Elbinger Kirchenbücher
Kirche Tolkemit (katholisch)
Zum besseren Verständnis sollte noch einmal darauf hingewiesen werden, dass nach 1466 (2. Thorner Friede) die Stadt Tolkemit und das umliegende Gebiet nicht mehr zu Elbing gehörten, sondern zu Polen. Als Starostei wurde praktisch ein eigenes Gebiet begründet. Elbing hatte also wirklich in der sogenannten Polnischen Zeit (1466 - 1772) nur die Nikolaikirche als katholische Kirche, während alle anderen Kirchen durch die Reformation evangelisch wurden.
Zu dieser Starostei gehörte auch die Kirche von Neukirch-Höhe, die um 1366 erbaut sein soll.
Am 13. Oktober 1376 wird die neue katholische Pfarrkirche Tolkemit aus Stein (früher ab 1344 in Holz) zu Ehren der Jungfrau Maria und des Apostels Jacobus d.Ä. (Jacobus-Kirche) geweiht. In der Zeit von 1344 bis zum Ende der Ordenszeit (1466) war die Kirche mit ihren Pfründen dem Heiligen-Geist-Hospital angeschlossen. Zum Ermland gehörend, wird diese Kirche in den drei schwedisch-polnischen Kriegen auch mal protestantisch. Nach der sogenannten Ersten Polnischen Teilung kam die Stadt an das Königreich Preußen. Grundsätzlich war sie aber, wie bis heute der größte Teil der Tolkemiter, immer katholisch.
Die schöne Kirche mit dem beeindruckenden Turm brannte mehrmals ab (z.B. 1550, 1634, 1767), wurde aber immer wieder zielstrebig aufgebaut.
Durch die Nähe des Ermlandes und die überwiegend katholische Bevölkerung fühlte man sich immer mit dem Ermland mehr verbunden als mit der Stadt Elbing.
Die Kirchenbuchlage dieser Kirche ist gut. Nach dem 2. Weltkrieg sind die Kirchenbücher in Kirchheim/Teck gelandet und dort von der Kirche Jesu Christi, die Heiligen der letzten Tage (Mormonen) verfilmt worden. Später wurden die katholischen Kirchenbücher aus dem Osten in Regensburg verwaltet.
Im Rahmen eines Abkommens zwischen der deutschen katholischen Kirche und der katholischen Kirche Polens, sind die Original-Kirchenbücher (im Jahre 2004?) nach Polen „zurückgegeben“ worden. Katholische Kirchenbücher sind Eigentum der Kirche und nicht des Staates! Für den Familienforscher ist dieses unerheblich; denn in den Originalen durfte man sowieso nicht blättern!
Wer direkt in Elbing forschen möchte, kann jetzt die Originale im Archiv der Diözese Elbing zur Hand nehmen! Bei den Mormonen können Sie 6 Filme mit folgendem Inhalt bestellen und dort einsehen:
1. Taufen 1698 - 1773, Film Nr. 0462768,
2. Taufen 1700 - 1845, Film Nr. 0462769,
3. Taufen 1846 - 1887, Film Nr. 0462770,
4. Heiraten 1800 - 1871, Film Nr. 0462771,
5. Heiraten 1720 - 1796, Tote 1797 - 1825, Film Nr. 0462772,
6. Tote 1826 - 1889.
Zur Stadt Tolkemit gehörten die Vorwerke Kickelhof, Rückenau und Dünhöfen, sowie die Dörfer Neukirch-Höhe, Conradswalde, Hütte, Haselau, Maibaum und Klakendorf.
Zum Pfarrbezirk Tolkemit gehörten ausser der Stadt selbst nur noch Conradswalde, Gutsbezirk Luisenthal und die Försterei Wiek. Das bedeutet aber nicht, dass in der Kirche nicht auch aus anderen Orten getauft wurde.
Über den Verbleib der "neueren" Kirchenbücher ist nichts bekannt. Genealogisch ist das auch unerheblich, weil in der Marienburg (Staatsarchiv Elbing) die Standesamtsbücher für die Zeit 1874 bis 1908 einsehbar sind.
Für Ungeübte sind die katholischen Kirchenbücher schwer lesbar, - schrieben doch die katholischen Pfarrer bis in die neuere Zeit ihre Eintragungen in Latein. So werden sowohl viele der Namen latinisiert (Jacob-Jacobus, Peter-Petrus, Johann-Joannes…), als auch Berufe (calcant = Balgentreter; pistor = Bäcker, proprietarius = Eigentümer, sartor = Schneider, Sutor = Schuhmacher, colonus = Bauer oder Landwirt…)