DER LANDKREIS ELBING   
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Neuheide


Da Neukirchniederung, Fichthorst und Friedrichsberg dieselbe Entstehungsgeschichte haben und auf der „neuen Heide“ eng zusammenliegen, sind sie hier gemeinsam behandelt worden.


Als in der polnischen Zeit die Dörfer Nogathau 1602 und Hoppenau 1632 auf den Fleischerweiden begründet worden waren, machte sich bald das Bedürfnis nach einer Kirche geltend. Für die beiden neugegründeten Dörfer sowohl wie auch für Wickerau, Kerbswalde und Kerbshorst lagen andere Kirchen zu weit entfernt. Der Rat beschloß, in der sogenannten „Lahmehandschen Heide“, auch „Neue Heide“ genannt, ein Gotteshaus zu errichten. Bürgermeister Israel Hoppe, Außenkämmerer Sigismund Meienreis und Landrichter Heinrich Horn leiteten die Ausführungen des Baues. Im Frühjahr 1641 wurde er begonnen und im Herbst war er schon fertig. Am 17. November 1641 konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Ratsherren und Mitglieder der Elbinger Bürgerschaft hatten durch freiwillige Beiträge für eine würdige Ausschmückung des Gotteshauses gesorgt. Ein Elbinger Dichter, der Ratsherr Friedrich Zamehl, († 1647) hat in einem Gedicht die Einweihung der Kirche zu Neuheide geschildert.


Der erste Neuheider Geistliche war Nikolaus Bachmann, der 1639 Pfarrer in Jungfer geworden war, hier aber schon 1640 durch ein schweres Brandunglück sein ganzes Hab und Gut verloren hatte. Er blieb nicht lange in Neuheide. Bereits 1643 kam er nach St. Annen in Elbing, wo er 1652 starb. Sein Nachfolger, Joachim Hannemann, kam 1643 von Lenzen. Im zweiten schwedisch-polnischen Kriege (1655-60) konnte Hannemann in den Jahren 1658-1660 nicht seines Amtes walten. Die Kriegsunruhen ließen es nicht zu. Hannemann starb 1665 als Pfarrer von Neuheide. Von 1689 bis 1704 hatte diese Kirche einen ganz hervorragenden Organisten, Nikolaus Schröter mit Namen. Er hatte in Leipzig seine Ausbildung genossen. 1737 starb er als Organist in Marienburg.


1804 erhielt Neuheide ein neues Gotteshaus in Steinfachwerk mit Ziegeldach. 1901 erbaute die Kirchengemeinde noch ein besonderes Gemeindehaus; es ist das einzige im Landkreis.


In der polnischen Zeit gehörte Neuheide zum Landrichteramt. Auf der diluvialen sandigen Erhebung siedelten sich allmählich Kätner an. Es entstanden die Ortschaften Neukirchniederung, Fichthorst und Friedrichsberg. Bis 1799 bestand bei Neukirch eine Fichtenheide, die der Stadtkämmerei gehörte. Der Elbinger Ratsherr Gottfried Zamehl sah sie 1660 als ein junges Fichtenwäldchen. 1799 war sie ein mehr als 6 ¼ preußische Hufen Großer Wald. Er wurde von der Kämmerei sehr geschont, um das Holz bei Dammbauten verwenden zu können. Aber das hatte wenig Zweck; denn es wurde hier entsetzlich gestohlen. Die Diebstähle nahmen schließlich so überhand, dass der Elbinger Magistrat 1798 seinen Oberförster Graff in Schönmoor zu einem Gutachten veranlasste, ob es nicht geraten wäre, den ganzen Wald zum Ausroden zu verkaufen. Der Oberförster berichtete, der Wald wäre nicht zu erhalten. „An Nachwuchs wäre hier nicht zu denken, die Leute wären so verwildert, ließen sich nicht bändigen und brauchten, wenn sie bei Diebstählen ertappt würden, Gewalt. Selbst an den Tagen, wo er mit den des Diebstahls Angeklagten zu Rathause gewesen, wäre von andern gestohlen worden. Und die Nähe des Forstes, an welchem und in welchem sie wohnten, vereitele alle Aufsicht. So werde das Holz immer weniger, und da nichts zuwachsen könne, so müsse der Forst zuletzt ganz eingehen“. Der Holzbestand betrug damals 3596 Stämme. Die westpreußische Kriegs- und Domänenkammer genehmigte 1799 den Verkauf des Waldes, auch das Ministerium gab seine Bestätigung. Das Holz wurde noch im Sommer verkauft und brachte 3701 Taler. 1802 wurde das abgeholzte Land an 124 Erbpächter ausgegeben. Meistens wurden ¾ Morgen zu Baustellen ausgegeben. Das jährliche Erbpachtgeld sollte der Kämmerei zu gute kommen. Erst 1826 aber wurden die Erbverschreibungen ausgestellt.


Die Schule in Neukirchniederung ist wohl in demselben Jahr begründet worden wie die Kirche, nämlich 1641. Das Patronat hatte bis 1810 der Elbinger Magistrat, seitdem der preußische Fiskus. Seit 1808 bietet die Chronik Nachrichten über die Lehrer, die an dieser Schule gewirkt haben. Die Chronik selbst ist aber erst 1888 angelegt worden. Von 1808-1847 wirkte als Lehrer in Neukirchniederung Jacob Gehrmann, der 1845 sein 50 jähriges Amtsjubiläum feierte. Ihm folgte sein Sohn Eduard Gehrmann, von 1847-1887, der 1887 ebenfalls sein 50 jähriges Amtsjubiläum feierte.


1820 wurde das alte Schulhaus aufgeschraubt und zurechtgebaut. Am 30. Juni 1850 brannte es ab; das Feuer war im benachbarten Gasthaus entstanden. Das damals erbaute Wohnhaus, ein Holzschurzbau, steht heute noch. Die Schule wurde 1860 Halbtagsschule. 1877 wurde der Teil des Hauses, in dem das Klassenzimmer sich befand, abgebrochen und ein massiver Anbau für zwei Klassen errichtet. In diesem Jahr wurde die bis dahin einklassige Schule zweiklassig. 1886 wurde eine dritte Klasse eingerichtet, die in Fichthorst unterrichtet wurde. 1896 mußte sie von dort nach Neukirch übersiedeln. Die drei Klassen wurden von zwei Lehrern unterrichtet. 1900 bekam Aschbuden eine eigene Schule; bis dahin hatte es zum Schulverband Neukirch gehört. 56 Kinder aus Aschbuden verließen damals die Neukircher Schule.


Die Schule Fichthorst wurde 1834 errichtet. Ein Katengrundstück wurde zur Schule eingerichtet. Seit 1835 war sie Halbtagsschule. 1874 wurde eine Schulchronik angelegt, die aber während der großen Überschwemmung in der Schule Sommerau, wohin sie verliehen worden war, ein Opfer der Fluten wurde. Eine neue Schulchronik wurde 1890 geschaffen. Bis 1834 besuchten die Kinder aus Fichthorst und Friedrichsberg die einklassige Schule in Neukirchniederung. Als aber die Schülerzahl in Fichthorst zunahm, faßte man den Plan, in Fichthorst eine eigene Schule zu begründen. Deshalb wurde der Schulz in Fichthorst schon 1825 veranlaßt, eine Liste der schulpflichtigen Kinder aufzustellen. Er führte deren 60 auf. Der erste Lehrer der an der 1834 errichteten Schule hieß Breßgott; er kam aus Reichfelde und wurde vom Neuheider Pfarrer Weichmann (1831-1866 in Neuheide) am 20. September 1834 in sein Amt eingeführt. Das Königliche Rentamt setzte durch den damaligen Domänenrentmeister Taureck in demselben Jahr das Gehalt für den Lehrer fest. Jeder Eigentümer hatte jährlich 20, jeder Einwohner 10 Silbergroschen an den Lehrer zu zahlen. Fichthorst hatte damals 86 Eigentümer und 31 Einwohner, Friedrichsberg 21 Eigentümer und 11 Einwohner. Die Wohnung des Lehrers wurde mit 5, sein Garten mit 10 Talern bewertet. So hatte er ein Jahreseinkommen von 101 Talern. Schon 1835 erhielt Fichthorst einen neuen Lehrer, der Pillasch hieß. 1837 folgte ihm bereits der Lehrer Wettermann aus Pangritzkolonie, der bis zu seinem Tode 1870 in Fichthorst blieb. 1870 kam Lehrer Berg hierher, der bis 1921 im Amt blieb. Er hatte zunächst 222, im Jahre 1873 sogar 301 Kinder ganz allein zu unterrichten. Das Schulhaus war eine jämmerliche Hütte. Es wurde 1874 verkauft und eine dreiklassige Schule erbaut, die am 12. Oktober 1874 eingeweiht wurde. Noch in demselben Jahre wurde eine zweite Lehrerstelle eingerichtet. 1878 bekam die Schule den dritten Lehrer. 1879 brannte das Schulhaus ab, die Ursache des Feuers blieb ungeklärt. 1880 wurde das neue vierklassige Schulgebäude, das nach dem Muster des Schulhauses in Pangritzkolonie erbaut worden war, bezogen. 1886 erhielt die Schule eine vierte Lehrkraft.


1886 wurde die Gemeinde Fichthorst zu einem Teil des domänenfiskalischen Gutsbezirks „Elbinger Territorium“ erklärt. Der Fiskus war der Gutsherr. Statt des Gemeindevorstehers gab es hinfort einen Gutsvorsteher-Stellvertreter in Fichthorst. Der bisherige Gemeindevorsteher Peter Krause wurde mit diesem Amt betraut. Er wurde auf 6 Jahre bestätigt und bezog aus der Königlichen Domänenkasse ein Jahresgehalt von 600 Mark. Ebenso wurden Neukirchniederung und Friedrichsberg 1886 zu Teilen des domänenfiskalischen Gutsbezirks „Elbinger Territorium“ erklärt und erhielten Gutsvorsteher-Stellvertreter.


Zum Jahre 1888 bei der großen Überschwemmung bildete die hochgelegene neue Heide mit den Ortschaften Neukirchniederung, Fichthorst, Friedrichsberg und Neuhof eine Insel in den sie umgebenden Wasserfluten, die vielen Überschwemmten zur Zufluchtsstätte wurde.


Die Volkszählung von 1890 ergab für Fichthorst 96 bewohnte Häuser mit 991 Einwohnern, für Friedrichsberg 24 Häuser mit 211 Einwohnern und Neukirchniederung 63 Häuser mit 556 Seelen.


Von 1891 – 1896 war Neuhof nach Fichthorst eingeschult, da damals dort das Schulhaus gebaut wurde. 1900 bekam Fichthorst eine sehr gute Verbindung mit Elbing. Ein elektrischer Motorwagen verkehrte täglich dreimal. Bei der Volkszählung in diesem Jahr wiesen Fichthorst 976, Friedrichsberg 205, Neukirch 522 Einwohner auf.


Heute (1925) haben Neukirchniederung 36 ha und 510 Einwohner, Fichthorst 46 ha und 844 Einwohner, Friedrichsberg 11 ha und 186 Einwohner Neukirch gehört zum Amtsbezirk Oberkerbswalde, Fichthorst und Friedrichsberg gehören zum Amtsbezirk Neuhof.



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Eingesandt von Frau Ivonne Korth