Heimatkunde

Was war eigentlich ein Gärtner?

(Günter Mauter)


Wenn man die Bezeichnung "Gärtner" hört, denkt man automatisch an den heutigen Gärtner, der entweder mit dem Spaten oder mit der Rosenschere arbeitet, oder eine Landschaft verschönert, in dem er Bäume pflanzt und Teiche anlegt.

Das war aber in unserer Heimat total anders! Der "Gärtner" auf der Elbinger Höhe war praktisch der "zweite Stand" im Gefüge eines Dorfes. Außerdem wurde dieser Stand noch unterteilt in "Eigengärtner" und "Miets- oder Zinsgärtner".

Der Eigengärtner besaß - meistens auf Bauernland - ein eigenes Haus. Zu diesem Haus gehörte ein Stückchen Land, das etwa die Größe bis zu 1 ha  gehabt haben wird. Man würde so etwas heute als Kleinsiedlerstelle bezeichnen. Auf diesem als "Gartenland" bezeichneten Grund konnte der Gärtner vielleicht eine oder zwei Kühe halten und etwas zur eigenen Versorgung anbauen, wie Graue Erbsen, Kartoffeln oder ein paar Rüben. Um seine weiteren Bedürfnisse decken zu können war er darauf angewiesen, bei den anderen Bauern zu arbeiten. War er geschickt, so konnte er sich auch nebenher durch Reparaturen - die allerdings kein innungspflichtiges Handwerk sein durften - noch etwas dazuverdienen.

Die Bauern waren auf diese Arbeitskräfte angewiesen, - ja, sie richteten auf ihrem Land, nach amtlicher Genehmigung, sogar solche Gärtnerstellen ein. Dieses Gartenland war kein Bauernland und unterlag nicht dem Flurzwang. Unter den Eigengärtnern befanden sich ja auch viele Bauernsöhne, die nicht Hoferben werden konnten. So behielten sie zumindest eine gewisse Art von Selbstständigkeit, zumal sie, falls sich die Gelegenheit dazu bot, durch Einheirat wieder zum "Nachbarn", wie der Bauer ja genannt wurde, aufsteigen konnten. Sie blieben "bauernfähig".

Die Eigengärtner wurden scheinbar bewußt "kurzgehalten". So durften sie sich nicht ohne Genehmigung in einem anderen Dorf  verdingen. Die Arbeit im eigenen Dorf hatte Priorität. Sie durften auch nicht Holz in die Stadt karren, - das war den Bauern vorbehalten! Außerdem war festgelegt, dass sie nicht mehr als 2 Kühe, drei Schweine und 3 alte Gänse halten durften (wenn man sich die Praestationstabellen aus dem Jahre 1772 ansieht, gab es aber bei den Eigengärtnerstellen sehr unterschiedlich große Landstücke. Auch konnte sich ein Teil der Gärtner bis zu 3 Pferde halten).

Die Miets- oder Zinsgärtner lebten in einem Haus, für das sie einen Zins oder Miete zu zahlen hatten. Sie waren den Eigengärtnern nicht gleichgestellt. Waren sie doch keine Eigentümer. Aber sie standen sich doch bessser als die sogenannten Einwohner, obwohl sie auch nur Arbeiter waren.

Die sogenannten "Einwohner" waren nämlich der "dritte Stand" im Dorf. Sie waren die eigentlichen Arbeiter. Sie lebten, da sie ja auch Familien hatten, in Häusern ohne entsprechendes Land, wie die Gärtner. Sicher hatten sie den kleinen Garten hinter dem Haus, aber zum Halten einer Kuh wird dieser sicher zu klein gewesen sein. Solche Häuser findet man oft auf dem inzwischen bebauten Dorfanger, auf dem sich auch die Gemeinschaftsbauten wie Kirche, Schulhaus, Hirtenkate, Kirchenhäuser und das Armenhaus befanden. Auf den Dorfplänen (z.B. Maibaum oder Lenzen) kann man das gut nachempfinden.

In den Kirchenbüchern erscheinen im 19. Jahrhundert die Bezeichnungen "Eigenkäthner", "Mietskäthner" und "Halbkäthner". Das sind die Namen für den früher "Gärtner" genannten Berufsstand. Mietsgärtner sind auch bekannt als Instleute. Vielleicht erinnern sich noch einige ehemalige Landbewohner an die Instenhäuser, die sich auf größeren Höfen und natürlich auf den Gütern befanden. Sie waren ziemlich klein, hatten mehrere Familien unter einem Dach und wurden an die Arbeiter vermietet.


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