Elbinger Kirchenbücher
Kirche Jungfer (evangelisch)
Nach dem verlorenen Weltkrieg I. (1914-1918) ergaben sich auch für Elbing durch die Errichtung des so genannten "Korridors", der Ostpreußen und den Rest Westpreußen vom "Reich" trennte, erhebliche Veränderungen. Aus diesem Rest wurde ein neuer Regierungsbezirk Westpreußen gebildet, der als kleinster Regierungsbezirk in die neue Provinz Ostpreußen eingegliedert wurde. Da nun auch am 10. Januar 1920 der "Freistaat Danzig" gegründet wurde, bekam dieser zur Vergrößerung seines Territoriums einen neuen Kreis, der "Großes Werder" genannt wurde. Dieser Kreis wurde am 22. Januar 1920 aus Teilen der Kreise Elbing und Marienburg gebildet und lag praktisch zwischen Stromweichsel und Nogat. Er reichte bis vor die Tore Marienburgs und bis zum Frischen Haff. Für Elbing ein herber Verlust, - war doch gerade die Niederung besonders fruchtbar und ertragreich! So verlor unsere Heimatstadt durch diese Gebietsabtretungen 21 Gemeinden, vier Gutsbezirke und ein Kätnerdorf (Horsterbusch).
Zu diesen Abtretungen gehörten auch die drei Kirchen: Jungfer, Fürstenau und Groß Mausdorf. Zwar wurde auch Zeyer abgetrennt, da aber die Kirche östlich der Nogat stand, blieb sie auf Elbinger Gebiet.
Für die Familienforschung sind diese "neueren Zeiten" eigentlich nicht so relevant: einerseits sind die neueren Kirchenbücher fast alle vernichtet (hier sollte einmal gesagt werden, dass nicht nur durch Feuer solche Dokumente aus der Welt verschwinden, sondern dass auch durch Vandalismus und Rache an den Deutschen viele solcher Unterlagen bewusst beseitigt worden sind!), andererseits gibt es für diese Zeit die Standesamtsbücher und viele persönliche Unterlagen.
Herr Lic. Dr. Kerstan, Pfarrer in Lenzen (Kreis Elbing) und Autor des bisher unübertroffenen Standardwerkes "Die Geschichte des Landkreises Elbing" (1925/1967) hat die abgetrennten Ortschaften leider nicht mehr behandelt. So ist es nicht so einfach, diese Kirchen zu beschreiben:
Jungfer hatte eine wechselvolle Geschichte seines evangelischen Gotteshauses. Ein 1641 erstellter Neubau, der auf den Fundamenten der 1640 abgebrannten Kirche entstand, brannte in den Jahren 1748, 1811 und auch 1849 erneut ab. Die rührige Gemeinde baute immer wieder auf und erstellte 1852 einen schönen Fachwerkbau mit einem Turm, in dem 2 Glocken hingen.
Wenn Ihre Vorfahren dort gelebt haben und Sie möchten ermitteln, wann sie geboren wurden, geheiratet haben oder gestorben sind, dann sind folgende Filme, die in den genealogischen Forschungsstellen der Mormonen bestellt und eingesehen werden können, für Sie besonders interessant:
Tauf-Index 1830 – 1881, Toten-Index 1868-1881 (Film Nr. 208167)
Taufen, Heiraten, Tote 1798 – 1810 (Film Nr. 208168)
Taufen 1811 – 1866 (Film Nr. 208169)
Taufen 1867 – 1906 (Film Nr. 208170)
Heiraten 1811 – 1901 (Film Nr. 208171)
Tote 1811 – 1867 (Film Nr. 208172)
Tote 1868 – 1911 (Film Nr. 208173)
Zum Kirchspiel von Jungfer gehörten folgende Orte: Jungfer, Keitlau mit Keitlauer Weide, Lakendorf (auch im KB Fürstenau), Klein Mausdorfer Weide, Neudorf, Neulanghorst, Neustädterwald und Dorf Heegewald (auch im KB Fürstenau), Walldorf und Zeyersvorderkampen (auch im KB Zeyer).
Hier ein Geburtseintrag aus dem Kirchenbuch Jungfer: 1807 Jungfer Nr. 15, dem Michael Gehrmann, Einwohner und Tischler in Jungfer, gebar seine Ehefrau Christina Elisabeth geb. Schulke, am 24. Mai (1807) um 9 Uhr vormittags einen Sohn, der am 25. Mai getauft und "Michael" genannt wurde. Paten waren: Nachbar Erdmann Krause, Einwohner Martin Sicoll, Christina Bendrin, Ehegattin des Nachbarn Salomon Bendrin, alle aus Jungfer.
Pfarrer, die in der Zeit zwischen 1920 und 1939 in dieser Kirche predigten, waren: Arthur Datschewski (1920-1930), Hilfsprediger Viktor Rasmus (1933-1937, ab 1934 als Pfarrer!) und Hans Ziethen.