragen. Es kamen 530 Euro zusammen. Aus dem Spendentopf der Dorfgemeinschaften Lenzen und Succase wurden noch 180 Euro beigesteuert. Die 710 Euro entprechen dem Alter des 1299 gegründeten Dorfes Lenzen. Der Betrag wurde inzwischen von Günther und Willi Kuhn am 26. Oktober 2009 in Elbing an die deutsche Minderheit übergeben. Das Geld reicht zur Ausgestaltung der Weihnachtsfeier, aber auch für andere wichtige Anliegen der deutschen Minderheit.


Am 11. Oktober fand sich noch eine große Gruppe von Elbingern in der Eingangshalle der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche ein, wo vor der Gedenktafel für die Elbinger ein Gesteck niedergelegt wurde. Im anschließenden Gottesdienst würdigte Pastor Dirk Scheider die schwere Zeit, welche die Flüchtlinge bei ihrem Neuanfang nach dem Ende des Krieges durchleben mussten. Das Suchen nach einer neuen Identität und das Gestalten ihres Lebens in der neuen Heimat wurden zum Motor aller Aktivitäten.


Als Ergebnis dieses Treffens kann festgehalten werden, dass es weiterhin wichtig ist, die Menschen aus unserem Heimatgebiet, wenn möglich in ihrer Patenstadt zusammenzuführen und den Kontakt zu Elbing und seinem Umland, unserer Heimat, nicht abreißen zu lassen.


Karin Uffmann

stellvertretende Heimatkreisvertreterin

Elbing-Stadt und Elbing-Land