Der Landkreis Elbing/Westpr.
Dorfgemeinschaft Lenzen
mit Succase

Ein erlebnisreicher Besuch in unserer Heimat


Vom 25.9. bis 4.10.2008 besuchten wir mit einer sechsköpfigen Reisegruppe aus den Dorfgemeinschaften Lenzen und Succase und deren Angehörigen unsere Heimat. Diese Reise wurde sorgfältig vorbereitet. Abseits von allem städtischen Trubel bezogen wir Quartier in dem wieder hergerichteten Bauernhaus von Dora und Kurt Mross in Dünhöfen (ehemaliger Hof der Eltern von Dora Mross, geb. Kunz).


Von hier machten wir uns täglich auf nach Lenzen, das Ausgangspunkt unserer Aktionen war. Unsere Ziele waren die Erfassung aller Gehöfte des Dorfes, einschließlich der Stellen, auf denen ehemals Häuser standen, die aber, meist durch die Kriegsereignisse abgebrannt waren; darüber hinaus die Erkundung von Wanderwegen für zukünftige Busreisen in die Heimat. Auch die zahlreichen Abbauten wurden alle aufgesucht.


Selbst die Überreste und jetzt leeren und teils auch wieder bebauten Plätze der Häuser und Höfe wurden gefunden und im Bild festgehalten. Kleine, mitten in den Feldern bewaldete Hügel, Gruppen von Fliederbüschen oder tiefe Kuhlen (ehemalige Keller) mit noch vorhandenen Zielsteinen und Kachelresten, gaben uns Hinweise. So erwanderten wir uns außer dem Dorfkern Lenzen auch den Bodenberg, Schwanenberg, Hohenhaff, Silberberg, Sandberg, Engberg Stadtberg und den Fuchsberg. Nördlich des Dorfes fanden wir die Reste des Vereinshofs, des Landschulheims, von „Veer Howe“ und des ehemaligen Gast- und Logierhauses „Waldhöhe“. Das Gut Panklau und die Ziegelei Dröse in Succase wurden ebenfalls erwandert und auf dem Rückweg auch das Forsthaus Panklau aufgesucht.


Unsere Wege führten uns über Stock und Stein, über Felder und durch Wälder, durch tiefe Schluchten, die man bei uns als „Grund“ bezeichnete, über Bäche und steile Hänge. Sie verliefen auch nicht ohne Stürze.


Ein besonderes Erlebnis war das Auffinden eines Gedenksteins auf dem Burgwall (Reste einer prußischen Fliehburg) nördlich des Dorfes Lenzen. Der Stein wurde 1935 von der Elbinger Altertumsgesellschaft dem Professor Robert Dorr aus Anlass seines 100. Geburtstages gewidmet und trägt die Aufschrift:










                                      


         


Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der Besuch des deutschen Friedhofs in Groß Steinort. Frau Grazyna Ribicka, Lehrerin am Tolkemiter Gymnasium, hatte, wie schon für den Friedhof in Cadinen, 18 Schüler gewinnen können, auch diesen Friedhof in ihrer Freizeit wieder herzurichten – eine bemerkenswerte Versöhnungsgeste gegenüber deutschen Vertriebenen! Eine neue Einzäunung ist geplant. Nach Abschluss der umfangreichen Arbeiten soll die feierliche Übergabe im Rahmen eines Gottesdienstes erfolgen.






































Ein Besuch bei der Deutschen Minderheit und des Museums in Elbing gehörten natürlich auch zu unserem Programm.


Die Bilder unserer Reise sollen anlässlich des 32. Treffens der Dorfgemeinschaft Lenzen, das im Jahre 2009 zum 3. Male mit der Dorfgemeinschaft Succase durchgeführt wird, gezeigt werden.


Günther Kuhn



Bild 1: Gedenkstein auf dem Burgwall



Bild 4: Auf den Gleisen der

stillgelegten Haffuferbahn

Bild 5: Der Hafen

von Hohenhaff


Bitte beachten Sie folgenden Artikel aus Polen!

Bild 2: Schüler versetzen  den Friedhof von Groß Steinort  in einen würdigen Zustand


Frau Elsbeth Rupf, geb. Quizzorek, früher wohnhaft auf dem zu Lenzen gehörenden Schwanenberg, hatte aus Freude über das kürzlich erfolgte Wiederfinden ihres in Groß Steinort geborenen Vaters 300 Euro gespendet, um den Kauf eines Beamers für die an den Arbeiten beteiligte Schulklasse zu ermöglichen. Ein Onkel von Frau Rupf ist auf dem Friedhof beigesetzt  worden und auch eine Teilnehmerin an unserer Reise musste nach Kriegsende ihre an Typhus verstorbene Mutter auf diesem Friedhof begraben. So wurde die Spende von unserer Reisegruppe ergänzt und das Gerät noch während unseres Aufenthalts gekauft.


Bild 3: Übergabe des Beamers

im Kulturhaus in Tolkemit


Der Beamer wurde am 13.10.2008 in unserem Auftrag im Namen des Heimatkreises Elbing-Land von Frau Hilda Sucharska, der Vorsitzenden der deutschen Minderheit in Elbing in Anwesenheit der gesamten Schüler- und Lehrerschaft des Tolkemiter Gymnasiums unter dem Namen „Johannes Paul II., des Vorsitzenden des Kreistages Elbing-Land, Ryszard Zaganski, und des Bürgermeisters von Tolkemit, Andrzej Lemanowicz, überreicht, da dieses in der Zeit unseres Aufenthaltes durch die Reisegruppe nicht mehr möglich war.

Unmittelbar anschließend wanderten wir bei herrlichem Sonnenschein auf den Gleisen der stillgelegten Haffuferbahn, vorbei an den weiten Schilfflächen und kleinen Häfen zur Linken und den herbstlich bunt gefärbten Wäldern an den Hängen der Elbinger Höhe von Groß Steinort nach Hohenhaff.


Ein Besuch der Deutschen Minderheit und des Museums in Elbing gehörten natürlich auch zu unserem Programm.


Es wurde uns von Tolkemit geschrieben:

Sie haben sich des evangelischen Friedhofs in Gr. Steinort angenommen

Wir sind Schüler des Gymnasiums unter dem Namen Johannes Paul II. Zusammen mit unserer Geschichtslehrerin, Frau Grazyna Ribicka, realisieren wir ein Projekt unter dem Titel „Spuren der Vergangenheit - Schüler adoptieren die Baudenkmale“. Dieses Projekt wurde durch das Zentrum für Bürgerbildung organisiert.

Unsere Gruppe hat sich für die Betreuung des in Vergessenheit gerateten Friedhofs in Groß Steinort entschieden. Die Aufgabe, den Friedhof in einen besseren Zustand zu bringen, ist garnicht so einfach.

Dziennik Elbląski vom 31.10.2008

Der Friedhof, den wir renovieren möchten, befindet sich neben einer ehemaligen prussischen Burg (beachten Sie hierzu die Anmerkung unten) mit schöner Aussicht auf die Elbinger Höhe, das Frische Haff und schöne Wälder. Als wir den Friedhof zum ersten Male besuchten, war er in einem sehr schlechten Zustand. 0,32 ha sind in der vergangenen Zeit ganz zerstört worden. Wir waren von dem Zustand des Friedhofs schockiert. Wir wollten sofort mit der Arbeit beginnen, mussten aber zuerst die Genehmigung des Denkmalpflegers erhalten - was uns gelungen ist - und fingen an.

Der erste Schritt war eine gründliche Säuberung des Geländes und eine Inventarisierung der Gräber. Wir kamen auf die Zahl von 94 Grabstellen. Für jedes Grab mussten wir viel Fleiß aufwenden, denn die Gräber sind durch folgende Generationen ausgeplündert worden. Für unsere Arbeit brauchten wir starke Arbeitskräfte und haben deshalb die Jugend aus dem Erziehungszentrum von Groß Steinort um Hilfe gebeten.

Das Gelände mit den Gräbern haben wir schon begradigt. Jetzt wollen wir noch eine Gedenktafel aufstellen. Wir haben schon viel gemacht  aber noch Vieles vor.

Wir wollen unser festgelegtes Ziel realisieren und glauben, dass unsere Tätigkeit dazu dienen wird, dass der Geist der Vergangenheit immer lebendig bleibt.


(Bemerkung der Redaktion: Diese Übersetzung ist sinngemäss und nicht wortwörtlich!)


Anmerkung:

Der Gr. Steinorter Friedhof, der im Jahre 1891 am Fuße des Silberberges angelegt wurde - vorher war der Friedhof in Dörbeck zuständig -, wurde nicht neben einer prussischen Burg, sondern auf historischem Grunde errichtet. Der „Sölwerbarg“, wie er von Einheimischen genannt wurde, war schon in vorgeschichtlicher Zeit eine Begräbnisstätte. Man fand Überreste von Steinkistengräbern und Gesichtsurnen die jener Zeit angehörten, da auf dem östlichen Höhenrande des unteren Weichseldeltas die Gepiden, ein Teilstamm der Goten, siedelten. Das waren Ostgermanen die aus Südschweden herüberkamen. Der Sölwerbarg war reiner Sandboden. Dort wuchsen nur Gestrüpp, Erd- und Blaubeeren.

Dass man die Toten in sandiges „reines“ Erdreich bettete hatte einen tieferen Sinn. Man verstreute an Sonn- und Feiertagen auch im Hause weißen Sand auf dem Fußboden. So wollte man auch den Toten ihr „Haus“ bereiten. Es gab auch einen kleinen Silberberg, der aber meistens als Kartoffelacker genutzt wurde.

Auf dem großen Silberberg wurde 1896 auch ein Glockenstuhl mit 2 Glocken errichtet. Die Glocken waren für 500 Mark von der evangelischen Gemeinde Pangritz-Colonie gekauft worden.

Robert Dorr

dem verdienstvollen Erforscher

unserer Frühgeschichte

zum 100. Geburtstag

geb. 4.9.1835  gest. 21.2.1919


Elbinger Altertumsgesellschaft


Dorfgemeinschaft Lenzen                                                                         Rastede im April 2009


Nachruf


Am 21. März 2009 starb in Celle-Bostel unser ehemaliger Sprecher der Dorfgemeinschaft Lenzen, Fritz Zimmermann, im Alter von 83 Jahren. Achtundzwanzig Treffen hat er, zusammen mit seiner Familie, im Raum Celle organisiert und zum größeren Teil auch selbst geleitet. Seine grenzenlose Heimatliebe war bestimmend für sein Leben und wurde auch von seiner Familie mitgetragen. Immer wieder hat er seine Heimat besucht und dort auch Kontakte zu den dort lebenden Menschen aufgebaut. Die Dorfgemeinschaft Lenzen verdankt ihm ihren Fortbestand.


Wir werden sein Andenken in Ehren halten


Günther Kuhn                                                                           Willi Kuhn

Dorfsprecher                                                                            stellvertretender Dorfsprecher