Elbinger Kirchenbücher



Kirchen Lenzen und Dörbeck (evangelisch)


Eine besondere Kirchenbuchlage finden wir für die beiden Kirchen von Lenzen und Dörbeck auf der Elbinger Höhe vor.

Beide Kirchen wurden wohl bald nach 1300 gegründet; denn 1312 wird für Lenzen bereits ein Pfarrer (Plebanus) namens Petrus erwähnt. Seit Gründung der Kirchen wurden sie immer nur von einem Pfarrer betreut der seinen Wohnsitz in Lenzen hatte. Deshalb fand der erste Gottesdienst im Sommer schon morgens um 6:00 Uhr in Lenzen statt (im Winter erst um 8:00 Uhr), damit der Pfarrer mit seinem Wagen noch frühzeitig die Kirche in Dörbeck erreichen konnte, wo angeblich immer der Gottesdienst um 10:00 Uhr begann. (Über das Kirchen- und Dorfleben in Lenzen kann der interessierte Leser sehr viel in dem "Heimatbuch der Dorfgemeinde Lenzen, Landkreis Elbing" nachlesen).

Da diese Kirchen von nur einem Pfarrer betreut wurden war es nahe liegend, anfangs auch nur für beide Kirchen ein gemeinsames Kirchenbuch zu führen. Das sah dann so aus, dass auf der linken Kirchenbuchseite zum Beispiel eine Heirat in Lenzen dokumentiert wurde, während auf der rechten Seite das gleiche Ereignis für Dörbeck aufgeschrieben wurde. Taufen, Heiraten und Sterbefälle (bzw. Beerdigungen) standen auch anfangs in nur einem – wenn auch dicken – Buch, immer mit entsprechenden freien Seiten, die wohl teilweise aber nicht ausgereicht haben. So ging das bis zum Jahre 1786, - danach bekamen die Kirchen getrennte Kirchenbücher.

Die besondere Kirchenbuchlage ergibt sich aus der Tatsache, dass zwar die Kirchenbücher ab 1630 erhalten und einsehbar sind, aber bereits 1811 enden. Dem Autor ist es nicht gelungen herauszufinden, wo die restlichen Bücher wirklich geblieben sind. Da die Kirchenbuch-Originale im Staatsarchiv Danzig archiviert sind, das Danziger Archiv in seinem Katalog aber schreibt, es habe die besagten Bücher bis zum Jahre 1846 im Besitz, machte sich der Autor dieser Zeilen, dessen Vorfahren ausgerechnet in dieser Zeit in Lenzen lebten nach Danzig auf, um festzustellen, dass auch in Danzig die Bücher von 1812 und der folgenden Jahre verloren oder "vermisst" sind.

Trotzdem befindet sich in Danzig ein "Schatz"; denn dort lagen die Kirchenakten für Lenzen und Dörbeck in einem solchen Umfang, dass es mehrerer Archivbesuche bedurfte, um sie zu sichten, auszuwerten und ein Verzeichnis anzufertigen.

Zu diesen Kirchenakten gehören die Alphabetischen Register zu den Kirchenbüchern Lenzen und Dörbeck für die Zeiten 1838 bis 1880. Die Kommunikantenbücher (das sind die Anmeldungen zum Abendmahl) für die Zeiten 1806 bis 1916. Weiter: Jahresrechnungen, Jahresbelege, Konfirmationen, Bauwesen, Visitationen, Friedhöfe, Vermögensverwaltung, Pläne und Bilder, Konfirmandenlisten, Kirchenräte, Personalien der Pfarrer, Kirchenordnung, Goldene Hochzeiten, und viele andere Akten.

Diese Akten sind natürlich nur "vor Ort" einsehbar, dafür aber im Original!


Verfilmt worden sind von den Mormonen und dort einsehbar lediglich 2 Filme. Diese aber beinhalten allerhand:


Film Nr. 0742798: Chronik  1603-1783; Rechnungen 1709-1730, Heiraten 1630-1655 (Heiraten zwischen 1655 und 1693 fehlen!); Taufen 1630-1689; Tote 1632-1663; Taufen 1689-1692;  Tote 1661-1692; Taufen 1693-1720; Heiraten 1693-1729; Taufen 1720-1728; Tote 1693-1730, Taufen 1729-1732; uneheliche Taufen 1693-1731; Chronik 1733-1801; Taufen 1733-1787; Kommunikanten 1787-1792; Heiraten 1733-1787; Tote 1733-1787; Taufen 1784-1786; uneheliche Taufen 1735-1781.

Zugegeben: die Sucherei ist wegen der Zusammenstellung etwas unübersichtlich!

Film Nr. 0742799: Lenzen Taufen 1787-1798; Heiraten 1787-1811; Tote 1786-1807; Taufen 1798-1811. Dörbeck Taufen 1786-1797; Heiraten 1786-1811; Tote 1786-1811; Taufen 1797-1811.


Es ist für den Familienforscher also besonders schwer, die Zeit zwischen 1811 und 1874 zu ergründen. Erst am 1. Oktober 1874 begannen in Preußen die Standesämter zu arbeiten. Und diese Standesamtsbücher sind noch vollständig erhalten und liegen (als Zweitregister)  im Elbinger Staatsarchiv in der Marienburg (1874-1908), bzw. die neueren Bücher im Standesamt Elbing.

Nun noch etwas zum Einzugsgebiet der Kirchen.

Lenzen: Cadinen (später eigene Kirche), Hohenhaff, Hohenwalde Försterei, Kickelhof, Lenzen, Panklau, Rehberg, Reimannsfelde, Vorwerk Scharfenberg, Succase.

Dörbeck: Dörbeck, Drewshof, Neu Eichsfelde, Geizhals, Geysmerode,  Koggenhöfen, Alt- und Neuschönwalde, Gr. Steinort, Wogenab, Ziegelwald Försterei.

Diese Angaben sind nicht unbedingt bindend; denn es finden sich auch in den Kirchenbüchern: Fichtwald, Bollwerk, Stolzenkrug, Freywalde….


Die Konfirmanden von Lenzen und Dörbeck für das Jahr 1839 waren: Johann Döring, Christoph Kirschnik, Johann Gottfried Gehrmann, Jacob Jochim, Johann Stobäus, Gottfried Werner, Johann Gottfried Werner, Johann Kuck, Jacob Thiede, Christian Popall, Johann Daniel Eduard Kuck, Abraham Gehrmann Samuel Lehnert, Johann Stahl, Abraham August Kuhn, Gottfried Moeller , Abraham Moeller, Heinrich Kuhn, Gottfried Schotke, Peter Lentz, Christian Barwich, Friedrich Salomo Schoensee, Salomo Claßen, Juliana Lamprecht, Maria Elisabeth Doering, Charlotte Wilhelmine Dreyer, Anna Dorothea Mauter, Justina Blietschau, Anna Christina Gehrmann, Maria Elisabeth Stark, Maria Elisabeth Kater, Anna Maria Elisabeth Werner, Lisette Theresia Doell, Anna Maria Zimmermann, Wilhelmine Henriette Zimmermann, Regina Westerwiek, Amalia Rosette Buerth, Christina Lehmann, Justina Schulz, Florentine Fischer, Charlotte Wilhelmine Leidig, Eleonora Weber und Maria Elisabeth Vollerthun.

Die Konfirmanden hatten im Normalfall das vierzehnte Lebensjahr überschritten.


Erwähnenswert ist es vielleicht, dass die Kirchenglocke von 1546 aus Lenzen als „Kriegsspende“ abgegeben wurde, um daraus Kriegsmaterial herzustellen. Diese 140 kg schwere Glocke hat aber den Krieg überlebt und wurde leihweise an eine Kirchengemeinde bei Braunschweig gegeben. 1996 kam die Glocke ins Westpreußische Landesmuseum (Münster-Wolbeck) und kann dort angesehen und „gelesen“ werden; denn sie trägt den Spruch: „Von Sünden lassen das ist ein Gottesdienst“.

Gegossen wurde die Glocke von Gert Bernick.


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