DER LANDKREIS ELBING   
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TERRANOVA (1)

Zwischen den Mündungen des Elbing und der Nogat nördlich vom Herrenpfeil war im Laufe der Zeit ein großes Gebiet angelandet, das ohne Deiche dalag. Nur das Rohr war hier zu nutzen. Der sonstige Ertrag belief sich jährlich auf nur 34 Taler. Das war sehr wenig bei dem umfangreichen Gebiet. Daher kam der weitsichtige und unternehmende preußische Intendant, der bekannte Hofrat Pöhling, auf den Gedanken, dies Gebiet durch Erbpacht zu erwerben und urbar zu machen. Er führte seinen Plan 1741 aus. In diesem Jahr ist also Terranova begründet worden. Pöhling erbpachtete von der preußischen Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg, die als zuständige Behörde das im Pfandbesitz Preußens befindliche Elbinger Landgebiet verwaltete, mehr als neun Hufen. Er hatte bei seinem Unternehmen noch einige Teilhaber. Die Erbpächter sollten auf ihre Kosten das Land eindeichen, roden und mit Gräben versehen. Von dem so urbar gemachten Lande sollten sie nach fünf Freijahren jährlich für jede Hufe 25 Taler Erbpacht zahlen. Das gesamte Pachtgeld betrug jährlich etwas mehr als 241 Taler; von dieser Summe sollte 50 Taler die Elbinger Kämmerei haben, der bisher die Rohrnutzung zugestanden hatte. Das übrige Geld ging in die preußische Territorialkasse. Etwas über zwei Hufen konnten nicht eingedeicht werden. Daher bestimmte Friedrich der Große 1748 durch Kabinettsordre, daß für sie der Zins zu erlassen wäre. So brachte das Gebiet jährlich nur 188 Taler. Pöhling erhielt noch eine neue Anlandung von mehr als dreieinhalb Hufen gegen etwas mehr als 11 Taler jährliche Pacht. Das gesamte Gebiet brachte somit jährlich 200 Taler Pacht. Von Hofrat Pöhling bekam es auch seinen Namen. Er nannte es Terranova, d. h. Neuland.


Nun hatte die preußische Regierung das ganze Land ausgegeben. Besaß sie aber überhaupt ein recht dazu? Sie hatte doch das Elbinger Landgebiet nur in Pfandbesitz. Im übrigen war noch die Stadt Elbing Besitzerin und Grundherrin des Territoriums. Pöhling war ein vorsichtiger Mann. Er wünschte auch noch vom Elbinger Rat eine Besitzbestätigung für Terranova. Der von dem Hofrat sehr abhängige Rat gab ihm die gewünschte Verschreibung 1751. Der Rat machte noch den Zusatz, daß noch eine Erhöhung des jährlichen Pachtzinses, falls jene dreieinhalb Morgen eingedeicht und urbar gemacht werden sollten.


Als Hofrat Pöhling starb, erbte mit seinen übrigen Besitzungen seine Witwe auch Terranova. Als sie mit dem Major von Luck eine zweite Ehe einging, kam Terranova in dessen Besitz. Als er starb, veräußerten seine Erben 1760 Terranova an den General Georg Wilhelm Baron von Goltz, der von 1742 bis 1765 Starost von Tolkemit war. Er konnte den Besitz nicht halten und verkaufte ihn schon 1765 an General von Fischer.


So ging das Gut Terranova 1772 in die preußische Zeit hinüber. 1783 kaufte es der Elbinger Kaufmann Michael Fromme. Dann kam es durch Erbschaft an den Kriegsrat Beyme. Er erhielt die neu angelandeten teile 1796 auf sechs Jahre in Pacht für 488 Taler. 1801 waren diese neuen Ländereien 1699 Morgen groß. 1803 erwarb er sie zu denselben Bedingungen, wie sie die Verschreibung des Elbinger Rats von 1751 für jene dreieinhalb Hufen vorsah. Die neuen Anlandungen erhielten den Namen Neu-Terranova, die alten schon urbar gemachten Alt-Terranova. Bis 1808 hatte Beyme das neue Gebiet einzudeichen und urbar zu machen. Als jährliche Abgabe für Alt-Terranova hatte Beyme 266 Taler, für Neu-Terranova 1152 Taler zu zahlen. Ferner hatte er an Einkaufsgeld für dies neue Gebiet 1575 Taler zu entrichten.


Das Erbpachtverhältnis hörte für Alt-Terranova 1837, für Neu-Terranova 1858, endgültig 1863 auf.


Terranova kam nach Beyme in die Hände des Kommerzienrats Abegg; dessen Wirtschaftsschreiber Buchhorn pachtete von ihm das Gut. Die Bewohnerzahl Terranovas nahm sehr zu, da viele kleine Parzellen an Siedler ausgegeben wurden. Das Gut ging dann durch Kauf in die Hände des Gutsbesitzers Gotthard Geysmer über, dessen Sohn Gerhard es später übernahm. Gotthard Geysmer erbaute 1839 an der Seehundsrinne ein Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden und richtete ein Vorwerk ein. 1853 verkaufte er einen Teil des Gutes an den Gutsbesitzer Ruhnke. Alt-Terranova kam 1855 in den Besitz des Gutsbesitzers Crohn. In den 1850er und 1860er Jahren gab es in der Gemarkung Terranova zwei Güter: Alt- und Neu-Terranova und außerdem das Dorf Terranova mit 54 Bauern und Kätnern, die damals etwa 270 Morgen von Alt-Terranova und 75 Morgen von Neu-Terranova innehatten.


Unter Überschwemmungen hatte Terranova besonders 1834, 1850, 1876 und 1888 zu leiden.

1906 erhielt Terranova zur großen Freude seiner Bewohner eine Chaussee, die von der Fähre am Elbing zur Nogat führt. An Stelle jener Fähre wünscht man aber sehr eine Brücke.

1911 und 1912 wurde das Gut Neu-Terranova aufgeteilt, 197 das Restgut nach Alt-Terranova eingemeindet. Seitdem gibt es nur eine Gemeinde Terranova.


Die Schule Terranova ist 1832 begründet worden. Jener Wirtschaftsschreiber und spätere Pächter Terranovas, Buchhorn, hielt sich für seine Kinder einen Hauslehrer namens Reiß, der auch die übrigen Kinder der Ortschaft mit unterrichtete. Es bestand damals schon das Bedürfnis nach einer öffentlichen Schule. Der Kommerzienrat Abegg als Besitzer Terranovas sollte eine bauen und erhielt von der Regierung als Beihilfe einige hundert Taler. Durch Tausch erwarb er das Grundstück des Kätners Albrecht und richtete es zur Schule ein. Der Privatlehrer Reiß wurde von der Regierung als öffentlicher Lehrer bestätigt. Während der Besitzzeit des oben genannten Gutsbesitzers Grohn wurde nach 1855 ein neues Schulgebäude errichtet. 1888 litt es sehr durch die Überschwemmung. Die Schülerzahl wuchs andauernd. Daher beschloß man, die alte Schule abzubrechen und eine neue zweiklassige zu erbauen. Sie kam 1898 zustande.

Die Gemeinde Terranova hat heute (das war im Jahre 1925) 932 ha und 443 Bewohner.



Terranova 2. Terranova 2.