Busreise der Heimatkreise Elbing-Stadt und Elbing-Land vom 22.-31. Mai 2014
Als wir beim Heimatkreistreffen in Bremerhaven im Oktober 2013 unsere Reise in die Heimat vorstellten, meldeten sich spontan 20 Teilnehmer an. Das Interesse für diese Fahrten nach Elbing und ausgesuchten Zielen in West- und Ostpreußen ist nach wie vor groß. Auch in diesem Jahr kamen 46 Teilnehmer zusammen, die die Orte ihrer Kindheit und Jugendjahre wieder entdecken wollten. Zum Motto, „Wir zeigen uns unsere Heimat“, gehört aber auch, dass wir Gegenden auswählen, die mit der Geschichte Preußens eng verbunden sind und somit unser Wissen um geografische und historische Besonderheiten erweitern.
Der Großteil der Reiseteilnehmer fand sich schon am Vortag bei der Firma Busche ein, wo mit dem freudigen Begrüßen der alten wie neuen Bekannten die Stimmung für die nächsten 10 Tage bereits eingeleitet wird. Die gemeinsame Vergangenheit, ähnliche Erfahrungen nach 1945 und das Bedürfnis, viel voneinander und miteinander zu erfahren, prägen die Gemeinschaft.
Am Donnerstag, dem 22.05., holte uns Andreas Busche mit seinem Bus vom Hotel ab. Nun ging es über Hannover, wo eine Gruppe von Teilnehmern auf uns wartete, weiter nach Königs Wusterhausen, wo der Rest der Mitreisenden einstieg. Gut gelaunt und wie immer mit Gesang und vielen Hinweisen zu Personen und Ereignissen unserer Geschichte durch Günther Kuhn erreichten wir unseren ersten Haltepunkt. Die Stadt Posen, an der Warthe gelegen, ist eine der ehemaligen polnischen Hauptstädte. Sie hatte eine wechselvolle Geschichte. Seit der zweiten Teilung Polens 1793 war sie Teil Preußens geworden und ist auch nach dem Wiener Kongreß bei Preußen geblieben. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 gehörte Posen bis 1920 zu Deutschland. Wir machten eine kleine Rundfahrt durch die pulsierende Stadt, deren Häuserfronten diese Geschichte widerspiegeln, so auch der Palast für den deutschen Kaiser, der im neoromanischen Stil gebaut wurde. Besonders beeindruckend war das farbig geschmückte Rathaus auf dem Markt, umgeben von interessanten Häuserreihen.
In Wagrowiec, unweit von Posen, übernachteten wir in einem 4-Sterne-Hotel, das herrlich am See liegt und zum Verweilen einlädt. Unsere Fahrt ging aber am nächsten Morgen weiter über Thorn und Allenstein nach Lötzen. Die Fahrt auf Thorn zu ist immer wieder ein Erlebnis. Die beiden alten Brücken über die Weichsel sind stets ein Hingucker – ein Zeugnis der Industriekultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auch das Panorama der Stadt, das durch den Deutschen Orden und die reiche deutsche Bürgerschaft in den zurückliegenden Jahrhunderten geprägt wurde, fasziniert.
Wir durchfuhren bei schönem, bereits sommerlichem Wetter Orte wie Schönsee, Straßburg, Neumark, Löbau und erfreuten uns an den vielen baulichen Veränderungen und der abwechslungsreichen Landschaft. Am Abend kamen wir in Lötzen an und machten nach dem Abendbrot noch einen Rundgang durch die Stadt zum Löwentinsee, wo gerade ein Volksfest für viel Stimmung sorgte.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Schiffstour über den Mauersee von Lötzen nach Angerburg geplant. Der masurische Himmel mit seiner typischen Wolkenformation bei herrlichem Sonnenschein lässt solch eine Fahrt zu einem besonderen Erlebnis werden. Einige der Teilnehmer wurden an ihre Kindheit erinnert. Nach einer Rundfahrt durch Angerburg, wo noch ein Großteil der ehemaligen Ordensburg erhalten ist, ging es weiter zum Heldenfriedhof Jägerhöhe am Schwentzaitsee. Dort liegen die hier im I. Weltkieg gefallenen deutschen und russischen Soldaten. Die Ruhe dieses Friedhofes mit seinem weithin sichtbaren Kreuz und dem Blick über die masurischen Seen, umrahmt von Wäldern, mahnen und verzaubern zugleich.
Nächster Punkt unserer Reise war Groß Steinort, wo wir uns die renovierungsbedürftige Schlossanlage der Grafen von Lehndorff ansahen. Hier im Garten ist 2010 anläßlich des 100. Geburtstages des Heinrich Graf von Lehndorff im Beisein seiner vier Töchter ein Gedenkstein errichtet worden. Mit vielen anderen Widerstandskämpfern der Gruppe von Stauffenberg wurde er nach dem missglückten Attentat auf Hitler in Plötzensee hingerichtet. Es bleibt zu hoffen, dass die deutsch-polnische Stiftung ihr Vorhaben, eine Begegnungsstätte zu schaffen, mit Erfolg umsetzen kann, damit das geistige Erbe dieser mutigen Männer nicht verloren geht.
Auf unserer weiteren Fahrt über Kutten fuhren wir durch weite Wälder, vorbei an malerisch gelegenen kleineren und größeren Seen, wie auch den Goldapgarsee. Die Gegend ist dünn besiedelt. Die Gegensätze dieses Tages machten das Zurückliegende, den Einschnitt im Leben der Ost- und Westpreußen hautnah bewusst.
Nach Ukta in das südliche Masuren fuhren wir am Sonntag. Der Ort hat sich u.a. auch mit seinen kunsthandwerklichen Angeboten zu einem weithin bekannten Ausflugziel entwickelt. Wir fuhren durch ausgedehnte Waldgebiete der Johannisburger Heide, vorbei am Forsthaus Kleinort, wo der Schriftsteller Ernst Wiechert geboren wurde. Seine Werke geben den Zauber dieser Landschaft und die Besonderheit seiner Bewohner wieder. Auf der Kruttinna machten wir eine Stakfahrt. Die Ruhe auf dem Fluß und die Landschaft um uns, die von der Eiszeit geprägt wurde, genossen wir in vollen Zügen, wie auch das Maränenessen danach in der schön gestalteten Uktaer Gaststätte.
Von Niedersee aus ging es per Schiff über die masurischen Seen nach Nikolaiken. Diesmal folgte uns ein Gewitter, das natürlich eine ganz andere Stimmung erzeugte als auf dem Mauersee. Zurück nach Lötzen machten wir am Löwentinsee Halt, wo für den im Jahre 1009 von den Prussen ermordeten Missionar Bruno von Querfurt zum Gedenken ein Kreuz errichtet worden ist. Abends nahmen wir Abschied von Lötzen.
Am nächsten Tag, am 26.05., ging die Fahrt nach Elbing. Zwischenstop war in Heiligelinde. Die barocke Kirchenanlage zieht viele Besucher an. Ein Konzert in der Wallfahrtskirche ist ein Erlebnis besonderer Art. Der barocke Zeitgeschmack mit seinen sich bewegenden und musizierenden Figuren an der Orgel übt auch heute noch eine Faszination aus. In Heilsberg konnten wir die Anlage der Bischofsburg besichtigen und erfuhren Einzelheiten zur Burg. Hier lebte auch Nikolaus Kopernikus von 1504-1510 als Berater und Leibarzt seines bischöflichen Onkels Lukas Watzenrode.
Weiter ging die Fahrt. Unser aller Gedanken waren nun auf Elbing gerichtet. In diesem Jahr übernachteten wir zum ersten Mal im 4-Sterne-Hotel „Elblag“ am Alten Markt. Dieses Hotel ist auf den Fundamenten von sechs Häusern von der Spiering- bis zur Wilhelmstr. errichtet. Wir fühlten uns hier in den vier Tagen sehr wohl. In Elbing angekommen, kann jeder Teilnehmer entscheiden, ob er das Programm mitmachen möchte oder seine eigene Planung umsetzt. Erinnerungen und Erlebnisse mit der Heimatstadt und den Dörfern der Niederung und der Höhe bis 1945 sind einfach Wegweiser für alle Unternehmungen, von denen abends berichtet wird. Zum Abendprogramm gehört auch der Besuch bei Krystof „Unter dem Hahn“. Mit dem Interieur in der Gaststätte ist auch ein Stück Heimat verbunden.
Am Dienstag fuhren wir nach Marienburg und Mewe. Die Besichtigung der Marienburg war wieder sehr beeindruckend. Dieser wehrhafte Burgkomplex überwältigt den Besucher einmal von seiner Anlage und Vielfalt und zum anderen von der Schönheit der Innenräume, seinen Remtern und dem Rittersaal. Die ehemalige Pracht der Schlosskapelle kann nur noch erahnt werden, ihr Zustand ist eine Mahnung.
Mewe, eine der Ordensburgen an der Weichsel, ist seit einigen Jahren wieder aufgebaut und zu einem touristischen Anziehungspunkt geworden. Mit dem restaurierten alten Wirtschaftsgebäude und dem neu gebauten Hotel ist ein schönes Ensemble entstanden. Auch der kleine Ort mit seinen alten Häusern und Laubengängen ist wieder sehenswert geworden.
Tags darauf am Mittwoch ging es nach Frauenburg und über die Elbinger Höhe. Hier und auch bei der Tagesfahrt am Donnerstag durch die Elbinger Niederung bis nach Tiegenhof werden immer wieder Erinnerungen wach, die Schönes widerspiegeln und Leidvolles der Flucht zum Vorschein bringen. Aber in der Gemeinschaft werden alle diese Emotionen getragen.
Wieder einmal neigte sich die Reise dem Ende zu und es hieß Abschied von Elbing zu nehmen. Aber die Gewissheit, die Heimat jederzeit aufsuchen zu können, hilft. Am Freitag früh führte uns die Fahrt über die Kaschubische Schweiz mit ihren anmutigen Bergen und Tälern über Berent und Bütow nach Varzin in Pommern. Hier ist das ehemalige Gut des Fürsten Otto von Bismarck – heute eine Forstschule. Wir konnten aber die Arbeitsräume des Reichskanzlers besichtigen und einen Eindruck von seinem Wirkungsfeld bekommen. Die Weiterfahrt ging über Köslin, das noch sehr schöne Häuserfronten aus dem Ende des 19. Jahrhunderts hat und eine moderne pulsierende Stadt geworden ist. Letzte Übernachtung war im Hotel „Panorama“ bei Stettin.
Am Sonnabend nach dem Frühstück waren alle schon auf die Rückfahrt eingestellt. Erlebnisreiche 10 Tage lagen hinter uns und werden noch lange in der Erinnerung nachklingen.
Karin Uffmann-Kuhn,
stellvertretende Heimatkreisvertreterin
Elbing-Stadt und Elbing-Land
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