DER LANDKREIS ELBING   
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PREUSSISCH MARK


stammt schon aus der Preußenzeit. Das Wort ist entweder als „preußische Grenze“ oder aber verständlicher als „Preußenmark“ zu erklären. Eine Handfeste kann Preußisch Mark nicht haben, da der Orden das Dorf schon vorfand.


Die älteste Ordensurkunde, die es über Pr. Mark gibt, stammt vom 28. Mai 1949. Sie ist in Pr. Holland ausgestellt und stellt die Verschreibung über den Krug in Pr. Mark dar. der Komtur Ortlof von Trier überträgt dem Nikolaus Massindorf den Krug gegen 2¾ Mark jährlichen Zins. Aus besonderer Gnade erhält er auch freie Weidegerechtigkeit mit den Bauern des Dorfes. In einem Nachtrag wird noch erwähnt, daß Nikolaus Massindorf das Recht hat, Fleisch und Brot in seinem Kruge zu verkaufen. An der Pergamenturkunde, die im Elbinger Stadtarchiv aufbewahrt wird, hängt das seltene Siegel der Elbinger Komturei, ein aufgerichtetes Kreuz, das von einem Löwen gehalten wird.


Am 17. Februar 1361 verschreibt in Holland der Hochmeister Winrich von Kniprode mehreren Preußen sechs Hufen bei Pr. Mark. Es sind vier Brüder, sie heißen: Buntiken, Dywon, Adam und Girdune. Die sechs Hufen liegen zwischen den Dörfern Pr. Mark, Wöklitz, Rogau und Pomehrendorf. Sie wurden früher „Limburger oder Schuhmachers Feld“ genannt. Die Besitzer sollen vom Zehnten und Scharwerk frei sein. Sie sind aber verpflichtet zu Kriegsdienst und Burgenbau. Auch haben sie das übliche Pflugkorn zu zinsen, von jedem Pflug je einen Scheffel Roggen und Weizen, und von jedem Haken einen Scheffel Weizen. Das Wergeld beträgt 30 Mark. Die vier Preußen hatten also die Stellung von Gutsbesitzern, wenn sie auch im Dorfsverband lebten. In den preußischen Niederdörfern gab es mehr solcher preußischer Freier, wie man sie nannte. Sie waren frei von allen Scharwerksdiensten, hatten Herrenstellung und bedeuteten mehr als die Bauern, die scharwerkspflichtig waren.

Früher glaubte man, daß Pr. Mark an der Stelle liege, an der in der preußischen Zeit Truso lag, das Wulfstan, der angelsächsische Seefahrer am Ende de# 9. Jahrunderts vorfand. Heute ist man aufgrund zahlreicher Funde der Ansicht, daß Truso sich ungefähr an der Stelle befunden haben muß, wo jetzt Elbing liegt.


In der Ordenszeit gehörten die Preußen von Pr. Mark zum Kammeramt Wöklitz, das auch Pomem genannt wurde. Es umfaßte die preußischen Niederdörfer, nämlich Wöklitz, Bartkamm, Meislatein, Plohnen, Kämmersdorf und Pr. Mark, außerdem noch acht Hufen in Wolfsdorf und das Limburger Feld. Auch die Güter Serpin und Hansdorf gehörten zu diesem Kammeramt, das dem Pfleger in Pr. Holland unterstand.


Al# die Ordenszeit 1466 ihr Ende fand, kam das Kammeramt Pomen an die Stadt Elbing, und zwar an das Elbinger Landrichteramt. Zu ihm hat es während der ganzen Polenzeit gehört. Der Krug in Pr. Mark hatte damals 6 Florin 20 Groschen zu zinsen. 1715 hatte das Dorf 24 Hufen.


Als 1772 unsere Heimat preußisch geworden war, hatten die preußischen Niederdörfer, zu denen Pr. Mark gehörte, ebenso wie die übrigen Dörfer der Höhe, zunächst noch viele Dienste der Stadt Elbing gegenüber, die nur aus dem früheren Untertanenverhältnis zu erklären waren. So hatten sie für die Stadt allerlei Scharwerke an Wegen, Wällen und Wiesen zu leisten und die Anfuhr des Brennholzes für die Kämmerei und die städtischen Beamten zu besorgen.


Abgesehen von Böhmischgut und Hansdorf hatten damals die übrigen acht zum Kirchspiel Pr. Mark gehörigen Ortschaften, nämlich Pr. Mark, Neuendorf, Kämmersdorf, Plohnen, Meislatein, Bartkamm, Wöklitz und Serpin alle je eine Schule mit einem Lehrer. Die Anzahl der Schulkinder war aber oft sehr gering.


Die Bewohner waren durchgängig nicht reich. Nur wenige waren schuldenfrei und wohlhabend.


Im unglücklichen Kriege litt diese Gegend unbeschreiblich. 1807 verlor das Kirchspiel Pr. Mark 268 Menschen durch den Tod. Auch die beiden folgenden Jahre waren Sterbensjahre.


In den Freiheitskriegen bewiesen viele ihre Liebe zum Vaterlande. 1814 standen aus Wöklitz allein 24 Männer unter den Fahnen. Drei von ihnen fielen, die anderen kehrten heim.


Nach den Freiheitskriegen wuchs die Bevölkerung recht schnell an. Das beweisen folgende Zahlen: Das Kirchspiel Pr. Mark hatte

1817: 1460 Seelen, 102 Geburten, 37 Todesfälle,

1819: 1620    „      88      „      48      „

1820: 1708   „      101      „      45      „

In sieben Jahren stieg die Bevölkerung um 365 Seelen.


Um 1820 hatte Pr. Mark 25 Hufen, 8 Bauernhöfe und 256 Einwohner. Seine romantische Lage wurde gerühmt. Die Straße durch Pr. Mark war im Winter recht lebhaft. Doch hatte der Ort keine besonders ergiebigen Nahrungsquellen und einen sehr mittelmäßigen Boden. Auf dem kleinen Kirchhof ruhten nach der Berechnung des damaligen Predigers Krause mindestens 30.000 Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte bestattet worden waren. Ähnlich stand es mit den übrigen Kirchhöfen der Höhe.

Die Kirche in Pr. Mark ist wohl die älteste des ganzen Elbinger Landgebiets. Man glaubt, daß sie aufgrund des Friedensvergleichs des Deutschen Ordens mit den Preußen vom 7. Februar 1249, demzufolge die Preußen sich verpflichteten, 22 schöne Kirchen zu bauen, errichtet worden ist. Ausdrücklich erwähnt wird die Kirche aber erst im Jahre 1345. Über die Entstehung der Kirche Pr. Mark gibt es eine Volkssage. Die Pr. Marker Kirche hat eine alte wertvolle Glocke von 1403, die zu Ehren der heiligen Katharina gegossen worden ist. 1903 feierte die Gemeinde da# 500 jährige Jubiläum dieser Glocke. Auch die Kirche selbst war der heiligen Katharina geweiht. Sie war eine Katharinenkirche. Eine zweite Glocke von 1430 zersprang in den 1890er Jahren und mußte umgegossen werden. Bereits seit 1557 hat Pr. Mark evangelische Geistliche. Bei allen Landkirchen ist das viel später der Fall gewesen. Elbing hat erst 1558 sein Religionsprivilegium erhalten. Der erste evangelische Geistliche in Pr. Mark war Bartholomäus Lemcke (1557-93). 1901 wurde die prächtige alte Kirche renoviert, 1902 wieder eingeweiht. Einen schönen Giebel hat die sogenannte Wöklitzer Kapelle, eine Seitenkapelle der Kirche, in der sich zur katholischen Zeit wohl ein Altar befand.

Der Barockaltar ist vom Landrichter Ernst Horn 1718 gestiftet worden. Bemerkenswert ist auch die Kanzel. Die Taufe, ein fünfseitiger Holzbau, stammt von 1701; der Ständer für das Taufbecken hat eine sehr eigenartige barocke Gestalt mit acht Engelköpfen. Die Empore der Kirche zeigt elf Bilder. Die Orgel hat einen Prospekt von 1713.

Am 26. Januar 1873 brannten die Pfarrwirtschaftsgebäude nieder.

Die Schule stammt wie alle Kirchschulen wohl schon aus der Ordenszeit. Die Schulchronik beginnt mit dem Jahre 1786. Im Januar 1813 mußte der Unterricht ausfallen, da die russischen Truppen bei ihrem Durchzug auch den Lehrer aus seiner Wohnung vertrieben hatten. Er hieß damals Ferdinand Grabe. 1818 wurde vom Elbinger Magistrat Böhmischgut nach Pr. Mark eingeschult. 1829 erbaute die Gemeinde mit Staatshilfe ein neues Schul- und Organistenhaus. 1875 mußte aber schon ein neues Schulgebäude errichtet werden. Am 24. Dezember 1875 wurde es durch den Pfarrer Springer eingeweiht. Es brannte am 22. Dezember 1906 ab. Nach den Sommerferien 1908 konnte das neu errichtete Gebäude bezogen werden. Als am 9. Juni 1888 die Kaiserin Viktoria nach Elbing kam, begab sich auch die Pr. Marker Schule zum Empfang dorthin. Am 2. Juni 1899 verließ Kaiser Wilhelm II. in Güldenboden den Zug, um mit dem Wagen über die Höhe erstmalig nach Cadinen zu fahren. Die Kirchspielschulen hatten am Bahnhof zur Begrüßung Aufstellung genommen.


Pr. Mark hat heute (das war etwa im Jahre 1925) 611 ha und 280 Bewohner.



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