CONRADSWALDE
Dieses Dorf führt seinen Namen von einem Mann namens Conrad, dem 1308 der Elbinger Komtur Heinrich von Gera zur Gründung des deutschen Dorfes Conradswalde 40 Hufen nach kulmischen Rechte verlieh. Jener Conrad war also der Lokator des Dorfes. Er erhielt vier Freihufen. Für jede der übrigen 36 Hufen waren die üblichen Abgaben zu entrichten, nämlich ½ Mark und vier Hühner. Außerdem mußten die Conradswalder natürlich das Pfluggetreide liefern. Der Orden gewährte den ersten Bauern von Conradswalde, über seine sonstigen Gepflogenheiten weit hinausgehend, neun Freijahre.
Am 14. Oktober 1348 verschrieb zu Elbing der Komtur Alexander von Kornre drei Morgen Wiesen für den Schulzen von Conradswalde. Der Schulz hieß Eyler. (das schließt nicht aus, daß er ein Nachkomme jenes Conrad war, denn damals hatten die Bauern in unserer Gegend noch keine Familiennamen. Diese kamen im allgemeinen erst gegen Mitte des 15. Jahrhunderts allmählich in unserer Heimat auf, also recht spät. In Deutschland waren die Familiennamen schon früher üblich als in unserem Kolonisationsland Preußen) Die Wiesen lagen im Walde Langewyke. Damit ist die heutige Wiek bei Tolkemit gemeint. Der Schulz brauchte für die Wiesen keinen Zins zu entrichten.
In der Polenzeit (1466-1772) gehörte Conradswalde zur Starostei Tolkemit. Als diese 1742 von einer königlichen Kommission revidiert wurde, hatte Conradswalde noch immer 40 Hufen. Statt jener vier Schulzenhufen gab es jetzt deren sechs. Diese bewirtschaftete der Starost selbst. Er setzte auf ihnen zuweilen Arrendatoren (d.h.Pächter) an. Diese sechs Hufen waren also Vorwerk der Starostei, die übrigen 34 Hufen waren Bauerndorf. So war Conradswalde sowohl Starosteivorwerk wie auch Bauerndorf. Von jenen 34 Hufen waren 14 Zins-und 20 Scharwerkshufen.
Die sechs Starosteihufen erhielt 1772 als Abfindung der letzte Burggraf Samuel Schulz (Burggraf war die Bezeichnung für Starosteiverwalter), der aber in Tolkemit wohnen blieb, wo er 1805 in der jetzigen Propstei, die ihm gehörte, starb.
Die Schule hat schon in der Polenzeit bestanden. 1772 hieß der Lehrer Andreas Macharowski; er war von den Bauern angestellt. Vorher war er Soldat im preußischen Infanterieregiment von Reinhard gewesen. Er war damals 39 Jahre alt und verheiratet. Die Tolkemiter Pfarrakten wissen von ihm Lobenswertes zu sagen. Er war nüchtern und fleißig in der Unterweisung der Jugend. In der Schule unterrichtete er sechs Knaben und neun Mädchen. Er bekam für seinen Unterricht von jedem Schüler einen halben Dreier wöchentlich. Weiteres Einkommen als Lehrer hatte er nicht. Daher übte er nebenbei auch noch das Schneiderhandwerk aus. Ein Schulgebäude bestand damals noch nicht in Conradswalde; der Lehrer hielt die Schule vielmehr in seinem Hause ab.
Am 12. Januar 1823 entschlossen sich die Bauern zum Bau eines eigenen Schulhauses. Es wurde 1825 erbaut.
Von Conradswalder Flurnamen sind erwähnenswert:
1. Der Gott-sei-Dank-Berg, der auf dem Wege von der Tolkemiter Chaussee nach Conradswalde liegt. Er ist ein steiler Hügel, der für schwere Fuhrwerke schlecht passierbar ist. Wer oben angelangt ist, sagt, „Gott sei Dank“. Daher hat der Berg seinen Namen. Er liegt noch in der Gemarkung von Neuendorf (Kämmereidorf).
2. Der Hopfenhof ist ein von drei Seiten von Wald eingeschlossenes Wiesental, das in der Nähe des Wieker Berges liegt. Hier soll man früher viel wilden Hopfen gefunden haben, und obgleich das heute nicht mehr der Fall, ist die Bezeichnung geblieben.
3. Der Wieker Berg ist mit 126 m der höchste Punkt in der Umgebung von Conradswalde. Von ihm genießt man eine herrliche Aussicht über die Wälder, das Haff, die Nehrung und die See. Mit dem Fernglase kann man hier Braunsberg, Pillau und Mehlsack erkennen. Daher hatte der Elbinger Verkehrsverein hier auch einen Aussichtsturm errichtet, der aber 1919 von Sturm umgeworfen wurde und seitdem nicht wieder aufgebaut ist.
4. Das Bärenbruch ist ein langgestrecktes Wiesental, das sich vom Wieker Berg weit in die fiskalische Forst hinein erstreckt. Hier sollen sich die letzten Bären in unserer Gegend aufgehalten haben.
5. Der Wickenberg liegt in der Nähe des Wieker Berges. Hier soll früher viel Vogelwicke gewachsen sein.
6. Die krause Linde steht am Wege von Conradswalde nach der Wieker Forst auf dem Lande des Besitzers Johann Peter. Sie ist völlig hohl und anscheinend sehr alt. Von diesem Ort gehen Spukgeschichten im Volke.
7. Der Egelspfuhl ist ein Wassertümpel auf dem Felde des Besitzers Anton Werner. Durch einen heute beinahe völlig verschütteten Graben, über den man schreitet, wenn man von Conradswalde nach Louisenthal geht, floß einst sein Wasser ab. Über den Graben soll einst eine steinerne Brücke geführt haben, die Egelspfuhlbrücke.
8. Der Katzenberg liegt in der Nähe der Egelspfuhlbrücke nach Louisenthal zu.
9. Der Feldhügel ist der erste Hügel hinter dem Dorfe nach Louisenthal zu.
10.Das Korinthenland ist eine Reihe von kleinen, wenig fruchtbaren Sandhügeln, die den kleinen Eigentümern von Conradswalde gehören. Woher es seinen Namen hat, weiß man nicht.
11.Der Fischteich liegt am Wege nach Frauenburg. In trockenen Sommern hat er meistens kein Wasser. Früher muß er größer und wasserreicher gewesen sein, sonst wäre sein Name unverständlich.
12.Der Blumkeberg liegt links vom Wege nach Frauenburg. Auf diesem Berge soll sich einst ein Mann namens Blumke erhängt haben, und daher soll der Berg seinen Namen tragen.
13.Die Schildwiese liegt gleich hinter dem Blumkeberg und soll früher ein unergründliches Moor gewesen sein. Heute ist es eine schöne Wiese, dem Besitzer Anton Werner zugehörig. Man vermutet in Conradswalde, daß die Wiese von ihrer Form den Namen Schildwiese erhalten hat.
14.Der Kabbelacker liegt rechter Hand am Weg nach Frauenburg. Er ist mit jungen Kiefern bestanden und gehört dem Besitzer Ferdinand Preuschoff. Seinen Namen verdankt er einer lustigen Geschichte: Vor vielen Jahrzehnten gingen zwei Schneidergesellen von Conradswalde nach Frauenburg. Als sie zu jenem Acker kamen, sahen sie ein Feuer brennen, an dem ein alter Mann saß. Die beiden abergläubischen Wanderburschen meinten, das wäre der Teufel, der dort Geld brennte. Sie murmelten einige fromme Sprüchlein und warfen schließlich ein Plätteisen in das Feuer, um den Teufel zu bannen. Der alte Mann aber blieb ruhig sitzen. Da liefen die beiden Schneider nach Conradswalde zurück und holten ein Flasche mit Weihwasser, mit dem sie den Teufel vertreiben wollten. Ans Feuer zurückgekehrt, sprachen sie erst einige Gebete und dann besprengten sie das Feuer und den Mann mit dem geweihten Wasser. Der aber schmunzelte behaglich, denn er war nicht der Teufel, sondern nur ein alter Bettler. Darüber kamen die beiden Wanderburschen ins „Kabbeln“ („Kabbeln“ ist ein ostpreußischer Ausdruck für „streiten“) und verprügelten sich schließlich gegenseitig.
15.Der Kirchhofsberg liegt dem Kabbelacker gegenüber. Seinen Namen hat der von einem dort befindlichen Hügelgrab.
16.Kurz bevor der Weg von Conradswalde nach Frauenburg den Wald verläßt, liegt zu beiden Seiten desselben ein von vielen Gruben durchwühlter Hügel, der Kellerberg. Hier sollen früher in Kriegszeiten die Bewohner der Gegend sich Keller gegraben haben, um sich darin zu verstecken.
17.Der Herrnschrad ist eine Waldlichtung, die größtenteils den Besitzern Podlech und Bargel gehört, die dort auch wohnen, Was der Name Herrnschrad bedeutet, ist unbekannt.
18.Der Kapellenberg am Wege nach Kreuzdorf, der dem Besitzer Johann Werner gehört, ist ein ziemlich steiler Sandhügel, auf dem sich ein Hügelgrab befindet. Woher er seinen Namen hat, ist unklar.
19.Zwei Bäche durchschneiden den Kreuzdorfer Weg schon auf dem Kreuzdorfer Gebiet. Der Zwischenraum zwischen beiden Bächen beträgt etwa 20 Meter. Über diesen Ort gehen im Volke viele Spukgeschichten. So soll eine alte Frau auf einem Besen, also eine Hexe, zwischen 12 und 1 Uhr nachts Menschen, die dort vorübergehen, ängstigen und beunruhigen. Jene Gegend wird Jungfernwald genannt ( Er soll diesen Namen deshalb führen, weil eine Äbtissin des Danziger Brigittenklosters, das einstmals Kreuzdorf besessen hat, diesen Wald erst der Ortschaft abgenommen und dann wieder verliehen haben soll. Vielleicht ist mit jener Hexe diese Äbtissin gemeint). Er gehört zu Kreuzdorf.
20.Der nicht weit vom Dorf entfernte Hünenberg ist ein Burgwall der alten Preußen.
21.„Die Steingrund“ (Im ganzen Elbinger Kreise sagt die Bevölkerung nicht der, sondern die Grund) ist eine tiefe finstere Schlucht im Walde des Besitzers August Stobbe. Ihren Namen hat sie wohl von den vielen Steinen, die das Wasser nach jedem Regenguß aus den Böschungen spült. Es sind zum Teil erratische Blöcke aus der Eiszeit wie auch kleinere Steine, Gletschergeröll aus jener Zeit.
22.Der Heidenberg liegt dicht hinter dem Dorfe. Hier ist die Sandgrube der Gemeinde. Der Heidenberg scheint ein alter Siedlungsplatz zu sein. (Hier wurden 1923 vorgeschichtliche Scherben gefunden. Wahrscheinlich wohnte hier die altpreußische Bevölkerung, die auch den Burgwall befestigt hat.)
23.Der Geheimratswinkel ist ein Dorfteil, der dicht am Heidenberg liegt. Er wird von einigen Arbeiterfamilien bewohnt.
24.Der Gänseberg liegt gleich rechts am Wege von Conradswalde nach Tolkemit. Der Name versteht sich von selbst.
25.Der Bohnenberg gehört dem Besitzer Johann Werner. Woher er seine Bezeichnung hat, weiß man nicht.
26.Kuh-, Bullen- und Storchwiese sind abgelegene tiefe Waldwiesen, die dem Besitzer Ferdinand Preuschoff und der Frau Peter gehören.
27.Der Schiefe Berg ist nach dem Wieker Berg die höchste Erhebung bei Conradswalde. Er liegt südöstlich vom Dorf, während der Wieker Berg im Nordosten von Conradswalde sich erhebt, auch wohl dreimal so weit entfernt ist wie der Schiefe Berg. Von ihm hat man eine weite Aussicht auf das flache Ermland.
Conradswalde hat heute (das war im Jahre 1925) 821 ha und 260 Einwohner.
( Hannelore Albuszies)
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