DER LANDKREIS ELBING   
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SCHÖNWALDE


Zur Ordenzeit lagen hier zwei Dörfer: Alt- und Neu-Schönwalde. Ihre Namen hatten sie von dem schönen Wald, der ihre Gemarkung völlig einschloß. Handfesten der Dörfer sind nicht vorhanden.


Alt-Schönwalde wurde wahrscheinlich 1295 begründet. Aus seinem Namen ist zu schließen, daß es älter ist als das 1298 gegründete Neu-Schönwalde.


Um 1300 zahlte Alt-Schönwalde erst fünf Mark acht Skot 20 Pfennig Zins.

(1 Mark = 24 Skot = 720 Pfennig; 1 Skot = 30 Pfennig).

Es hatte um 1400 fünfundzwanzig Hufen.


In Neu-Schönwalde wurden zwischen 1292 und 1299 für 20 Hufen 10 Mark Zins gezahlt. Bernhard Helmsleger besaß hier um 1300 erst zwei, dann drei Hufen, für die er eine bezw. eine und eine halbe Mark zinste. Um 1400 hatte Neu-Schönwalde 23 Hufen.


Schon in der Ordenszeit gehörte Schönwalde zum Gebiet der Stadt Elbing. Es lag im Außenkämmeramt der Stadt. Zum Amtsbezirk des Außenkämmerers gehörte es auch in der polnischen Zeit.


Wann und weshalb aus den beiden Dörfern Güter wurden, weiß man nicht. Man kann nur vernuten, daß die Bauern in Schulden bei Elbinger Bürgern gerieten, die dadurch in den Besitz der Ländereien kamen. Möglicherweise hat auch, - wie das häufig der Fall war – der schreckliche 13jährige Krieg (1454-66) den Dörfern ein Ende bereitet, deren Gefilde dann jahrzehntelang wüst lagen, bis sie von der Stadt an Patrizier als freie Bürgerhöfe ausgegeben wurden.


Ein Teil von Alt-Schönwalde befand sich im Besitz der Familie Goyer. Daher wurde dieser Teil auch Goyershof genannt. Einen anderen Teil besaß die Ratsfamilie Hoff, die 1750 ausstarb. 1747 besaß das Gut der Ratsherr Heinrich Hopp, dem in diesem Jahr sein Besitz vom polnischen König August III. bestätigt wurde. Wenn die Erinnerung an diese Familie Hopp der Bevölkerung auch schon längst verloren gegangen ist, etwas gab es doch, was wenigsten die früheren Generationen noch an sie erinnerte: Das war der Krug in Alt-Schönwalde, der im Volksmunde nie anders als der Hoppenkrug hieß. Es darf vermutet werden, daß auch die Hoppenbeek nach jener Familie ihren Namen führt.


Die Entfernung vom Pfeifenbrunnen in Elbing bis zum Schönwalder Krug sollte gerade eine Meile betragen, wie im 18. Jahrhundert immer wieder erwähnt wird.


Neu-Schönwalde besaß am Ende des 17. Jahrhunderts der ehemalige schwedische Oberst Johann Forbes. Nach seinem Tode heiratete seine Tochter Sophia den polnischen Kapitän Wilhelm Albrecht von Polentz, der damit in den Besitz des Gutes kam. Nach ihm hieß Neu-Schönwalde um 1700 Polentzenhof. Um 1715 besaß das Gut der Balgaer Amtsschreiber Henseling, dann der Kommissar Schacht. Von ihm erbte das Gut sein Schwiegersohn, der Rittmeister von Reibnitz. Er verkaufte es etwa 1736 an den polnischen Obersten Friedrich Wilhelm Freiherrn von Wangenheim. Vorher soll das Gut noch im Besitz einer freiherrlichen Familie von Ow gewesen sein. Doch ist das eine ungewisse und ganz unverbürgte Nachricht. Der Freiherr von Wangenheim baute Neu-Schönwalde ganz neu auf; der alte Hof nach dem Garten zu wurde dabei in die neue Anlage mit hineinbezogen. Wangenheim, nach dem Neu-Schönwalde auch Wangenheimshof hieß und der auch noch Gr. Wogenap besaß, starb am 11. Mai 1743 auf einer Reise in Wengrow in Polen. Er wurde mit militärischen Ehren am 22. Mai vor dem Altar zu Dörbeck beigesetzt. Über der Sakristeitür wurde ein schönes Epitaphium angebracht, das man noch heute sieht. Wangenheims Sohn und Erbe war polnischer Major. In seinem Besitz ging Neu-Schönwalde 1772 in die preußische Zeit hinüber. Von ihm, dem königlich polnischen Obristwachtmeister Karl August Freiherr von Wangenheim und seiner Frau Regina geb. Lehmann erwarb 1788 das Gut für 17 500 Taler der Bankdirektor Gotthilf Christoph Struensee, der später geadelt wurde. Seine Frau stammte aus der Elbinger Patrizierfamilie Sieffert. Er war ein Bruder des bekannten dänischen Ministers, der 1772 hingerichtet wurde.


Neu-Schönwalde hatte bis dahin die Weidegerechtigkeit in Eggertswüsten gehabt. Struensee verzichtete auf sie und erhielt dafür ein Stück dieses der Stadt Elbing gehörigen Waldes. 1796 erwarb Struensee auch noch Alt-Schönwalde und zwar von der Mälzenbräuerwitwe Regina Dorothea Boy, geb. Feyerabend, für 16 816 Taler. So waren also nun Alt- und Neu-Schönwalde in einer Hand vereinigt. Zu Schönwalde kam weiter noch hinzu der Elbinger Kämmereiforst Scheerswüsten (Scheerswüsten ist heute Unterwald), in dem Alt-Schönwalde schon seit alters sein Vieh weidete. Weiter vergrößerte Struensee seinen Besitz dadurch, daß er von dem Besitzer Alt-Eichfeldes, August Wilhelm Austigal, 1803 noch fünf Hufen für

10 666 Taler hinzukaufte.


Zu den napoleonischen Kriegszeiten hatte Schönwalde sehr zu leiden. Einmal mußte Struensee seine Pferde im Eiskeller verstecken, um sie vor den Feinden zu retten. Unterhalb des Gartens, wo jetzt die Fohlenkoppeln sind, befand sich zur Zeit der Befreiungskriege ein großes Kosakenlager. Um die Biwakfeuer zu unterhalten, waren sämtliche Zäune abgerissen worden.


Links vom Garteneingang vor dem Giebel des Inspektorhauses in Neu-Schönwalde stand früher eine alte Linde, die schon im 18. Jahrhundert berühmt war. In den Zweigen dieses großen alten Baumes war ein Altan errichtet. Auf ihm soll der Schwedenkönig Karl XII., der 1703 Elbing besetzte, mit seinem Gefolge getafelt haben. Napoleon I. zog es vor, mit seinen Generälen im Schatten des Baumes zu frühstücken, da ihm der Aufbau in den Zweigen zu gebrechlich vorkam.


Struensee wohnte in Alt-Schönwalde. Als ihm aber hier ein Söhnchen durch Sturz aus dem Fenster ums Leben kam, verließ er das Haus und zog nach Neu-Schönwalde, wo er die letzte Zeit seines Lebens zubrachte.


Wie es zu Zeiten des Bankdirektors Struensee in Schönwalde aussah, wissen wir aus einer Schilderung Gerhard Geysmers, der später von seinem Vater Gotthard Geysmer Terranova bekam und, nachdem er dieses Gut verkauft hatte, Elbinger Stadtrat wurde. Er kam 1829 aus Polen, wo die aus Hamburg stammende Familie Geysmer damals noch wohnte, in die Elbinger Gegend, um Haff- oder Drausenrohr zu kaufen und bei dieser Gelegenheit Zuchtschafe mitzunehmen, denn die Schafzucht stand damals bei uns in hoher Blüte. Vom Elbinger Kaufmann Gottlieb Baum wurde Gerhard Geysmer nach Schönwalde gebracht, denn Bankdirektor von Struensee war als großer Schafzüchter bekannt. Er lieferte besonders feine Wolle. Die Fahrt nach Schönwalde ging ununterbrochen durch Wald, der schon dicht hinter der Stadt begann. Struensee war nicht in seinem Hause, sondern mußte aus dem Schafstall geholt werden. Er erschien mit Schmierstiefeln, in einem Schafpelz ohne Stoffbezug. Dies war die übliche Kleidung beim Wollesortieren. Er führte seine Gäste in sein Haus, in dem alle Zimmer nur geweißt waren, und bewirtete sie mit Tee und Schwarzbrot. Wegmann, der seit 1835 Schönwalde besaß, ließ die Wände der Zimmer in verschiedenen Farben ausspritzen. So bescheiden lebte man damals.


Als Gotthilf Christoph von Struensee am 3. April 1829 gestorben war, beerbte ihn sein Sohn Johann Ferdinand. Dieser besaß die schöne Begüterung aber nur sechs Jahre, denn 1835 ereilte ihn der Tod. Schönwalde besaßen nunmehr die beiden Schwestern Johann Ferdinands, Frau Landschaftsdirektor von Dewitz und die Kaufmannswitwe Marchand. Sie verkauften aber noch in demselben Jahr 1835 ihren Besitz dem Gutsbesitzer August Rudolph Wegmann für 36 000 Taler. Der Kauf umfaßte die Güter Alt- und Neu-Schönwalde, das gesamte tote und lebende Inventar, alle Vorräte in den Scheunen und auf den Schuppen, die Orangerie, sowie alle sonstigen Blumen und Gewächse in den Gärten. Von Wegmann kaufte bereits 1842 der Gutsbesitzer Andreas Gotthard Geysmer die Güter Schönwalde und Bollwerk für 56 000 Taler.


Die Familie Geysmer kam aus Polen und war sehr reich. Sie erwarb in der Elbinger Gegend umfangreichen Grundbesitz. Gotthard Geysmer hatte vier Söhne: Heinrich, Gerhard, Viktor und Otto. Jeder von ihnen übernahm eins der väterlichen Güter. Der letzte in unserer Gegend, Percival, der Sohn Ottos, verkaufte 1904 den letzten Besitz, Schönwalde. Den Familienbesitz der Geysmer zu verdeutlichen, dazu folgende Übersicht:


Gotthard Geysmer kaufte Terranova, 1842 Schönwalde und Bollwerk, 1844 Gr. Röbern. Heinrich Geysmer übernahm Kl. Wogenap und verkaufte es 1862. Gerhard Geysmer übernahm Terranova und verkaufte es an seinen Neffen Percival Geysmer. Otto Geysmer (gest. 1898) übernahm Gr. Röbern. Percival Geysmer erbte 1871 Schönwalde, 1898 Gr. Röbern, verkaufte Gr. Röbern 1902, Schönwalde 1904.


Bereits 1842, als Gotthard Geysmer Schönwalde erworben hatte, übernahm sein Sohn Viktor dies Gut zur Bewirtschaftung. Viktor lebte von 1810 bis 1871. In seinen Besitz kam Schönwalde allerdings erst 1856 nach dem Tode des Vaters.


Viktor Geysmer war ein bedeutender kunstverständiger und weitgereister Mann. Er erbaute in den 1860er Jahren in Neu-Schönwalde das schöne, stattliche Gutshaus im Renaissancestil in Nachbildung eines italienischen Hauses in Bellagio. Der Bau wurde von zwei Berliner Architekten, von der Hude und Hennike, ausgeführt. Das Neu-Schönwalder Gutshaus wurde durch Viktor Geysmer zu einer Sammelstätte von Kunstschätzen. Vor allem Gemälde alter Meister, wie z.B. Rembrandt und Memling, sammelte der kunstsinnige Herr von Neu-Schönwalde. Auch sonst verschönte er seine Besitzung. Der Park wurde gartenkünstlerisch ausgestaltet. Leider wurden die gesammelten Kunstschätze nach Viktors Tod nach und nach wieder zu billigem Preis in alle Welt verstreut.


Geysmerode ist 1846 von Otto Geysmer, der in Gr. Röbern saß, begründet worden. Viktor Geysmer hatte hier 300 Morgen Wald ausroden lassen, nachdem Wegmann schon 100 Morgen rechts vom Wege nach Koggenhöfen gerodet hatte. Auf jenen 300 Morgen begründete Otto Geysmer eine Ziegelei, das heutige Geysmerode. Es wurde später zum Vorwerk des Gutes.


Die Wassermühle im Unterwalde ließ Viktor Geysmer 1854 erbauen.


Noch vor 1860 erwarb Viktor Geysmer ein Stück Waldland am Geizhals gelegen von Neu-Eichfelde. 1860 ließ er den Turm am Geizhals errichten. Geizhals wurde seiner herrlichen Lage wegen zum beliebten Ausflugsort der Elbinger.


1806 erbaute Viktor Geysmer auch den hübschen Gartenpavillon in antikem Tempelstil, der noch heute eine Zierde der Gegend ist. Hier wohnte der Gutsherr, als 1862 das obere Stockwerk auf sein Wohnhaus gesetzt wurde.


Als Viktor 1871 gestorben war, erbte das Gut sein Neffe Percival, der Sohn seines Bruders Otto in Gr. Röbern. Das Gut wurde damals gerichtlich mit 240 000 Mark bewertet. Percival bewirtschaftete Schönwalde von 1874 bis 1904.


Den sogenannten Hahnensprind, zwischen Alt- und Neu-Schönwalde gelegen, trat Percival Geysmer an die Stadt Elbing ab. Er erhielt dafür ein gleich großes Stück Waldland in Eggertswüsten und eine Geldentschädigung. Der Hahnensprind war der Stadt Elbing für ihre Wasserversorgung von großer Wichtigkeit.


Im Jahr 1904 erwarb Ernst Buchler Schönwalde durch Kauf für 550 000 Mark. 1912 wurde das Gut in drei Stücke geteilt. Geysmerode mit Geizhals und den Waldungen blieb in den Händen des bisherigen Besitzers; Neu-Schönwalde und Alt-Schönwalde wurden als zwei getrennte Güter verkauft. Neu-Schönwalde ist im Besitz von Eduard Kottow. Alt-Schönwalde ist im Besitz von Eduard Brauer. Das Gutshaus von Alt-Schönwalde, das seit der Struenseezeit nicht mehr bestanden hatte, wurde wieder erbaut.


Der Gutsbezirk Schönwalde hat heute (das war etwa im Jahre 1925) 817 ha und 206 Bewohner.






(         Hannelore Albuszies)

Dörfer im Landkreis.