STADT ELBING/WESTPREUSSEN  
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Die Fahrt nach Elbing vom 30.05.-08.06.2013 –
ein unvergessliches Erlebnis


Die Heimatkreise Elbing-Stadt und Elbing-Land sowie der Pangritz-Club hatten sich in diesem Jahr zu einer gemeinsamen Busreise entschlossen. Der besondere Anlass war die feierliche Übergabe des Elbinger Stadtmodells von 1635, das Hans-Joachim Pfau, 1. Vorsitzender des Pangritz-Clubs, mit großem Einsatz im Zeitraum von über einem Jahr gebaut hatte. Dies Ereignis und die Wiedersehensfreude mit der alten Heimat Elbing vereinte die Reiseteilnehmer, die aus allen Teilen Deutschlands angereist kamen. Die ersten Mitreisenden trafen schon am Mittwoch, dem 29.05., in Rodewald bei dem Reisebüro Busche ein, „beschnupperten“ sich und bekamen schnell Kontakt am ersten Abend. Die Aufgeschlossenheit, das herzliche Miteinander und das gemeinsame Anliegen – die Liebe zu Elbing – waren die gesamte Fahrt über das entscheidende Bindeglied.


Am Donnerstag, dem 30.05., holte uns Andreas Busche mit seinem Bus um 08.30 Uhr im Hotel ab, um dann an den einzelnen Haltestellen in Hannover, Braunschweig, Magdeburg und Berlin die Reiseteilnehmer einzusammeln. Jetzt konnte die Reiseleitung noch einmal alle zusammen begrüßen und auf die gemeinsamen 10 Tage einstimmen – das auch mit Gesang. Für die Textsicherheit war gesorgt. Der Pangritz-Club hatte für alle Mitreisenden ein sehr schönes Liederbuch mit Widmung als Präsent drucken lassen, das dann im Verlauf der Reise immer wieder genutzt wurde.


Die Fahrt über die Grenze nach Polen ist in den letzten Jahren so selbstverständlich geworden und Erinnerungen, die unweigerlich beim Durchfahren der Landstriche, Dörfer und Städte gegenwärtig sind, verlieren ihre Bitterkeit. Abends erreichten wir Kolberg, wo wir in dem neu gebauten Hotel „Olymp 3“ in unmittelbarer Nähe der Strandpromenade die erste Übernachtung hatten. Beata Kaftanska, unsere polnische Reiseleiterin, empfing uns herzlich. Nach einem äußerst lukullischen Abendessen brachen wir gemeinsam zu einem Spaziergang an die Ostsee auf. Umwerfend dieses Panorama: über uns ein wolkenloser Himmel, vor uns die bewegte Ostsee mit schaumbedeckten Wellen und am Horizont die Sonne als Feuerball, die den Himmel im roten Schein erstrahlen ließ und dann langsam im Meer versank! Ganz still wurden wir alle, die dort staunend standen und unter diesem Eindruck den Rückweg antraten.


Nach einem reichhaltigen Frühstück am anderen Tag besichtigten wir noch die Altstadt Kolbergs, die mit ihren nachempfundenen Giebelhäusern und Laubenkolonaden, dem alten Rathaus und der wieder hergestellten Kirche sehenswert ist. In Stolp stärkten wir uns zur Mittagszeit mit einer typisch polnischen Suppe und erlebten bei warmem Sommerwetter diese schöne pommersche Stadt. Weiter führte uns die Fahrt nach Krockow. Dieser geschichtsträchtige Ort ist heute mit seinem Schloß eine internationale Begegnungsstätte und Außenstelle des Westpreußischen Landesmuseums. Die Fahrt durch die Danziger Höhe stimmte uns nun schon auf unser Reiseziel Elbing ein. Als wir das Schild „Elbing 67 km“ sahen, wurde auch die Freude hörbar. Mit Interesse wurde jede vertraute Örtlichkeit auf den letzten Kilometern registriert. Die meisten Reiseteilnehmer haben seit Jahren die Entwicklung Elbings und seines Umfeldes verfolgt. Das Hotel, nun „Arbiter“ genannt, hatte sich allerdings nicht positiv verändert. Es ist wie das lieb gewordene alte Möbel, über dessen Gebrauchsspuren man hinwegsieht! Hans Pfau begrüßte uns beim Abendessen und stellte uns einige polnische Gäste vor, die im Verlauf unseres Aufenthaltes unser Reiseprogramm mitgestalteten.


Sonnabend, der erste Tag in Elbing begann. Mit dem Bus fuhren wir auf die Frische Nehrung nach Kahlberg. Ein Kurzstopp in Steegen führte uns in die Kirche. Diese Fachwerkkirche mit den prachtvollen Deckengemälden auf Leinwand, dem Altar, der wertvollen Reliefkanzel sowie der herrlichen Orgel zieht immer wieder ihre Besucher in Bann. In Kahlberg angekommen, gingen wir auf den Spuren der Erinnerung durch dieses Bad. Das Rauschen des Meeres und der Duft des Kiefernwaldes wurde nun allerdings sehr durch den immer stärker werdenden Kommerz beeinträchtigt. Die Eleganz des alten Kahlbergs ist verloren gegangen. Um 14.00 Uhr ging es dann mit dem Schiff über das Frische Haff nach Frauenburg. Strahlendes Sommerwetter begleitete uns. Am Gedenkstein in Frauenburg wurde uns dann auch wieder das Geschehen aus den Januar- und Februartagen des Jahres 1945 bewusst. Das Orgelkonzert im wunderschönen Dom half diese widersprüchlichen Gedanken zu ordnen, Geschichte und Gegenwart anzunehmen.


Der Sonntag, der 02.06., führte uns über die Elbinger Höhe. In dieser, durch die letzte Eiszeit  gestalteten, Landschaft haben viele unserer Reiseteilnehmer ihre Wurzeln: Haffuferbahn, Groß Steinort am Elbingfluß, Kirschblüte und Haffschlösschen in Succase, Lenzen mit seinen Vorlaubenhäusern, die tausendjährige Eiche und das kaiserliche Gut in Cadinen, Tolkemit und seine Lommen – Begriffe und Namen, die fest zur Erinnerung gehören. Die Weiterfahrt führte uns über Neukirch-Höhe, Trunz, Maibaum, Mühlhausen nach Schönberg. Wir genossen die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft, die grünen Tunnel der alten Alleen und erfreuten uns an dieser noch so ursprünglichen Natur. Unser Ziel war der Bauernhof von Tadeusz Kawa. Wir waren eingeladen, die Vielseitigkeit seines landwirtschaftlichen Betriebes kennenzulernen. Ein Nachmittag, der durch die Gastfreundschaft des Hausherrn zu einem bleibenden Erlebnis für alle wurde. Wieder in Elbing ging jeder nach dem üblichen Abendessen seinen Interessen nach: Schlendern durch die Altstadt zum Elbingfluß und Einkehr bei Krysztof „Unter dem Hahn“.


Am Montag, unserem busfreien Tag, war das Programm ganz auf Elbing eingestellt. Wer wollte, nahm am Vormittag an der Fahrt über den Elbingfluß und den Drausensee teil – einem Paradies für Wasservögel: Schilfgürtel, kleine Inseln mit Bäumen auf denen auch der Seeadler brütet, See- und Teichrosen soweit das Auge reichte. Schwäne begleiteten unsere Fahrt, Kormorane, Enten, aber auch Fischreiher stiegen vor unseren Augen hoch und ließen sich in sicherer Entfernung nieder.


Zurück an der Anlegestelle empfing uns Hans Pfau, der uns nun am Nachmittag durch die Altstadt führte. Es wurde ein besonderer Nachmittag – Elbinger Geschichte hautnah mit vielen Höhepunkten. Einer davon war die gesellige Runde im Museumshof mit mittelalterlichem Ambiente und reichhaltigem Kaffeebüfett. Anlass für diesen Nachmittag war die Würdigung der jahrelangen Zusammenarbeit von Hans Pfau mit dem Museum. Seine vielen Modelle, die er dem Museum bereits zur Verfügung gestellt hat, sind für die Besucher – vorwiegend für Schulklassen – lebendiger Geschichtsunterricht. Auch das Stadtmodell von 1635, das uns im Anschluss von Hans Pfau erklärt wurde, wird künftigen Museumsbesuchern die Geschichte und Bedeutung der Hansestadt Elbing nahe bringen. Bewundernswert ist sowohl die handwerkliche Leistung als auch der Kraftakt, mit dem er dieses Vorhaben umgesetzt hat. Im Museum waren neben vielen Dauerausstellungen auch zwei neue zu sehen: Einmal die sehr umfangreiche Ausstellung von Cadiner Majolika, die mit ihren Exponaten äußerst aussagekräftig zur Vielfalt in den Cadiner Werken bis 1945 ist, zum anderen die wertvolle Münzausstellung, die mit den Leihgaben von Hans Pfau die Bedeutung der Elbinger Münzprägung unterstreicht.


Am Dienstag führte uns unsere Tagestour durch das Große Werder. Hier haben über die Jahrhunderte hinweg vorwiegend die Mennoniten mit mit ihren reichen Erfahrungen beim Entwässern von sumpfigem Land die Landschaft gestaltet und fruchtbares Bauernland geschaffen. Im Museum in Tiegenhof konnten wir anhand der Objekte ein anschauliches Bild vom Leben und Arbeiten der mennonitischen Siedler erhalten. Auf der Rückfahrt machten wir einen Abstecher nach Zeyer an der Nogat, wo seit einigen Jahren auf Initiative der Dorfgemeinschaft Ellerwald ein Gedenkstein an die ehemals weithin sichtbare Fachwerkkirche und an die früher dort lebenden Bewohner des Kirchspiels erinnert.


Tags darauf ging es mit unserem Bus wieder durch das Werder bis nach Oliva. Hier gründeten bereits um 1175 deutsche Zisterzienser das Kloster, das in den Folgejahren mit reichem Grundbesitz und wichtigen Rechten ausgestattet wurde. Die Klosterkirche ist der älteste Backsteinbau Ost- und Westpreußens und wurde bereits vor Ankunft des Deutschen Ordens um 1225 begonnen. Die langgestreckte Basilika der romanisch-gotischen Klosterkirche beeindruckt immer wieder mit ihrer Ausgestaltung und dem Orgelkonzert. Aber auch der Park und das Schloss laden zum Verweilen ein. Die Fahrt ging weiter nach Danzig, wo wir mit Beata einen ausgiebigen und informativen Stadtrundgang machten. Die Gassen mit ihren Giebelhäusern und Beischlägen sind immer wieder ein Erlebnis. Wie schön, dass diese historische Einmaligkeit nach dem Krieg wieder neu erstanden ist.


Der letzte Tag in Elbing war angebrochen. Am Vormittag fand die feierliche Übergabe des Stadtmodells, das Hans Pfau der Stadt Elbing gewidmet hat, im neu gebauten Rathaus statt. Dieses Rathaus steht wieder am Platz des ehemaligen ersten Altstädtischen Rathauses gegenüber der Nikolaikirche und ist diesem Vorgängerbau architektonisch nachempfunden. Die Reiseteilnehmer waren von dem Stadtpräsidenten zu diesem Festakt eingeladen worden, an dem unter anderem auch der deutsche Vizekonsul aus Danzig, die Marschallin aus Allenstein, die Direktorin des Museums, die Vorsitzende der Deutschen Minderheit und Vertreter der Presse teilnahmen. Der Festakt wurde mit einem Konzert junger Künstler der Musikhochschule Elbing umrahmt. Sowohl der Stadtpäsident, als auch die politischen Repräsentanten aus Danzig und Allenstein würdigten in ihren Ansprachen die deutsch-polnische Zusammenarbeit der letzten zwanzig Jahre und unterstrichen die besondere Leistung Hans Pfaus. Seine Liebe zu seiner Heimatstadt Elbing hat das Miteinander der alten und neuen Elbinger positiv beeinflusst. Das Stadtmodell stellt mit seiner Fläche von zwölf Quadratmetern eine imposante Wiedergabe des historischen Elbings von 1635 dar. Es ist Geschichte „zum Anfassen“.


Am Nachmittag waren wir dann alle bei der Deutschen Minderheit in der Kantstraße. Eine gesellige Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen, Gesang und vielen Gesprächen, an denen auch der deutsche Vizekonsul lebhaft teilnahm, kennzeichnete diese Stunden. Wir erfuhren von den Aktionen der Deutschen Minderheit, aber auch von ihren Problemen. Die Geldspende, die im Bus eingesammelt wurde, wird in diese Arbeit einfließen.


Unser letzter Abend in Elbing war gekommen. Hans Pfau hatte als Vorsitzender des Pangritz-Clubs zu einem festlichen Abendessen im Atrium des Hotels eingeladen: polnische Freunde, die seit Jahren seine Aktivitäten unterstützt haben und die Reiseteilnehmer. Es wurde ein fröhlicher Abend, ein Abend, der das Gemeinsame in Ansprachen und Gesprächen unterstrich.


Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied von Elbing nehmen. Vorbei an den vertrauten Stationen durch das Elbinger – und Danziger Werder ging es weiter durch die Kaschubische Schweiz, die mit ihren Hügeln, Tälern, Wäldern und Seen den Betrachter immer wieder in ihren Bann zieht. Unsere Mittagspause erinnerte noch einmal an den schönen Tag bei Tadeusz Kawa. Das Picknick wurde zu einem Delikatessenbüfett. Das Hotel Panorama kurz vor der Grenze nach Deutschland nahm uns zur letzten Übernachtung auf. Am nächsten Morgen hieß es nun auch Abschied von Beata nehmen, die uns während der Reise liebevoll betreute und unser Wissen über Land und Leute bereichert hatte. Ab Berlin wurde unsere Reisegruppe immer kleiner. Die gemeinsamen zehn Tage hatten aus 45 Teilnehmern eine Gemeinschaft geformt, die sich durch die vielen Erlebnisse und Gespräche sehr vertraut geworden war. Nun hieß es Abschied nehmen.


Karin Uffmann-Kuhn,

stellvertretende Heimatkreisvertreterin

Elbing-Stadt und Elbing-Land
Reiseleiterin