DER LANDKREIS ELBING   
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GRUNAU (-Höhe)


hat seine Handfeste erst am 26. Dezember 1365 erhalten. Es hat sicherlich aber schon viel früher bestanden. Daß diese Gegend schon in der Preußenzeit und früher stark besiedelt war, dafür sind die vielen Münzenfunde aus der römischen Kaiserzeit ein Zeugnis.


Die Handfeste ist ausgestellt vom Elbinger Komtur Ortolf von Trier (1349-72), und zwar, wie er darin erklärt, deshalb, weil das Dorf bis dahin keine „Beweisung“ und keinen „Brief“ gehabt habe. Der Schulz heißt Hans. Das Dorf hat 50 ½ Hufen mit 26 Morgen Übermaßland, die für eine volle Hufe gerechnet werden. Fünf freie Hufen gehören zum Schulzenamt. Vier Hufen hat der Pfarrer von Heilige-Drei-Könige in Elbing-Neustadt inne. Fünf weitere Hufen haben dem Heiligen-Geist-Hospital in Elbing zu zinsen, und zwar beträgt der Zins für jede Hufe drei Vierdung (Vierdung oder Firdung war der vierte Teil einer Ordensmark=180 Pfennige. Eine Ordensmark war etwa 30 heutige Goldmark wert). Für diese fünf Hufen ist aber auch noch eine weitere Abgabe an den Orden zu entrichten, und zwar drei fette Gänse für jede dieser Hufen. Außerdem ruht Scharwerkspflicht für den Orden auf diesen fünf Hufen. Für jede der übrigen 36 ½ Hufen sind drei Vierdung und drei fette Gänse zu zinsen, außerdem ist das Pflugkorn zu entrichten. Der Schulz hat die kleine Gerichtsbarkeit über die Deutschen und zwei Drittel der Bußen aus der großen Gerichtsbarkeit. Die Gerichte über die Preußen und Polen behält sich der Orden vor. Also war die Bevölkerung des Dorfes nicht rein deutsch.


Als nach dem Tannenberger Unglück (1410) viele Städte vom Orden abfielen, kam die Neustadt von Elbing dem Polenkönig ganz besonders unterwürfig entgegen. Daher schenkte dieser im Lager vor Marienburg am 30. Juli 1410 der Neustadt die beiden Dörfer Grunau und Neuendorf. In ihren wirklichen Besitz ist die Neustadt allerdings nie gelangt, da die Polen schon nach wenigen Wochen das Land verließen. Die Neustädter aber haben Jahrhunderte hindurch bei der Altstadt Elbing, die 1457 in den Besitz der Dörfer kam, Anspruch auf die beiden Ortschaften erhoben.


In der polnischen Zeit (1466-1772) gehörte das Dorf zum Elbinger Landrichteramt.


Am Grunauer Fließ, zwischen Grunau und Neuendorf, stand in Ordenszeiten ein Kupferhammer, der sieben Mark zinste. Die Beek führt daher auch den Namen Kupferfließ, und der Grund, den sie durchfließt, nennt man den Kupfergrund. Die Erinnerung an den alten Kupferhammer lebt heute auch noch in dem Namen Kupferstrauch fort. Im Kupferhammer war 1609 eine Papiermühle begründet worden, und so hat Grunau den Ruhm, die erste Elbinger Papiermühle in seiner Gemarkung gehabt zu haben. Sie wurde leider schon 1629 im ersten schwedisch-polnischen Krieg verbrannt. Ein 1624 in der Grunauer Papiermühle verfertigtes Stück Papier mit dem Elbinger Wappen als Wasserzeichen ist noch vorhanden.


Der Krug in Grunau hatte in der polnischen Zeit jährlich 6 Florin 20 Groschen an den Elbinger Rat zu zinsen.


Am 10. August 1749 wütete eine gewaltige Feuersbrunst, von verbrecherischer Hand verursacht, in Grunau und legte fast das halbe Dorf in Asche. Es verbrannten acht Höfe mit Stallungen und Scheunen.


Bei Grunau liegen drei Berge, die ein Dreieck bilden: der Pfaffenberg, der Reeskenberg und der Weinberg. Der erste trägt seinen Namen von dem einst zur Pfarre Heilige-Drei-Könige gehörigen Lande, der zweite von einem Besitzer Reeske, und der dritte davon, daß auf ihm noch 1533 Wein gebaut worden ist. Auf diesem Berge ist 1806 eine Windmühle angelegt worden. Der Müller hatte an das Dorf jährlich 20 und an die Elbinger Kämmerei 22 Taler zu zahlen.


Die dem Heiligen-Geist-Hospital gehörigen fünf Hufen wurden 1793 an Grunauer Besitzer vererbpachtet.


Die zur Pfarre von Heilige-Drei-Könige gehörigen vier Hufen bildeten von jeher eine selbstständige Besitzung. Sie wurden 1804 an Daniel Roß vererbpachtet.


Grunau hatte um 1820 etwas über 50 Hufen und 220 Einwohner. Sein Boden galt als mittelmäßig, doch wurden seine schönen Wiesen am Drausen gerühmt. Besonders erwähnt wird die auf dem hohen steilen Berge gelegene Windmühle, der es selten an Wind fehlte, da sie so hoch liege.


„Hier sieht man am Fuße des Berges noch die Trümmer eines Kupferhammers, welcher 1629 zerstört wurde“, schreibt ein Chronist jener Tage.


Die Schule Grunau stammt schon aus der Polenzeit. Die Schulchronik reicht bis 1814 zurück. Damals wurde der Buchbinder Martin Ruban aus Elbing als Lehrer hier angestellt; er verwaltete die Stelle bis 1839. Die einklassige Schule wurde am 1. Januar 1899 dreiklassig.


Nur etwa 11 km in Luftlinie von unserm Dorf Grunau entfernt liegt ein gleichnamiges Dorf im Kreis Marienburg. Um diese beiden Dörfer von einander zu unterscheiden, nennt man das im Elbinger Kreise gelegene Grunau-Höhe, das im Marienburger Kreise gelegene Grunau-Niederung. Der Name Grunau ist in unserm Osten sowohl als Orts- wie auch als Familienname sehr häufig.


Das Dorf Grunau hat (das war im Jahre 1925) 903 ha und 603 Einwohner.






(         Hannelore Albuszies)