DREWSHOF
Man nimmt an, daß dieses Gut zu den ältesten ordenszeitlichen Siedlungen im Elbinger Kreis gehört. Noch ehe die Altstadt Elbing im Jahre 1246 ihre Handfeste vom Orden erhielt, wurde nämlich einem Ritter namens Johann von Pach, der 1232 mit dem Burggrafen von Magdeburg nach Preußen gekommen war, ein Gut von acht Hufen in der Nähe der Stadt Elbing verliehen. Es wird vermutet, daß dies Drewshof gewesen ist. Bewiesen ist es nicht.
Später muß das Gut in den Besitz der Altstadt Elbing gekommen sein. Wann, wissen wir nicht. 1246 jedenfalls, als Elbing sein Gründungsprivilegium erhielt, werden jene innerhalb des Stadtgebietes gelegenen acht Hufen des Johann von Pach der Stadt ausdrücklich vorenthalten. Möglicherweise ist Elbing erst 1457 durch das Hauptprivilegium in den Besitz dieser 8 Hufen gekommen.
1568 besaß hier Albrecht Drewes 6 Hufen, von ihm hat Drewshof wohl seinen Namen erhalten.
Um 1650 hieß der Besitzer von Drewshof Daniel Wider. Drewshof war damals ein zinsfreies Gut. Von Daniel Wider kam es an den Sebastian Stoltz, der 1664 Drewshof und Stolzenhof zusammen besaß. Er ließ sich vom polnischen König Johann II. Casimir Wasa (1648-68) am 26. Februar 1664 ein Privilegium über Drewshof ausstellen, welches das Gut als von jeher zinsfrei bezeichnet und von älteren verloren gegangenen Privilegien nicht nur der Könige von Polen, sondern auch des Deutschen Ordens spricht. Sie sollen sehr bedeutenden Vorrechte für das Gut enthalten haben, nämlich „die Freiheit, nach belieben Mühlen zu erbauen; Bier und andere Getränke nicht nur zu bereiten, sondern auch zu verführen und zu verkaufen; Wasser aus den städtischen Gewässern in die Teiche des Gutes zu leiten; freie Weidegerechtigkeit auf den Stadtwiesen; freie Jagd in den städtischen Waldungen, nebst freiem Bau- und Brennholz aus denselben; endlich Befreiung von Abgaben aller Art, ausgenommen die jährliche Zahlung von 40 polnischen Groschen an die Pfarrkirche.“ (Damit ist die St. Nikolaikirche in Elbing gemeint) Diese Vorrechte sollen in den älteren Privilegien enthalten sein; so behauptete wenigstens Sebastian Stoltz. Beweisen konnte er es nicht, denn jene Dokumente waren eben verloren gegangen. Aber da er beschwor, daß sich alles so verhalte, gab ihm der polnische König 1664 jenes Privilegium.
Von Sebastian Stoltz kaufte das Gut, das auch Rhieden genannt wurde, ein ehemaliger schwedischer Kapitän, der den Waffendienst aufgegeben hatte. Er hieß Coudin oder Cudin und hatte die Tochter eines Elbinger Advokaten, namens Lorenz, geheiratet. Er baute den Hof neu auf. Seine Witwe lebte noch lange auf den Gute. Nach diesem seinem Besitzer hieß Drewshof eine Zeitlang auch Cudinen- oder Cudynenhof.
Der Besitznachfolger der Witwe Cudins war ein Herr von Brodowski, der von dem letzten polnischen König Stanislaus Poniatowski (1764-95) am 24. März 1766 ein Privilegium erhielt, in dem ihm der Besitz des Gutes bestätigt wurde.
Ein späterer Besitzer hieß Kein. Nach diesen beiden hieß Drewshof zeitweilig auch Brodowskihof und Keinshof.
Dann kam das Gut in den Besitz von Johann Thomas Ferdinand Skriwinski, von dem es 1796 für 9000 Taler der Gutsbesitzer August Wilhelm Austigal erwarb, um es 1812 für 16 000 Taler an den Kaufmann Friedrich Reinhold Alsen zu veräußern. Die Familie Alsen gehörte zum sogenannten preußischen Patriziat Elbings. Damit sind zum Unterschied von dem Alt- Elbinger Patriziat, das zur polnischen Zeit die führende Rolle spielte, die Familien bezeichnet, die nach der preußischen Besitznahme der Stadt (1772) nach Elbing kamen und dort bald zu Reichtum und Ansehen gelangten. Der Reichtum der Familie Alsen war sprichwörtlich. Man pflegte zu sagen: „Eher kann das Wasser dem Haff ausgehen als das Geld den Alsens.“ Drewshof erbte 1856 Ludwig Alsen, der es 1889 seiner Witwe und seinen Kindern hinterließ. Drewshof ist das einzige Gut im Elbinger Kreis, das sich seit mehr als 100 Jahren im Besitz einer Familie befindet.
Innerhalb der Gemarkung Drewshof liegt im Westen noch eine selbstständige Besitzung von einer Hufe, die ursprünglich in Erbpacht war, außerdem im Südosten das kleine Grundstück „Eisenhammer Waldburg“. Das ehemalige freie Bürgergut Drewshof war neun Hufen groß. Wenn auch jene eine Hufe verpachtet wurde, so erhielt das Gut im 19. Jahrhundert doch beträchtlichen Zuwachs dadurch, daß Hellwigshof und das Restgut von Altreichfelde in einer Größe von drei Hufen in ihm aufgingen. Das heutige Gut Drewshof besteht also eigentlich aus drei Gütern: Drewshof selbst, Hellwigshof und Altreichfelde.
Vor Errichtung der Drewshöfer Schule besuchten die Kinder die Schulen in Pangritz-Kolonie. Da das manche Unannehmlichkeiten mit sich brachte, planten bereits 1830 die Gutsbesitzer von Drewshof, Neu-Eichfelde, Schönwalde, Gr. Röbern, Stolzenhof, Gr. Bieland, Roland, Kupferhammer und Freiwalde die Begründung eine Schule in Drewshof. Dieser Plan blieb unausgeführt. 1847 machte man einen nochmaligen Versuch, an dem sich jetzt außer den schon genannten auch noch die Besitzer von Tannenberg, Gr. Wesseln, Schesmershof, Plantage und Öhmkenhof beteiligten. Aber da die Regierung Schwierigkeiten machte, kam die geplante Schule wieder nicht zustande. Als Ludwig Alsen 1856 in den Besitz von Drewshof gelangte, berief er die Besitzer von Neu-Eichfelde, Gr. Röbern, Stolzenhof, Gr. Bieland, Roland, Freiwalde, Gr. Wesseln und Benkenstein und betrieb mit Energie die Begründung der Drewshöfer Schule. Nach einer Verhandlung mit dem Königlichen Domänenamt am 27. November 1856 erfolgte die Genehmigung der Regierung am 17. Januar 1857. Schulhaus wurde das alte Herrenhaus des Gutes Hellwigshof, das damals schon zu Drewshof gehörte. Der Schulraum war eine größere Oberstube. Die Lehrerwohnung befand sich im Erdgeschoß, wo auch noch Arbeiterwohnungen waren. Der erste Drewshöfer Lehrer Otto Telge, trat sein Amt am 1. September 1857 an. Die neugegründete Schule wurde am 13. Januar 1858 durch den Pfarrer Riemann aus Lenzen eingeweiht. Die ersten Schulvorsteher waren Alsen – Drewshof und Geysmer – Gr. Röbern. Der Lehrer Telge hatte folgendes Einkommen:
1. 120 Taler jährliches Gehalt und 3 Taler zu Schreibutensilien
2. freie Wohnung im Schulhause
3. freie Brennung und Heizung
Da dieses Einkommen dem Lehrer Telge zu gering war, ging er 1861 nach Streckfuß. Seine nächsten Nachfolger waren Kuhn, Börsch, Rose, Jahn und Dodenhöft. Als das alte zur Schule benutzte Herrenhaus von Hellwigshof unbrauchbar geworden war, wurde ein neues Schulgebäude erbaut, das am 2. Dezember 1880 durch den Pfarrer Michalik aus Lenzen eingeweiht wurde. Der Begründer der Schule Drewshof, Ludwig Alsen, der das Amt des dirigierenden Schulpatrons und Schulvorstehers bis dahin versehen hatte, legte dieses andauernder Krankheit wegen am 1. September 1888 nieder. Das Amt übernahm der Gutsbesitzer Vogt – Neu-Eichfelde, der es bis 1899 innehatte. 1896 wurde das alte Gutshaus von Hellwigshof, in dem 23 Jahre lang die Schule sich befunden hatte, abgebrochen.
Der Gutsbezirk Drewshof, der zum gleichnamigen Amtsbezirk gehört, hat heute (das war im Jahre 1925) 397 ha und 124 Bewohner.
( Hannelore Albuszies)
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