Elbinger Kirchenbücher
Kirche Zeyer (evangelisch)
Fast ein Kuriosum ist ein Teil der Geschichte der evangelischen Kirche von Zeyer. Als am 22. Januar 1920 der Kreis Großes Werder amtlich wurde, befand sich das Dorf Zeyer im Freistaat Danzig, während die Kirche und die Kirchenhäuser mit ca. 35 Bewohnern auf Elbinger Gebiet lagen. Die Nogat bildete die Grenze und die Kirche lag ja auf dem rechten Nogatufer, damit also im Elbinger Landkreis. Allerdings, und das ist auch bemerkenswert, lag das Pfarrhaus im Dorf Zeyer!
Dr. Kerstan (Die Geschichte des Landkreises Elbing) schreibt über den Bau der Kirche: "Wann die Kirche begründet wurde, ist unbekannt, vermutlich aber in der frühen Ordenszeit, da Zeyer wohl schon in der preußischen Zeit bestanden hat. Über die Geschichte der Kirche in der Ordenszeit ist nichts bekannt. Es ist auch eigenartig, daß erst anfangs des 17. Jahrhunderts evangelische Geistliche in Zeyer genannt werden…"
Eine andere Quelle berichtet über die Kirche: "Anstelle der zweimal seit der Ordenszeit wegen Erweiterung des Nogatstrombettes verlegten Kirche. Fachwerkbau von 1663, erneuert 1754 mit massiver Südseite und schlankem Westturm von 1781…"
Diese schöne Kirche mit einer Rokoko-Kanzel von 1794 brannte im Februar 1945 nieder.
Dabei hatte die Kirche schon viele Kriege und Deichbrüche überstanden und war vielen Menschen und Tieren dank ihrer höher gelegenen Lage eine letzte Zuflucht.
Die Pfarrgemeinde der Kirche Zeyer hatte wegen ihrer Lage des Gotteshauses in der relativ schwach bewohnten Niederung, mit den auseinander gezogenen Gehöften und Dörfern, ein großes Pfarrgebiet:
Alt-Terranova mit Kraffohlsschleuse und Schiffsruh, Bollwerk (beide auch im KB Hl. Leichnam), Einlage, Ellerwald I. Trift (auch im KB Neuheide, Hl. Leichnam und St. Annen zu finden), Ellerwald II. Trift (auch im KB Hl Leichnam und St. Annen zu finden), Ellerwald III. Trift (auch im KB Hl. Leichnam und Hl. Drei Könige), Ellerwald IV. Trift (auch im KB Hl. Leichnam und St. Annen zu finden), Ellerwald V. Trift (auch im KB Hl. Leichnam), Fischerskampe, Kraffohlsdorf (auch im KB Hl. Leichnam), Stuba, Zeyer mit Zeyersrosengart, Zeyersniederkampen, Zeyersvorderkampen mit Großkampe, Kälberkampe, Lange Zugkampe, Laschke, Nogatdamm, Papatschen und Weden (auch im KB Jungfer), Gut Herrenpfeil mit Rothebude und Schneidemühle, Neu Terranova, Nogathaffkampen mit Anwachs, Fischerhaken, Hirschhaken und Schlangenhaken.
Von den Mormonen (Kirche Jesu Christi, die Heiligen der letzten Tage) wurden folgende Kirchenbücher verfilmt:
1.) Tauf-, Heirats-, Toten-Index 1800-1944 (Film Nr. 208454)
2.) Taufen, Heiraten, Tote 1774 – 1797 (Film Nr. 208455)
3.) Taufen 1797 – 1840 (Film Nr. 208556)
4.) Taufen 1841 – 1867 (Film Nr. 208557)
5.) Taufen 1886 – 1904 (Film Nr. 208458)
6.) Heiraten 1785 – 1898 (Film Nr. 208459)
7.) Tote 1785 – 1838 (Film Nr. 208460)
8.) Tote 1839 – 1859 (Film Nr. 208461)
9.) Tote 1860 – 1907 (Film Nr. 208462)
In diesen verfilmten Kirchenbüchern lassen sich noch viele Daten zur Familienforschung finden!. Ein lieber Mitforscher fand hier für den Autor dieser Zeilen den ersten Vorfahren mit dem Namen MAUTER, von dem alle anderen Mauter in Elbing und dem Landkreis Elbing abstammen (dafür Herrn Heinz Werner an dieser Stelle nochmals vielen Dank!). Der Eintrag lautete:
Heiraten, Jahr 1789, Seite 60/61, Pos. 3 "Der Junggesell Johann Lorenz Mauther von dem Fry-Bataillon des Herrn Obristen von Corbiere, von der Compagnie des Herrn Cap: von Huttenhoffen, ein Sohn (des) Johann Mauther, gewesenen Einwohners in Obbach in Franken nachgelassenem Sohn wurde mit Anna Catharina Heichlerin, einer hinterlassenen Tochter des Jacob Heichlers, gewesenen Schmidts in Mirau, den….in der Zeyer aufgeboten, welche beyde in der Einlage wohnen und nachdem der Bräutigam den… nötigen Proclamationsschein von der Kirche zu Hl. 3 Königen eingebracht, den 17ten November 1789 in der Kirche zu Zeyer copuliert"
Sie gaben sich also vor einem Altar von 1709 das Eheversprechen.
Von der niedergebrannten Kirche, die rechtmäßig die Kirche von Ellerwald war, soll sich heute noch eine Glocke in Worms befinden.
Schicksalsstunden: Als die Familie des Autors am 23. Januar 1945 aus teils nicht nachvollziehbaren Gründen nur bis Ellerwald floh und dort von den Russen noch vor Einnahme der Stadt Elbing "überrollt" wurde, diente der Turm der herrlichen Fachwerkkirche Ellerwald als Artillerie Beobachtungsposten. Aus diesem Grunde wurde die Kirche, wie viele andere Kirchen auch, durch Beschuss vernichtet. Wir sahen den Turm von Ellerwald aus brennen!