DER LANDKREIS ELBING   
Start. Stadt Elbing. Landkreis Elbing. Westpreußen. Dorfgemeinschaften. Familienforschung. Heimatkunde. Beiträge. Impressum.

KÄMMERSDORF


hieß in frühester Zeit Passiauxten. Es war ein Preußendorf. Der Orden hatte hier einen Richthof, in dem von Zeit zu Zeit der Komtur erschien, um die größeren Rechtssachen, die die im Kammeramt Wöklitz wohnenden Preußen betrafen, zu erledigen. Über die Preußen sprach der Orden allein Recht, während die Gerichtsbarkeit über die Deutschen in den deutschen Dörfern den Schulzen übertragen war.


Wie ist nun der Name Kämmersdorf, der später aufkommt, zu erklären? Man hat gemeint, der Orden habe hier ein Kornmagazin – eine Kammer – gehabt, und daher rühre der Name Kämmersdorf. Wahrscheinlicher ist folgende Erklärung: Der Kämmerer des Kammeramts Wöklitz mag seinen Sitz zeitweise in Passiauxten gehabt haben, woher denn der Name Kämmersdorf leicht verständlich wird.


Am 6. August 1321 verleiht zu Elbing der Landmeister Friedrich von Wildenberg dem Preußen Kuno für seine treuen Dienste zwei Haken im Felde Panscheiesten, was wohl Passiauxten bedeuten soll. Kuno ist frei vom Zehnten und Scharwerk, hat aber die Verpflichtung zum Burgenbau und zu einem Ritterdienst. Er hat also die Stellung eines Gutsbesitzers, allerdings im Dorfverband.


Komtur Ulrich Fricke (1372-84) stellte den Kämmersdorfer Fischern eine besondere Handfeste aus. Daraus geht hervor, daß dieser Erwerbszweig damals hier besonders blühte. Die Handfeste erneuerte Komtur Hermann Gans (1412-16) um Jahre 1415. Jeder Fischer erhielt „eine Baustätte nebst einem Kohlgarten, dazu einen Morgen Wiesen, Lagerholz jenseits des Drausen zum Brennen und Bauen, Viehweide mit den Nachbarn (d.h. Bauern) und Fischerei auf dem Drausen mit allerlei kleinen Gezeugen. Dafür sollte ein jeder jährlich drei Vierdunge (siehe Geldwesen) zinsen und anstatt der Fische, welche das Dorf vormals liefern mußte, so oft in dem Richthofe Gericht gehalten wurde, ein Schock Bressen an das Schloß zu Holland geben, auch zu Drausenhof (heute im Kreis Pr. Holland) um den Zehnten augsten“


Das Dorf besaß ursprünglich nur 16 Haken. Der Komtur Heinrich Hold (1416-28) verkaufte der Gemeinde noch drei weitere Haken frei von Diensten und Scharwerk, aber mit der Verpflichtung zum Zehnten und Zins. Außerdem verlieh der Komtur dem Dorf noch drei Gärten zu einer Mark Zins. Die Urkunde hierüber stellte erst Komtur Konrad von Baldersheim (1429-32) aus.


In der polnischen Zeit gehörte Kämmersdorf zum Elbinger Landrichteramt.


Um 1820 hatte das ganz im Drausental gelegene Dorf elf Hufen, fünf Bauernhöfe und 203 Einwohner. Wie in der Ordenszeit nährten sich mehrere Eigenkätner von Fischerei und Entenjagd.


Die Schule Kämmersdorf bestand schon in der Polenzeit. 1786 plante man eine Vereinigung der Schulen von Hansdorf und Kämmersdorf. Die Verhandlungen währten bis 1821. Damals wurde Hansdorf nach Kämmersdorf eingeschult. Das älteste Schulhaus befand sich im Unterdorf, unmittelbar an der jetzigen Haltestelle der Reichsbahn. Auf dem heutigen Schulgrundstück wurde 1834 ein neues Schulhaus erbaut. Es war ein Bohlenhaus mit Rohrdach. Nach 50 Jahren war es baufällig geworden und sollte 1888 durch ein neues Haus ersetzt werden. Aber die große Überschwemmung dieses Jahres, die der Gemeinde großen Schaden brachte, verhinderte die Ausführung dieses Planes. Das alte Schulgebäude wurde nur untermauert und erhielt ein Pfannendach. Auf dem Kämmersdorfer Wiesengelände stand die Wassermühle bei der großen Überschwemmung von 1888 bis an den Türdrücker unter Wasser. Alle südlich der Eisenbahn wohnenden Kämmersdorfer mußten drei Wochen Obdach im Schulhaus suchen. Am 22. Mai, dem Pfingstmontag, war das Wasser soweit gefallen, daß die Wassermühle wieder in Tätigkeit gesetzt werden konnte. Aber erst Mitte Juli war das Wasser gänzlich entfernt. Die Landwirte mußten den größten Teil ihres Viehbestandes verkaufen, da es an Heu fehlte.


Am 10. Oktober 1907 richtete die Bahn eine Haltestelle in Kämmersdorf ein.


Kämmersdorf gehört zum Amtsbezirk Pr. Mark und hat (das war im Jahre 1925) 791 ha und 190 Bewohner.




(         Hannelore Albuszies)