DER LANDKREIS ELBING   
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SUCCASE


ist ein altpreußisches Wort, das von suckis = Fisch abgeleitet wird. Aus dem Namen geht hervor, daß hier schon alte Preußen gesiedelt haben, deren etliche wohl auch in der Ordenszeit hier wohnten und sich vom Fischfang nährten. Ein Dorf ist aber Succase weder in der Ordenszeit noch in der Polenzeit gewesen. Es gab nur einen Krug in Succase, zu dem erst ganz allmählich einige wenige Gärtnerhäuser (d.h. Eigenkätnerhäuser) kamen. Succase war gleichsam nur ein Abbau von Lenzen.


    Succase gehörte in der Ordenszeit zum Ordensgebiet, in der polnischen Zeit zum Landrichteramt der Stadt Elbing.


    1570 maßte sich die Starostei Tolkemit den Succaser Krug an. Der Unterhauptmann von Tolkemit (Fußnote: Siehe unter Tolkemit) verlangte vom Succaser Krüger, daß er ihm als seinem Herrn einen Eid leiste. Dazu aber war der Krüger nicht zu bewegen, da Succase der Stadt Elbing gehörte und der Elbinger Rat die Obrigkeit des Krügers war. Darauf übte der Unterhauptmann Gewalt und vertrieb den Krüger aus seinem Eigentum. Der Elbinger Rat wollte mit dem Unterhauptmann sich gütlich einigen; dieser aber ging darauf nicht ein. Da beschwerte sich Elbing beim polnischen König; der Rat belegte den Succaser Krug mit Beschlag und verschloß ihn. Schließlich setzte er den Krüger wieder ein, der Unterhauptmann gab nach. Der Krüger hatte jährlich 10 Mark (Fußnote: 10 Mark = 6 Florin 20 Groschen     1 Florin = 30 Groschen     1 Mark = 20 Groschen)  Zins an das Landrichteramt zu entrichten.


    1577 verbrannten die Danziger bei dem „kleinen Anlauf“ den Succaser Krug, wie sie ja auch sonst damals die Haffküste brandschatzten.


    1715 hatte Succase eine Hufe eindreiviertel Morgen Land, wie die Revision des Territoriums in jenem Jahre ergab.


    An der Beek, die bei Succase mündet und vorher durch den Lingensteigsgrund (d.h. Lindensteigsgrund), den heute sogenannten Pruzzengrund fließt, wurde um 1750 eine Mühle erbaut, die aber wieder einging.


    Als unser Gebiet 1772 preußisch wurde, katastrierte man Succase nur mit 19 Morgen, also mit viel weniger als 1715. Das Reglement für den Magistrat Elbing vom 10. September 1773 bestimmte, daß Succase zu den kölmischen Dorfschaften gehören sollte, deren Einsassen von ihren Besitzungen nicht zu Scharwerken herangezogen werden durften. Der Krüger hatte sein Land bei Panklau und in der Lenzener Gemarkung. Sonst gab es nur Eigenkätner in Succase, deren jeder nur ein bis zwei Morgen im Lenzener Felde hatte, und die hauptsächlich Fischfang trieben. Sie leisteten nur persönliches Scharwerk durch den Holzhau in den städtischen Wäldern. Dieses Scharwerk wurde anfangs des 19. Jahrhunderts in Geldleistungen umgewandelt.


    Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat Succase einen zweiten Krug bekommen, wie das Dorf sich auch immer mehr ausdehnte und in Fischerei, Obstbau und Ziegeleibetrieb neben geringer Landwirtschaft seine Erwerbszweige hatte. Es ist heute 190 Hektar groß und hat 623 Einwohner, ist also an Landbesitz wie an Bewohnerzahl erheblich gewachsen.


    Seit alters leben in Succase auch einige Schiffer. Heute (1925) hat Succase etwa 12 Schiffe. Vor dem Kriege waren es mehr. Die Succaser Schiffer bringen in der Kirschenzeit die Früchte mit ihren Fahrzeugen nach Königsberg. Für die Haffküste, die man die Obstkammer der Provinz nennt, ist der Wasserweg von großer Bedeutung.


    Succase ist auch als Ausflugs- und Erholungsort in den letzten Jahrzehnten zu Ansehen gekommen.


    1804 wurde in Succase eine Schule gegründet. Der Schneider Valentin Blietschau unterrichtete die Kinder – es waren 17 Schüler – in seinem Hause. Der Lehrer bekam jährlich achtzehn Taler Gehalt. Die wöchentlichen Unterrichtsstunden betrugen im Sommer 15, im Winter 30. Die Lenzener Pfarrer Achenwall (1804 – 07), Teschner (1808 – 10) und Banselow (1810 – 11) führten die Aufsicht über die Schule. 1811 starb der Lehrer Blietschau. Bis 1812 blieb seine Stelle unbesetzt. Dann übernahm sie der Schneider Kempowski, der in Rehberg geboren war. Auch er erteilte den Unterricht in seinem Hause. Als er sich aber einer Prüfung unterziehen mußte, da bestand er sie nicht. Deshalb mußte er sein Amt niederlegen. Succase blieb nun bis 1829 ohne Lehrer. Die Succaser Kinder gingen nach Lenzen zur Schule (Fußnote: Lehrer in Lenzen war von 1797 – 1826 der Organist Gottfried Quintern, der 1851 in Succase starb.). Succase wurde aber immer größer. Daher wollte man gern einen eigenen Lehrer haben. Man stellte 1829 den Koch Johann Buchholz aus Neumünsterberg als Privatlehrer an; er unterrichtete in einer Stube im Hause des Eigentümers Johann Gehrmann. Obgleich auch Buchholz nicht imstande war, die Lehrerprüfung zu bestehen, blieb er bis zu seinem Tode 1835 Lehrer in Succase. Dann nahm sich die Regierung der Succaser Schule an. Sie setzte das Gehalt des Lehrers auf insgesamt 85 Taler fest und schickte einen im Schulfach ausgebildeten jungen Lehrer, namens August Walter, nach Succase. Dieser ging aber schon 1837 nach Pangritz-Kolonie. Sein Nachfolger in Succase war der Lehrer Enderling. 1838 kaufte die Gemeinde eine im Bau begriffene Kate, die zum Schulgebäude eingerichtet wurde. Im Herbst 1838 wurde das Schulhaus vom Lenzener Pfarrer Simon Gottwerth Plehwe (in Lenzen 1811 bis 1841) eingeweiht. Enderling starb 1869.


    1878/79 wurde ein neues Schulgebäude erbaut. 1891 wurde die bis dahin einklassige Schule zu einer zweiklassigen eingerichtet.

    Von 1919 bis 1921 wurde eine Chaussee gebaut, die durch Succase führt.

(Diese Dorfbeschreibung bezieht sich auf die Jahre 1920/25)





(          Heinz-Jürgen Kuhn)